Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
verfolgt.
    Piet wischte sich den Bierschaum von den Lippen.
    »Ganz sicher. Der Kerl hat genauso ausgesehen, wie du ihn mir immer beschrieben hast.«
    »Diesen Lüttke an seinem Mal zu erkennen, war ein Leichtes«, setzte Baldo hinzu.
    Cristin schob ihren Teller mit pierogen , gefüllten Maultaschen, von sich fort. Der Appetit war ihr vergangen. »Gut, ich werde Jadwiga davon berichten. Sie wollte mich heute Nachmittag sowieso sehen.«
     
    Die Königin sah Cristin ungläubig an.
    »Frauenhandel? Und Bozyda ist darin verstrickt?«
    »Ja.« Sie nickte. »Mein Bruder hat es selbst mit angehört.«
    Jadwiga lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Es fällt mir schwer, das zu glauben, Agnes. Dein Bruder muss sich irren. Versteht er unsere Sprache wirklich so gut? Bruder Bozyda hat stets mein Vertrauen genossen und sich aufopfernd um seine Gemeindemitglieder gekümmert. Sowohl als Priester als auch als Berater bei Hofe war er immer ein angesehener Mann. Wie kann er an einem so abscheulichen Verbrechen beteiligt sein? Sag es mir.«
    »Ich weiß es nicht, Majestät«, seufzte Cristin. »Das Gespräch in der Kirche war jedoch unmissverständlich. Sie planen gemeinsam die Verschleppung von dreizehn jungen jüdischen Frauen, schon in der kommenden Woche.«
    »Jüdinnen.« Das schöne Gesicht umschattete sich und nahm einen sorgenvollen Ausdruck an. »Sie sind hier bedauerlicherweise vielen ein Dorn im Auge, und auch Bruder Bozyda straft die Juden gern mit Missachtung.«
    Nicht nur dieser Mann, überlegte Cristin, dein Gemahl ebenfalls. Sie hütete sich, diese Worte auszusprechen, konnte jedoch in der Miene der Königin ablesen, dass sie Ähnliches dachte.
    »Deine Vorwürfe wiegen schwer, liebe Agnes. Besteht wirklich kein Zweifel an dem, was du mir berichtet hast?«
    »Nein. Es ist so, wie ich sagte, Hoheit.«
    »Gut.« Jadwiga warf den Kopf zurück. »Dann wird er sich vor mir verantworten müssen, so wahr mir Gott helfe!« Sie zog die Stirn kraus. »Soweit ich weiß, ist er morgen am Hof.«
     
    Ihr Schwager, der Salzhändler und der Priester steckten unter einer Decke, aber welche Beweggründe trieben diesen Priester? Er verkehrte am königlichen Hof und gehörte ganz offensichtlich nicht zu den Ärmsten. Geld konnte demzufolge nicht der Grund für diese abscheulichen Taten sein.
    »Grüble nicht, Cristin«, riss Baldos Stimme sie aus ihren Gedanken. »Komm her.« Er legte den Arm um sie.
    In der Kammer wurde es still bis auf das Knistern des Feuers im Kamin. Sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt und schaute in die Flammen. Er hatte recht. Morgen war früh genug, um über alles nachzudenken. Sie lächelte. Nie hätte sie geglaubt, noch einmal so tief für einen Mann empfinden zu können wie für Baldo. Heimlich, still und leise hatte er sich in ihr Herz geschlichen, und allein seine Anwesenheit genügte, um sie glücklich zu machen. Seine schwielige Hand lag auf ihrer, und mit ihren Fingern fuhr sie die Verhärtungen entlang. Statt einer Antwort hob er ihr Kinn.
    Baldos Mund erkundete den ihren, zunächst unbeholfen, doch dann zunehmend sicherer. Er zog ihren Leib mit einer Leidenschaft an sich, die Cristin nicht an ihm vermutet hätte. Seine Hände glitten durch ihre Haare, und ihr Atem ging schneller, als er ihren Namen flüsterte. Sie seufzte an seinem Mund und ließ es zu, dass seine Lippen abwärts zu ihrem Hals wanderten und dort feuchte Spuren hinterließen. Nach Luft schnappend gab sie sich seinen Zärtlichkeiten hin, jeder Gedanke in ihr wurde ausgelöscht. Alles, was zählte, waren seine Hände, seine Wärme und das Glück, den Mann, den sie liebte, endlich im Arm halten zu können. Die Luft um sie herum schien zu knistern, Hitze schoss durch ihren Körper. Ohne ein Wort stand er auf, packte sie und hob sie hoch, um sie auf ihrem Bett niederzulegen. Seine Züge waren weich, die scharfen Linien verschwunden und der früher so oft verkniffene Mund zu einem Lächeln verzogen. Verhangen waren seine Augen, als er sich über sie beugte. Wie rau seine Finger waren und gleichzeitig doch so voller Hingabe. Cristin half ihm, die bronzenen Tasseln zu lösen, die ihren Umhang zusammenhielten, dann richtete sie sich auf und zog sich die Tunika über den Kopf. Endlich, ja endlich, wollte sie wissen, wie es war, von ihm geliebt zu werden. Mit einem heiseren Laut warf Baldo sein Wams neben das Bett und legte sich neben sie. Vorsichtig zogen ihre Finger die Narben an seiner Seite nach, die das Wildschwein ihm einst

Weitere Kostenlose Bücher