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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Vater? Wo ist er?«
    »Er musste mit unserem Rabbi hinaus zu irgendeinem Grafen oder Fürsten gehen.« Rahel krümmte sich auf dem Schemel, wippte mit dem Oberkörper hin und her. »Aurelia, ich habe so furchtbare Angst, dass sie uns doch noch umbringen.
Aus dem Backhaus sind nicht alle rechtzeitig entkommen, und den Viehjud’ Ariel haben sie bis zum Rhein hinunter totgeschleift.«
    Aurelia zog Rahel an sich. Draußen in der Stadt war es sehr still, die Raserei war vorbei. »Die Landsknechte werden längst müde sein, der Blutdurst ist gestillt. Sie werden deinem Vater nichts antun.«
    Vor den Fenstern wieherten Pferde. Sie sahen sich an, bis Rahel aufsprang und auf eine Kiste stieg. Aurelia wandte sich um. In einem Winkel hinter ihr gab es noch ein kleines Fensterchen zum Hof.
    »Ein Tross reitet herein, es muss der Herzog sein. So viele Banner und Rüstungen habe ich noch nie gesehen.«
    Aurelia stand auf. Sie erschrak über ihr zerrissenes, blutverflecktes Kleid. Allein der Gedanke, es könnte Blut von Romuald oder gar das ihres Vaters sein, rief einen solchen Ekel in ihr hervor, dass sie das Kleid sofort abstreifte, zusammenknüllte und in die Ecke warf.
    »Der Rabbi!«, rief Rahel. »Er ist allein und steht beim Fürst, er darf in den Palast.« Sie stieg von der Kiste und hielt inne. Ohne ein Wort ging sie zu einem Korb, wühlte darin und reichte ihr einen braunen Leinenrock und ein dünnes Hemdchen. »Was anderes habe ich nicht mehr, das dir passen könnte.«
    Die Holztür der Zeugkammer wurde aufgestoßen. Aurelia drehte sich zur Wand und hakte die Schließe am Rock ein.
    »Vater!«, erscholl Rahels Freudenschrei.
    Doch Aurelia deutete schon den traurigen Blick in den klugen Augen Nathaniels. Es stand nicht gut. Er strich sich den wirren Bart glatt. »Kind, Kind, mach keinen Lärm. Locke den Dibbuk nicht zu uns.« Er sackte auf den Rand des nächstbesten Schlaflagers und stützte die Unterarme auf die Knie.
    Aurelia setzte sich neben Rahel auf die Kiste gegenüber.
    »Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht«, flüsterte
Nathaniel. Sein Blick verlor sich unter den schwarzen Querbalken der Decke. »Die gute ist, dass wir Juden mit allen Sachen, sofern wir sie an unseren Leibern tragen können, nach Worms gehen dürfen. Noch heute.« Er senkte den Kopf. Aurelia schien es, als sei er mit den Worten kleiner und grauer geworden, nur noch ein müder Greis ohne Hoffnung.
    Sie wagte es nicht, nach der schlechten Nachricht zu fragen. Rahels zitternde Hand fasste die ihre.
    Nathaniel sah nicht auf, sondern sprach zum Steinboden hin. »Rahel, mein Kind. Ich weiß, wie sehr du an deiner Freundin hängst. Wie sehr sie dich immer geachtet hat. Aber Aurelia muss uns sofort verlassen.«
    »Warum? Was hat sie denn getan?«, flüsterte Rahel. »Die neuen Stadtherrn wollen es so. Nur die Juden dürfen in die Freie Stadt Worms, die uns gegen eine hohe Zahlung aufnimmt, die von unseren Wormser Verwandten geleistet wird. Andere dürfen nicht durch die Tore. Aurelia gehört nicht zu unserem Volk.«
    »Aurelia kann doch nicht allein zurückbleiben. Geben wir sie als meine Schwester aus, bitte!« Rahel warf sich vor ihrem Vater auf die Knie. Nathaniel hielt sich die Hand an die Stirn und seufzte. »Kind, sei vernünftig. Die Wormser Verwandtschaft weiß, wie groß meine Familie ist. Sie geben ihr letztes Geld für uns.«
    »Es darf nicht heißen, ihr widersetztet euch der Freien Stadt Worms, sonst lässt man euch nicht dort wohnen.« Aurelia erhob sich. Sie war es Rahels Familie schuldig. »Ihr habt genug für mich getan. Ihr habt mein Leben gerettet.« Sie würde sehen, was von ihrem Besitz noch übrig war. Mit den Resten der Pulver könnte sie wieder Salben anrühren, einfach neu anfangen. »Ich werde jetzt nach Hause gehen.«
    Nathaniel richtete sich stöhnend auf. Sein Blick war wie von Nebel verhangen. »Du hast kein Zuhause mehr, Aurelia.«
    Sie trat einen Schritt auf Nathaniel zu. »Niemand kann bestreiten, dass ich die Erbin meines Vaters bin. Das Haus an der Stadtmauer, auch wenn es gebrannt hat, gehört mir.«
    Er streichelte ihre Wange. »Du bist so jung, Kind. Du kennst die Niedertracht der Welt noch nicht.« Rahel hinter ihm hielt sich die Hand vor den Mund. »Nichts gehört dir mehr«, sagte er. »Nicht einmal die blanken Mauern, die von den Plünderungen und dem Feuer übrig sind.« Er atmete einmal tief durch. »Ich war auf dem Platz, wo der neue Herr der Stadt mit dem Rat verhandelt hat. Alle haben die

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