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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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weil sie Baldos unergründlichen Blick auf sich gerichtet fühlte, vermochte sie nicht zu sagen.
     
    Baldo fühlte ein Ziehen zwischen seinen Lenden und schluckte schwer, denn zum ersten Mal sah er sie nackt. Nun ja, nicht wirklich nackt, doch der nasse, eng anliegende Stoff um ihren schmalen Leib offenbarte fast mehr von Cristins Oberkörper, als er verbarg. Er spürte seine Kehle trocken werden, während er sie aus halb geöffneten Augen betrachtete. Fasziniert beobachtete er, wie kleine Wassertropfen über ihren schlanken Hals und den Ansatz ihrer Brüste liefen, um schließlich in dem nassen Tuch zu verschwinden, das ihren Busen verbergen sollte. Baldo sah, wie sie nach einem Schwamm griff, den Kopf in den Nacken legte und ihn mit einem leisen Seufzen genüsslich über ihrem Oberkörper ausdrückte. Verlangen schoss heiß wie Glut durch seinen Körper, als Cristin sich vornüberbeugte und den Schwamm tiefer führte, der unter Wasser verschwand. Gequält schloss Baldo die Augen. Er brauchte nur zwei Schritte auf sie zuzugehen, musste nur die Hände ausstrecken, um sie zu berühren. Seine Finger würden über ihr Schlüsselbein streichen, die Stelle, an der ihr Blut pulsierte. Endlich wüsste er, wie sich ihre Haut an seiner anfühlte.
    Ob sie sich wehren würde, mit jenem entrüsteten Blitzen in den Augen, das er so sehr liebte? Es drängte ihn, es auszuprobieren, dennoch versuchte er mit zusammengebissenen Zähnen, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Er war schließlich nicht mit ihr allein, Piet stand nahe bei ihm und summte eins seiner albernen Lieder. Baldos Herz schlug höher, als er sich einen letzten Blick auf ihr entspanntes, vom warmen Wasser gerötetes Gesicht gönnte. Nur gut, dass sie nicht sehen konnte, was sie bei ihm bewirkte, ebenso wenig wie ihr Bruder. Er sollte sich ein Mädchen suchen, eines dieser willigen, vielleicht kann er sich Cristin dann aus dem Kopf schlagen. Doch wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte er nie den Wunsch nach einer anderen Frau verspürt, seit er sie damals kennengelernt hatte, auch wenn ihm auf ihrer Reise so manches hübsche Frauenzimmer während seines Trommelspiels zugezwinkert hatte.
    Als Cristin endlich aus dem Zuber stieg, stieß er erleichtert die Luft aus.
    Sie wandte sich um und warf ihnen einen strengen Blick zu. »Umdrehen, alle beide!«
    Piet grinste. »Wie ihr wünscht, Herrin !«
    Während die beiden Männer ihr widerwillig den Rücken zudrehten und an die Wand starrten, öffnete sich die Tür, und die Dienerin eilte mit einem Tuch herbei und half ihr beim Abtrocknen. Dann reichte sie ihr ein Kleid.
    Cristin hob eine Braue. »Das ist nicht mein …«
    Die junge Frau nickte. »Von Königin. Ihr könnt so lange tragen, bis Euer Kleid ist gewaschen. Männer auch bekommen frische Sachen. Wenn alle fertig gebadet und angezogen, ich Euch bringen in Speisesaal.«

9
     
    N ach einem reichhaltigen Frühstück – hellem, mit goldgelber Butter bestrichenem Weizenbrot, geräucherten Schweinswürsten, Äpfeln und Birnen, Honig, warmer Milch und verdünntem Würzwein – führte Ewa Cristin in die Gemächer der Königin. Diese war nicht allein. Neben der Herrscherin, die von mehreren Kissen gestützt, in ihrem Bett saß, stand eine ältliche Frau, das hochgesteckte Haar unter einer Haube verborgen. Aus schmalen Augen musterte sie Cristin argwöhnisch.
    Jadwigas Blick dagegen ruhte freundlich auf ihr. »Tritt näher, Agnes. Ich hoffe, ihr habt gut geschlafen.« Die Königin war noch immer bleich, aber ihr Gesicht trug ein Lächeln.
    »Tief und fest, Majestät«, nickte Cristin. »Das Frühstück, das man uns aufgetragen hat, war auch sehr gut.«
    »Das freut mich.« Jadwiga machte eine Kopfbewegung zu der Frau an ihrer Seite. »Donata, meine Heilerin«, sagte sie. »Sie dient mir schon lange. Leider hat sie mir in letzter Zeit nur selten helfen können, deshalb möchte ich, dass du ihre Stelle einnimmst und meine Heilerin wirst, solange ihr drei an meinem Hof weilt.«
    Die Frau öffnete den schmalen Mund und wollte etwas erwidern, doch Jadwiga schnitt ihr freundlich, aber bestimmt das Wort ab. »Du kannst jetzt gehen, Donata.«
    Das Gesicht der Heilerin entfärbte sich. »Ja, Herrin«, presste sie hervor. Dann verließ sie den Raum.
    Als sich die Tür hinter der entlassenen Frau geschlossen hatte, verzog sich Jadwigas Mund zu einem Lächeln. »Setz dich zu mir, Agnes«, forderte die Königin sie auf.
    Cristin verneigte sich und nahm in einem

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