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Die goldene Meile

Die goldene Meile

Titel: Die goldene Meile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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der Lada ist ein russisches Auto?« »Ein Lada kann den Wert eines ganzen Häuserblocks herabsetzen. «
    »Das wusste ich nicht.«
    »Ich meine, wurden Sie hierher abgeschleppt?« »Ich fahre nur durch.«
    »Ich wusste es. Der Durchgangsverkehr ist das Schlimmste. Warum haben Sie angehalten?« »Wir setzen hier Ratten aus.« »Das reicht. Ich rufe die Security.«
    Arkadis Handy klingelte. Da er mit einem Rückruf von Schenja rechnete, meldete er sich, ohne einen Blick auf das Display zu werfen.
    »Vielen Dank«, sagte Surin. »Sie nehmen tatsächlich ab. Das ist wie ein Geburtstagsgeschenk, nur besser.«
    Arkadi drehte das Fenster hoch. Als die Frau zu einer neuen Tirade ansetzte, zeigte er ihr seinen Ausweis. Im nächsten Augenblick war der Offroader verschwunden.
    »Worum geht's?«
    »Um Ihr Kündigungsschreiben.«
    »Ich habe keins eingereicht.«
    »Es eilt nicht, Renko. Sie haben den ganzen Tag Zeit.«
    In Arkadis Augen war Staatsanwalt Surin ein Beispiel für die bescheidenen Ambitionen eines Korkens. Er schwamm. Regimes kamen und gingen, die Politik wechselte hin und her, und Surin machte keine Wellen. Er schwamm einfach.
    »Warum sollte ich kündigen?«
    »Sie missachten Befehle, Sie überschreiten Ihre Befugnisse, und Sie machen die Staatsanwaltschaft regelmäßig lächerlich.«
    »Könnten Sie sich konkreter ausdrücken?«
    »Diese Sache mit der toten, unidentifizierten Prostituierten. Man hat Ihnen untersagt, Ermittlungen einzuleiten.«
    »Das habe ich auch nicht getan. Ich war mit einem Milizbeamten zusammen, der auf einen Funkspruch wegen einer tödlichen Überdosis reagierte, nachdem das örtliche Revier sich nicht gemeldet hatte. Ich war dem Beamten behilflich, als keine weitere Unterstützung eintraf.«
    »Welche Unterstützung brauchen Sie bei einer Drogentoten? Sie haben mir Ihren Kopf auf einem Silbertablett serviert. Sie hätten nur im Wagen bleiben müssen.«
    »Es war keine Drogentote«, sagte Arkadi. »Die rechtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, dass jemand dem Mädchen ...«
    »Darum geht es nicht. Sie haben meine Anordnung ignoriert. Sie waren nicht befugt, eine Autopsie zu veranlassen.«
    »Aber Leutnant Orlow ist es, und er bearbeitet den Fall, nicht ich.«
    »Orlow ist ein heilloser Alkoholiker.«
    »Heute ist er ein Wirbelsturm von Energie.«
    Viktor stieß seine Wagentür auf und übergab sich.
    »Eine Autopsie veranlassen wir nur bei begründetem Verdacht. «
    »Eine gesunde junge Frau war tot. Wenn Sie dabei keinen Verdacht schöpfen, wann dann?«
    »Das reicht. Ich möchte, dass Sie ins Büro kommen. Wo sind Sie jetzt?«
    »Keine Ahnung. An der Ecke ist ein Starbucks.«
    »Das hilft mir nicht weiter. Renko, Sie können mit Anstand kündigen, oder Sie fliegen auf den Müll.«
    »Der Müll ist mir lieber, vielen Dank.«
    »Dann bleiben Sie bei Ihrem Freund Orlow. Sie werden zusammen untergehen.«
     
    Fünf Minuten später steckte Arkadi in einem Verkehrsstau auf dem Kutosowski-Boulevard, wo die Polizei den Weg für ein paar Regierungslimousinen frei machte, die auf der Mittelspur entlangrasten. So hatte er Zeit, über die zunehmende Möglichkeit seiner Entlassung nachzudenken. Und was dann? Dann könnte er Rosen züchten. Tauben halten. Die großen Romane in der Originalsprache lesen. Sport treiben. Das Problem war nur, dass ein Ermittler irgendwann zu nichts anderem mehr taugte. Es war eine Vorliebe, die man erwarb, wie die der Massai für ihr Getränk aus Blut und Milch.
    Er suchte die Einladung zur Messe im »Nijinski« hervor und drehte sie hin und her. Eigentlich sah sie nicht so sehr wie eine Kreditkarte aus. Sie war ein bisschen länger und dicker. Eher wie ein Roulette-Plaque. Einen Tag zuvor hatte er nichts von der Messe gewusst, aber jetzt hingen die Transparente am Gerüst jeder Baustelle im Zentrum Moskaus. In silbernen Lettern auf schwarzem Grund stand »Nijinski-Messe«.
    An einem Zeitungsstand vor einer Metro-Station hielt Arkadi an. Die Presse berichtete aus unterschiedlichen Blickwinkeln über die Messe. Iswestija applaudierte dem kapitalistischen Exzess, Sawtra erkannte eine jüdische Verschwörung. Leser der Gaseta schlugen andere Luxusartikel vor, die hauptsächlich etwas mit Privatinseln, Privatschlössern und der Steigerung sexueller Lust zu tun hatten.
    Jedem seinen eigenen Traum.
     
    Viktor wohnte in einer gestrigen Version der Zukunft: einer Spirale von Wohneinheiten mit einem Treppenhaus in der Mitte. Jede Einheit war ein Würfel aus Sichtbeton, in dem

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