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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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zahlen müssen dafür, dass sie sie zur Schwarzkunst zwang. Überall im Kräuterbuch waren an den Rändern der Rezepturen handgeschriebene Warnungen verzeichnet gewesen, was ein zu starker Sud oder eine zu starke Salbe verursachen konnten. »Tut kein Gift ins Essen, das schadet Eurem Leib«, sagte Aurelia leise und winkte sie zum Hocker heran. »Ich werde Euch eine Salbe bereiten, die Ihr vier Tage lang im Gesicht und auf den Unterarmen auftragt. Ein ekliger Ausschlag wird Euch ereilen, acht Wochen wird die Haut danach brauchen, bis sie wieder rein wird. Reicht Euch diese Zeit?«
    Die Prinzessin lächelte mit schmalen Lippen. »Es reicht, wenn der Bräutigam und der Kaiser mich so sehen. In zwei Monden oder drei, wer weiß, wie es dann mit den Reichsangelegenheiten steht. Notfalls trage ich die Salbe wieder auf. Verschafft sie mir. Schnell!«
    »Ich brauche Münzen, ich muss dafür in Neustadt zum Apotheker gehen. Manch geheime Ingredienz ist nicht am Hof zu finden.«
    »Hier habt Ihr zwanzig Pfennige.« Die Kaisertochter schlug die Kutte auseinander und reichte ihr ein Beutelchen aus gelbem Ziegenleder. »Das muss genügen.«
    Aurelia fühlte die kalten Finger, Margret hatte gewiss Angst, doch die Entschlusskraft einer Fürstentochter versteinerte ihr das Gesicht. Aurelia verbarg ihres, weil sie mit ihrer Abscheu kämpfte, indem sie sich über den Beutel in ihrem Schoß beugte. Die Salbe würde sie im Laboratorium anrühren.
    »Du bist klug, dass du dich meinem Willen beugst, Hexe.« Die Prinzessin schlug die Kutte der Händlerkleidung über sich und legte den Schleier wieder an. »Vergiss nicht, dem Bäcker auch etwas abzukaufen.«

    Margret schlüpfte durch die Tür hinaus, ein feuchter Dampf schlug von der Backstube herein.
    Aurelia hatte kaum Augen für das Piment, den Sternanis und das Pfefferkorn, das sie rasch einsammelte. In der Schwarzkunst steckt nichts Gutes! Wer einmal den heiligen Pfad verlässt, findet nur noch Gram und Hass.
    Sie würde in der Zukunft so viel Gutes tun, wie sie konnte, und Weißkunst betreiben, wann immer es ging. Der Himmel mochte ihr verzeihen, dass sie dieses eine Mal in der Alchemia aus Not den Weg des Lichts verließ.
    Sie ging durch die Backstube und rempelte fast einen Gesell an.
    »So wenig braucht Ihr nur?«, fragte der Meister, als sie ihm die geöffnete Hand hinhielt. Er teilte Laiber vom Teig im Trog ab. »Nehmt das Gewürz mit und bringt mir dafür einen neuen Feuerhaken. Euch wird der Schmied den Wunsch nicht abschlagen.«
    »Mir ist es recht.« Aurelia umschloss das Gewürz mit der Faust.
    Draußen im Burghof blendete sie das grelle Sonnenlicht. Sie blieb wie angewurzelt stehen und fühlte sich plötzlich wie gelähmt. Gleich wohin sie sich wendete, jeder Schritt führte sie doch nur in die falsche Richtung.

38
    O ndas do mar de Vigo, se vistes meu amigo? « Die Kaiserin drehte sich in der Mitte des Saales, Graf Wellenstein führte ihr die Hand. Aurelia ging rasch einen Schritt weiter, damit ihr die Säule nicht die Sicht nahm.
    » E ay Deus, se verrá cedo? Ondas do mar levado, se vistes meu amado? «
    Die portugiesische Zofe fiel mit in den Kehrvers ein, und die drei Musikanten schlugen die Trommel und die Waldzither nach Herzenslust. Der Kaiser lächelte dazu milde und trank aus einem Kelch Wein, den er auf die erstbeste Bank abstellte. Er griff sich am Kaisertisch die Hand seiner Tochter Margret und führte sie zu den anderen Paaren. Alle drehten sich mit zierlichen Schritten.
    Aurelia traten die Tränen in die Augen; so traurig klang in ihren Ohren die Melodie, dass sie nicht anders konnte, als wieder an Romuald zu denken. An ihre heimlichen Tänze, wenn er sie sicher gehalten und die Welt sich so schnell gedreht hatte, dass sie nur noch ein buntes Flirren hatte sehen können. Etwas tief in ihr sagte, dass er nicht in Gefahr war, zumindest noch nicht. Doch konnte sie diesem Gefühl trauen?
    Die Musikanten steigerten den Takt, die Hofleute an den Bänken klatschten. Aurelia stellte sich unter einen der vielen Ständer mit den Fackeln und bewegte dabei wie eine Puppe an Fäden ebenfalls die Hände.
    »Nehmt Euch Clarissa, sie tanzt so gern, Meister«, flüsterte eine befehlsgewohnte Stimme.
    Aurelia schrak auf, der hellblaue Rock der Prinzessin
schwebte vorbei. Gleichzeitig drehte sich das rote Wams des Kaisers hinterdrein, dessen goldene Stickereien und Perlen glänzten.
    Sie ging von Tisch zu Tisch. Es war nicht klug, wenn sie sich jetzt widersetzte, und sei es

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