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Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Goldspinnerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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schenkte sich ein weiteres Glas ein. »Das Einzige, was hilft, wenn auch nur kurz.«
    »Ihr solltet einen Bader oder Medicus rufen.«
    »Unsinn, ich brauche keinen Arzt. Zurück zu Eurer Geschichte. Wenn Ihr beweisen könnt, dass Ihr Euren Mann nicht umgebracht habt, warum seid Ihr dann geflohen und kommt erst jetzt zurück nach Lübeck?«
    Eindringlich sah sie ihn an. »Ich wusste, ich kann erst wieder die Stadt betreten, wenn ich genug Beweise habe. Selbst durch ferne Lande sind wir gereist, um den Spuren zu folgen. Außerdem, hättet Ihr mir denn geglaubt, Richteherr? Einer Frau, die als Hexe bezeichnet wurde, gegen die die eigene Schwägerin aussagte, ja, die nicht einmal die Bahrprobe bestand?« Sie hob in einer Geste der Hilflosigkeit die Hände. »Alles sprach gegen mich.«
    Der Richteherr wiegte den Kopf. Langsam machte sich der Alkohol bemerkbar. Mit dieser Dame hatte er einst gespeist und gelacht, mit ihrem Gatten war er in langjährigen Geschäftsbeziehungen verbunden gewesen. Geboten es nicht der Anstand und seine Position in der Stadt, sie wenigstens anzuhören, bevor er die Büttel rief? »Da habt Ihr wohl recht. Nun gut, schildert von Anfang an, was Eurer Meinung nach passiert ist. Wer hat Euch überhaupt aus dem Grab befreit? War es tatsächlich der Sohn von Emmerik Schimpf, wie behauptet wird?«
    »Ja. Er hat mir geglaubt, und wir sind gemeinsam bis nach Polen geflohen.«
    »Wo diese beiden Frauen herkommen?«, unterbrach Büttenwart sie mit einem Blick auf die Mädchen neben ihr.
    »Richtig. Wir haben uns auf einem Schiff der Vitalienbrüder kennengelernt, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls haben sie die unerfreuliche Bekanntschaft mit dem Lübecker Salzhändler Hilmar Lüttke gemacht.«
    »Lüttke? Was hat der mit der ganzen Sache zu tun?« Cristin rutschte auf ihrem Stuhl nach vorne und beugte sich vor.
    »Der feine Herr gehört zu einer Gruppe von Frauenhändlern.« Sie zögerte einen Moment. »Genau wie mein Schwager Lynhard und Konrad Küppers, der Arzt, der bei der Bahrprobe anwesend war, der Ihr mich unterzogt.«
    »Küppers ist längst tot.«
    »Ich weiß. Lüttke hat heute Abend gestanden, dass der Medicus sterben musste, weil er ein Mitwisser und Komplize meines Schwagers war. Lynhard war verschuldet, das hat mir Hilmar Lüttke berichtet. Nach Lukas’ Tod und meiner Verurteilung würde mein Schwager die Goldspinnerei erben und wäre mit einem Schlage alle Sorgen los. Ich bin sicher, er hat meinen Mann umbringen lassen.«
    Büttenwart konnte seinen Ohren nicht trauen. Lynhard Bremer sollte seinen Bruder getötet haben? Hilmar Lüttke hatte bereits ein Geständnis abgelegt? Und doch, seine alte Bekannte sprach im Brustton der Überzeugung. Kein Zittern der Hände, keine unruhig umherschweifenden Augen. Im Laufe seines Lebens hatte er viele Lügner kennengelernt, aber Frau Bremer schien die Wahrheit zu sagen. »Sprecht weiter«, forderte er sie auf.
    Cristin Bremer erhob sich. »Lüttke sitzt in seiner Dornse und ist bereit, gegen meinen Schwager auszusagen. Baldo Schimpf, der Sohn des Lübecker Henkers, ist bei ihm. Ich bin gekommen, um Euch zu bitten, mich zu begleiten, um Lüttkes Geständnis aufzunehmen.«
    »So? Seid Ihr das?« Er maß sie von oben bis unten. »Ihr wisst aber, was Euch blüht, wenn Ihr die Unwahrheit sagen solltet?«
    Sie straffte den Rücken. »Gewiss, Richteherr. Bitte gewährt mir Eure kostbare Zeit und begleitet mich, bitte.«
    Büttenwart zögerte, während drei Augenpaare abwartend auf ihm ruhten.
    »Bitte. Für meine Tochter, für Elisabeth.« Cristins Stimme war nur noch ein Hauch.

26
     
    A ls Cristin, Karolina und Paulina wenig später in Begleitung Büttenwarts, dem ein weiteres Glas Schwedenschnaps die Schmerzen genommen hatte, vor dem Haus des Salzhändlers eintrafen, war die Nacht hereingebrochen. Während sie durch die menschenleeren Gassen Richtung Hafen gelaufen waren, wo das Haus des Salzhändlers stand, hatten die Polinnen dem Richteherrn ihre Geschichte erzählt. Büttenwart hatte ihnen schweigend zugehört, und ab und zu zum Zeichen, dass er verstand, genickt. Seiner Miene war nichts abzulesen, aber Cristin kannte den Vogt. Er schien zumindest die Möglichkeit, die beiden könnten die Wahrheit sagen, in Erwägung zu ziehen. Nun standen sie vor Lüttkes Haustür. Der Richteherr fasste nach dem Türöffner und klopfte gegen das Holz.
    Wieder öffnete Gislind Lüttke, die sie bereits erwartet zu haben schien. Sie trat zur Seite und wies

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