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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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während sie mit der anderen den Menschen links und rechts der Straße zuwinkte. Ihre Haut hatte die Farbe von Milch und Honig, und ein durchsichtiger Schleier bedeckte ihre zu zwei Zöpfen geflochtenen, über den Ohren aufgesteckten Haare. Cristin hielt den Atem an, denn sie hatte in ihrem ganzen Leben nie etwas Schöneres gesehen. Schlank und zierlich, strahlte Jadwiga dennoch Kraft aus, und die dunklen Augen, die durch den Schleier blickten, wirkten wach und ernst. Obwohl die Regentin ein einfach geschnittenes, wenn auch kostbares Gewand in Scharlachrot trug, wirkte sie strahlend wie ein Edelstein. Als die Königin langsam an ihr vorbeiritt, meinte Cristin allerdings, um Jadwigas Mund einen traurigen Zug ausmachen zu können. Im nächsten Moment war die Regentin auch schon an ihnen vorbei. Ritter mit ihren Knappen und eine Handvoll Bedienstete folgten ihr. Freude und Stolz waren aus den Mienen der Bürger zu lesen, die sich dicht an dicht drängten, um noch einen letzten Blick auf die Regentin zu erhaschen. Piet stieß einen leisen Pfiff aus, und Baldo schüttelte in gespieltem Entsetzen den Kopf.
    »Sieh nur, unser Victorius hat Feuer gefangen«, feixte er an Cristin gewandt.
    »Wer würde nicht gern aus diesem Honigtöpfchen schlecken?«, versuchte dieser sich zu verteidigen und seufzte theatralisch.
    Cristin sah der Königin nach, die ihr Pferd vor der weit geöffneten Pforte des Spitals zügelte. Sogleich eilte ein Mann aus ihrem Gefolge herbei, eine kleine Holztreppe in den Händen. Er stellte den dreistufigen Tritt auf das Pflaster, damit die Königin leichter absteigen konnte, und verbeugte sich ehrerbietig. Ein zweiter Begleiter ergriff die Zügel des glänzenden Rappen und tätschelte den Hals des edlen Tieres. Jadwiga senkte den Kopf zum Dank und sprang leichtfüßig hinunter.
    Cristin war überwältigt von dem eleganten und rassigen Tier. Um wie viel derber und stämmiger die Arbeitspferde waren, die sie von den Bauern ihrer Heimat kannte! Dieses Pferd musste ein Vermögen gekostet haben, dennoch diente es allein zum Reiten. Sie konnte sich nicht sattsehen an seinen Formen.
    »Mach den Mund zu, Schwesterchen«, raunte Piet ihr lachend zu.
    Baldo grinste verschmitzt. »Das musst du gerade sagen! Die Blicke, die du dem entzückenden Hinterteil der Königin schenkst, sprechen Bände!«
    Piet setzte eine entrüstete Miene auf und schnaubte. »Schönen Frauen kann ich eben nicht widerstehen.«
    »Sag, wie oft haben dich eifersüchtige Männer schon mit Waffengewalt vertrieben, du Narr?«
    »Ach, das kann ich nicht mehr zählen«, gab Piet schmunzelnd zurück. »Die gefährlichste Waffe war eine Mistgabel, die mir in den Allerwertesten …« Sie steckten die Köpfe zusammen und glucksten. »Nur einfangen konnte mich bisher kein Weib, und war es auch noch so schön«, fügte Piet hinzu. »Für ein Leben an Herd und Hof bin ich nun mal nicht gemacht.«
    Cristin empfand stille Freude, als sie ihre Begleiter neben sich betrachtete. Gebannt musterte sie Baldo, der dicht neben ihr stand. Er war kaum wiederzuerkennen, denn das sonst oftmals finstere Gesicht wirkte wie verwandelt, und in seinen Augen blitzte der Schalk, als er Piet etwas zuflüsterte und ihm auf die Schulter klopfte. Baldos lächelnder Mund nahm seinen Zügen die Härte. Ihr Herz machte einen Satz, und sie überlegte, wie es wohl wäre, seine Lippen und die Lachfalten, die sich um seine Augen gegraben hatten, zu berühren. Betreten schaute Cristin zu Boden. Piet hakte sich bei ihr unter, sie folgten der Regentin in gebührendem Abstand und betraten das Spital.

6
     
    C ristin saß am Bett eines Jungen, der kaum älter als Janek sein mochte. Schwester Zofia hatte ihr erzählt, dass Pavel sich das Bein gebrochen hatte, als er seinem Vater beim Hüten seiner Ziegenherde geholfen hatte und dabei einen kleinen Abhang herabgestürzt war.
    »Wenn du bald wieder bei deinen Ziegen sein willst, musst du aber auch besser essen«, sprach sie ernst auf den Jungen ein und strich ihm über die Wange. Pavel verstand sie nicht, öffnete jedoch die Lippen, und Cristin flößte ihm einen weiteren Löffel mit heller, nach Majoran duftender Kartoffelsuppe ein.
    Die Schwestern waren erfreut gewesen, als sie erklärt hatte, ihnen bei der Versorgung der Kranken helfen zu wollen. Während der Junge die dünne, aber schmackhafte Suppe schlürfte, hörte Cristin, wie sich hinter ihr die Tür des Krankensaales öffnete.
    Der Junge riss die eben noch müden Augen auf. »Krol

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