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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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selbst hatte bislang höchstens den Gegenwert von sieben Gulden in Silber durch ihren Handel mit den Schmieden zusammengebracht. »Ich danke Euch für diesen Rat.« Sie schwang die Hand zum Gruße, wie sie es sich bei den Höflingen abgeschaut hatte.
    »Geht nicht hier hinaus«, sagte ein Geselle halblaut, der gerade einen kaiserlichen Küfer vom zweiten Vorraum hereinführte. »Dort entlang, die kleine Tür in der Ecke führt zum Zwischengeschoss.«
    Aurelia sah nur einen Bogen mit Schnitzwerk über einer Holzwand. Hätte nicht ein dunkler, fettiger Fleck die eine Seite markiert, sie hätte nicht begriffen, dass sie nur gegen das leere Feld zu drücken brauchte.Vierzehn Gulden …
    Draußen im Zwischengeschoss warteten die Hofleute ohne getiteltes Amt darauf, in das Scriptorium fürs Gesinde vorgelassen zu werden, das sich im alten Palast hinter der Steinwendeltreppe befand. Körbe standen auf den Fliesen, ein Ballen Wollstoff, Kupferkessel, daneben reihten sich Männer und Frauen im hellen Leinen mit dem eingestickten Kaiseradler auf dem Kragen. Einer lachte, eine bohrte in der Nase, die dritte wischte einem Kind den Rotz ab.
    Aurelia wandte sich zum neuen Palast hin.Abgesandte gingen mit ihren Dienern vorbei, traten aus der Kanzlei für die Reichsangelegenheiten.
Am Wendelhaus gab es einen Knick. Dahinter standen schon die Wachen vor dem Trakt der Kaiserin.
    Von unten sah Aurelia einen Mann die Treppe heraufkommen, an dessen Hut eine rote Feder wippte. Die grünen Schultern im feinen Wams zierten eine silberne Naht. Mit festem Schritt nahm er zwei Stufen auf einmal.
    »Heliodor, welch unverhofftes Treffen.« Fürst Laszlo strich sich eine schwarze Locke aus der Stirn. »Wie kommt Ihr voran?«, fragte er besorgt.
    Aurelia wünschte sich auf einmal, Romuald könne sie so durchdringend anschauen und so nahe bei ihr stehen. »Blaues Steinmehl in guter Qualitas ist und ist nicht zu bekommen.«
    »Selbst aus Venedig nicht? Das kann nicht sein. Dort gibt es alles im Überfluss.« Der Fürst lächelte, so dass seine weißen Zähne zu sehen waren. »Ich habe es selbst erlebt. In der Stadt auf dem Meer gibt es alles, was das Herz begehrt.« Er schob sie am Ellenbogen etwas weiter an den gemauerten Treppenlauf, wo im Halbschatten eine Heiligenstatue verborgen stand.
    Aurelia hütete sich, ihm zu verraten, dass sie als Kind die große Armut der einfachen Venezianer erlebt hatte, die in feuchten Stuben auf Höhe der Kanäle hausten und verschimmelte Brote aßen. »Der Kanzleischreiber meinte, er habe schon in Augsburg bestellt, aber ohne Geleit kommt kein Kaufmann her nach Neustadt. Zu viel Räubersleut machen wohl Wald und Wege gefährlich.«
    »Ach, deshalb seid Ihr hier bei der Kanzlei?« Laszlo legte nachdenklich zwei Finger an die Wange. »Verstehe.«
    Aus dem Augenwinkel sah Aurelia zwei Grafen in edlen Stoffen vorüberrauschen, die vom Palast in den Hof abkürzten. Sie hörten sie auf der Treppe im Wendelhaus sprechen. Es war besser, wenn niemand sie mit dem Fürsten sah.
    Er fing ihren Blick auf. »Sorgt Euch nicht, Heliodor. Ungarn steht auf Eurer Seite.« Laszlos Hand fuhr an ihrer Hüfte
entlang, er umschlang sie mit dem Arm. Aurelia fühlte seinen Leib, der sich an sie presste. Sie erschrak so sehr, dass sie steif wurde wie ein Stück Holz.
    Die Lippen des Fürsten näherten sich ihrem falschen Oberlippenbart. »Ungarns Kraft ist zu Euren Diensten, Heliodor.« Er traf ihre Lippen, küsste sie nur kurz, aber desto tiefer, ließ sie auch schon wieder los. Laszlo lachte und machte mit dem Arm eine Bewegung, als zöge er seinen Hut vor den Grafen, die zu ihnen her gafften.
    Aurelia schien es, als berührten seine Lippen noch immer die ihren. Ein echter Kuss, der in einem winzigen Augenblick entfachte, was sie unter ihrer Trauer verschüttet glaubte. Ein so völlig schamloser Kuss, wie ihn sich nur ein Fürst erlauben konnte. Sonst verbarg sich derlei im Halbschatten und den Winkeln der Burg. Die Vielheiten der Lust und Leidenschaften wurden bei den Gesindegelagen gern mit Versen bespöttelt.
    »Fürst Laszlo, was treibt Euch zur Kanzlei der Inneren Länder? Noch ist Ungarn ein Reich mit einem eigenen König«, sagte einer der Grafen und winkte von der Treppe herauf. Das herablassend spöttische Lächeln galt Heliodor. »Die andere Seite der Grenze scheint ja Euren Geschmack mehr zu treffen.«
    »Mein König ist Euer Kaiser.« Laszlo schob stolz sein Kinn vor. »Ihm gebührt die Krone Ungarns. Was scheren mich da

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