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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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zugefügt hatte. Sie waren gut verheilt, würden ihn jedoch sein Leben lang begleiten.
    Sein Atem ging stoßweise. »Ich gehöre dir«, stieß er hervor, ohne sie aus den Augen zu lassen. Mit einem Seufzen wälzte er sie herum, bis er über ihr war. »Ich … kann nicht länger warten.«
    Sie lachte heiser und zog sein Gesicht nahe an ihres. »Ach ja? Das trifft sich gut, Baldo Schimpf.« Sie verschloss ihm den Mund mit ihren Lippen.

18
     
    A ls sich die Tür des Zimmers öffnete und der Priester den Raum betrat, in dem die drei gemeinsam mit der Königin auf Bozydas Erscheinen warteten, hob Piet den Kopf.
    »Tretet ein, Bruder Bozyda.« Jadwiga hob die Hand und winkte den Kleriker heran, der in ein teures Habit gekleidet war. Als der Priester sah, dass die Königin nicht allein war, zog er die Brauen zusammen und nahm eine kerzengerade Haltung ein. Sein Blick begegnete dem Piets, und ein Hauch des Erkennens huschte über sein Gesicht.
    Der hagere Mann trat vor die Königin, beugte die Knie und senkte den Kopf.
    »Ihr habt mich rufen lassen, Majestät?«, hörte Piet ihn in polnischer Sprache fragen.
    »Ja, Bruder Bozyda.« Jadwiga bedeutete ihm mit einer Geste, sich zu erheben. »Mir sind Anschuldigungen zu Ohren bekommen.«
    Der Priester stand auf. »Anschuldigungen, Majestät?«
    »Allerdings. Es heißt, Ihr wäret an abscheulichen Geschäften mit jungen, hauptsächlich jüdischen Mädchen beteiligt, kurzum – wir reden hier über Frauenhandel. Was habt Ihr dazu zu sagen?«
    Bozydas Augen verengten sich. »Wer … wer wagt es, so etwas zu behaupten, meine Königin?« Er drehte sich zu Baldo, Piet und Cristin um. »Sind es diese Fremden? Haben sie mich etwa beschuldigt?«
    Jadwigas Augen blickten ernst. Sie nickte. »Ihr wurdet vor zwei Tagen mit zwei deutschen Männern gesehen und dabei belauscht, Bruder Bozyda, als Ihr über diese schändlichen Dinge spracht. In einer Kirche am Rynek habt Ihr Euch getroffen. Gebt Ihr es zu?«
    Bozydas Augen flackerten unruhig. »Hoheit, glaubt Ihr wirklich diesen Fremden mehr als mir, einem Gottesmann, der seit Jahren im Wawel ein und aus geht und Euch immer treu ergeben war?«
    Die Königin schloss einen Moment lang die Augen.
    Sie ist müde, dachte Piet. Würde sie ihnen glauben? Wer waren sie schon? Drei Fremde, die sich seit ein paar Monaten nur deshalb im Schloss aufhalten durften, weil Cristin die Gunst der polnischen Regentin erlangt hatte und …
    »Ja, ich glaube diesen Leuten«, unterbrach Jadwiga seine Gedanken. »Mir ist schon lange bekannt, wie geringschätzig Ihr über den jüdischen Teil unserer Bevölkerung sprecht und den Hass meiner Landsleute gegen die Juden geradezu schürt, indem Ihr sie in Euren Predigten als Christusmörder bezeichnet.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, und als der Kleriker zu einer Erwiderung ansetzte, schnitt sie ihm das Wort mit einer Bewegung ab. »Habt Ihr nicht mehrfach Verständnis dafür geäußert, dass Angehörige des Deutschritterordens in der Vergangenheit bei ihren Kreuzzügen gegen die Pruzzen auch Synagogen zerstört und Juden getötet haben?« Wieder öffnete der Priester den Mund, aber Jadwiga schüttelte energisch den Kopf. »Schweigt. Diese anständigen Leute hier«, sie zeigte auf Cristin, Piet und Baldo, »haben mein volles Vertrauen und werden meine Gastfreundschaft so lange genießen, wie ich es will. Euch aber möchte ich im Wawel nicht mehr sehen! Und nun geht!«

19
     
    A men.« Cristin schlug die Augen auf und hob den Kopf.
    Auf ihre Bitte hin hatte Piet sie in die Wawelkathedrale begleitet und mit ihr ebenso wie mit zahlreichen Hofdamen, Kammerfrauen und anderen Bediensteten des Herrscherpaares am Ostergottesdienst teilgenommen.
    Der alte Priester hatte die Gemeinde gesegnet und die Entlassungsworte gesprochen, und nun leerte sich die Kathedrale allmählich. Im Mittelschiff der prachtvoll gestalteten Basilika, in der man, wie Ewa ihr kürzlich erzählt hatte, die polnischen Könige krönte und in den labyrinthartigen Krypten begrub, wurde es still. Nur der Priester und ein junger Messdiener standen noch am Altar und stellten Kelch, Hostienschale und die anderen liturgischen Gefäße zusammen. Cristin schloss die Augen. Der Gottesdienst hatte ihr gutgetan. Seit einiger Zeit ging sie zur Messe, meist allein, denn Baldo machte aus seiner Abneigung gegen Priester und Kirche weiterhin keinen Hehl, und auch Piet zog es vor, seine Zeit mit Marianka zu verbringen. Heute Morgen jedoch war ihr Bruder bereit

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