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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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und gepflügten Feldern ruhte. Ein Flüsschen schlängelte sich um das Dorf wie eine blau schimmernde Schlange, ein Kirchturm wies empor zum Himmel, an dem ein paar Vögel kreisten. Von diesem Dorf aus war es vielleicht noch eine Meile bis zu ihrem Ziel. Cristin legte die Hand über die Augen, um sie vor der Sonne zu schützen, als ein durchdringender Geruch mit dem Wind zu ihnen herübergetragen wurde. Sie rümpfte die Nase und nieste, dann erst sah sie es. Rauch stieg von mehreren Häusern zum Himmel auf.
    »Seht doch!« Sie wies auf die Rauchschwaden.
    Baldo und Piet nickten grimmig, sie hatten es ebenfalls bemerkt, und Entsetzen machte sich auf ihren Mienen breit.
    Wortlos näherten sie sich dem Dorf, bis sie die ersten Bauernkaten erreichten. Die strohgedeckten Dächer waren verbrannt, Holzbalken und bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Gegenstände versperrten ihnen den Weg.
    Baldo löste sich aus seiner Erstarrung und bückte sich, um Holz beiseitezuräumen. Die Rauchsäulen, die sie von Weitem gesehen hatten, waren bereits dünner geworden. Vor einer der Hütten sahen sie etwas liegen und traten zögernd näher. Ein Toter lag zusammengesunken und bleich vor der Tür. Leere Augen starrten sie an. Der wie zu einem stummen Schrei aufgerissene Mund wurde von Fliegen umschwärmt.
    Cristin schlug die Hand vor den Mund. Sie glaubte, sich erbrechen zu müssen, als sie die klaffende Wunde an seinem Hals sah. Das Blut hatte das einfache Hemd des Mannes scharlachrot verfärbt.
    »Was ist hier geschehen?«, hörte sie Piets tonlose Stimme.
    Lump winselte.
    Während sie weiter in das Dorf hineingingen, stießen sie auf immer mehr Leichen – Frauen, Männer, Kinder. Eine der Frauen hielt selbst im Tod noch ihr Neugeborenes umklammert. Unter ihr hatte sich eine Blutlache gebildet. Einem der Männer war mit einem einzigen Hieb der Schädel gespalten worden. Cristin wandte sich ab. Ein heiseres Krächzen über ihr ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Ein Schwarm Krähen kreiste über dem Dorf, wartete darauf, sich an den Körpern der Toten gütlich tun zu können. Mindestens zwei Dutzend Dorfbewohner waren auf grauenhafte Weise umgebracht worden, und es hatte den Mördern offenbar nicht gereicht, all diese Menschen niederzumetzeln, denn auch ein Großteil der einfachen Häuser war bis auf die Grundmauern heruntergebrannt.
    »Wer kann so etwas getan haben?«, flüsterte Cristin.
    Piet zog sie an sich. »Ich habe da eine Vermutung.«
    Baldo zog Lump von einem der Toten fort, an dem er schnüffeln wollte.
    »Du meinst die …«
    »Die Deutschritter, ja. Die Kerle kamen doch aus dieser Richtung.«
    »Warum tun Menschen so etwas?«
    Cristin wischte sich mit dem Arm über das Gesicht. Wer, außer dem Teufel selbst, war zu solcher Tat fähig? Was hatten diese Leute, hauptsächlich Bauern, verbrochen, dass sie diesen Tod verdienten? Ihr Magen rebellierte, da fielen ihr die Worte Bastian Landsbergs wieder ein. »Die Sündhaftigkeit der Menschen kennt keine Grenzen.« Ja, der Bernsteinhändler hatte recht. Es gab wohl keine Grausamkeit oder Sünde, zu der Menschen nicht imstande waren.
    »Wir sollten verschwinden«, unterbrach Baldo ihre Gedanken.
    »Nicht, bevor wir sicher wissen, ob es hier noch Verletzte gibt, die unsere Hilfe brauchen«, widersprach Piet.
    Er steuerte auf das nächste Haus zu, eine halb zerstörte Bauernkate mit einem angrenzenden Hühnerstall, den die Flammen verschont hatten, und Baldo und Cristin folgten ihm. In die Stille, die nur vom heiseren Krächzen der schwarzen Totenvögel unterbrochen wurde, mischte sich ein Laut. Sie blieb wie angewurzelt stehen und hielt ihren Bruder am Arm fest. Einen Finger auf den Mund gelegt, bedeutete sie ihm zu schweigen. In diesem Moment hörte sie es wieder. Sie konnte ihre eigene Angst riechen, als sie mit gekräuselter Stirn erneut lauschte. Nein, sie hatte sich nicht geirrt. Da hustete jemand.
    Auch Piet war stehen geblieben. Ihre Blicke kreuzten sich, und ihr Bruder nickte. Schon stieg er über den niedrigen Zaun, der die Kate umgab, trat an den kaum drei Fuß hohen, aus Holzlatten gebauten Stall und bückte sich. Langsam schob er die Klappe hoch, spähte in das Dunkel hinein.
    »Wen haben wir denn da?«
    Baldo und Cristin traten an den Zaun. Piet kratzte sich am Kinn und öffnete den Mund. Er suchte nach den richtigen Worten, das war unübersehbar. Cristin, die nach einigen Schreckensmomenten ihre Sprache wiedergefunden hatte, schubste ihren Bruder energisch beiseite

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