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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Sternenströmer leiten lassen. Faraday öffnete
den Mund, ohne sich so recht schlüssig zu sein … und
entdeckte, daß die anderen drei sie erwartungsvoll ansahen. Da stimmte sie das erste an, das ihr in den Sinn kam,
das Wiegenlied, welches Frau Renkin jedem frisch eingesetzten Schößling gesungen hatte. Zuerst konnte Faraday die Weise nur summen, aber dann fügte sie die Worte ein, die ihr gerade einfielen.
Die Edle sang dem Erdbaum vom Opfer der fünf
Wächter und wie daraus der Kopf des Zepters entstanden
war. In der nächsten Strophe kündete sie von der Notwendigkeit des Erschaffens eines Stabes für das Zepter.
Und bat schließlich um die Kraft und Macht der uralten
Götter – die in den Knauf eingehen solle, damit sein Träger sich der Macht der Erde und der Bäume bedienen
könne. Artor war schließlich schon vom gleichen Bündnis besiegt und vernichtet worden. Und so würde auch
Gorgraels dunkle Macht überwunden werden können.
Unmerklich für sie und die Zuhörer wandelte sich die
Melodie. Was als Wiegenlied begonnen hatte, endete in
einem triumphierenden Siegeslied. Der Erdbaum summte
im Gleichklang mit, und Faraday hörte schließlich auch
die Wälder Awarinheims und die des Bardenmeers, die
darin einfielen.
Der machtvolle Gesang versetzte die Erde unter ihnen
in Schwingungen, und Faraday sah den Erdbaum an und
streckte die Arme nach ihm aus. Sie verstand nun, daß
selbst aus einem Opfer gelegentlich Leben entstand. Und
wo immer die Wächter sich jetzt aufhalten mochten, bewegten sie sich in Freuden und …
»Ungebunden!« rief sie das Wort aus, das groß und
deutlich in ihren Gedanken erschien.
Faraday hörte auf zu singen, blinzelte und sah Axis an.
Er schaute sie erwartungsvoll an und hielt immer noch
den Zepterknauf umschlossen.
»Ungebunden!« rief die Edle noch einmal und lachte
aus vollem Herzen.
Schra lächelte mit ihr und zupfte ihren Vater am Ärmel. »Würdet Ihr mich bitte hochheben?«
Gindel setzte sich seine Tochter auf die Schulter, und
Schra berührte die Borke. Der Krieger beobachtete jetzt,
was das Mädchen dort vorhatte. Früher hätte er geschworen, daß der Stamm mindestens sechzig Meter hoch aufragte, ehe die ersten Äste aus ihm wuchsen. Doch nun
entdeckte er, daß sich schon in vier Metern Höhe ein
kleiner Ast befand.
Der Häuptling hob das Mädchen, so hoch er nur konnte, und Schra streckte die Arme ganz weit aus. Zunächst
glaubte Axis, daß die Kleine niemals dort heranreichen
könnte. Aber als die Finger mehrmals unter dem Ast ins
Leere gegriffen hatten, senkte dieser sich so weit, daß
Schra ihn zu fassen bekam. Sie lachte glücklich auf.
Der Zweig löste sich wie von selbst vom Stamm.
Grindel stellte das Mädchen wieder auf den Boden.
Schra reichte den Zweig an den Sternenmann weiter.
Doch irgendwo auf dem Weg zu ihm hatte er sich verwandelt. Was eben noch ein biegsamer kleiner Ast gewesen war, war nun ein schlanker, glänzender Holzstab.
»Nehmt dies mit den besten Segenswünschen des Erdbaums und des Volks der Awaren, Sternenmann«, erklärte die junge Magierin nun. »Dies ist unsere Gabe an
Euch, und sie befähigt Euch, das Zepter mit der Macht
der Mutter zu gebrauchen. Denn in diesem Stab steckt
alle Kraft der Bäume.«
Der Krieger nahm den Stab dankend entgegen. Die
Macht der alten Götter vereint mit der der Bäume, das
stellte fürwahr eine treffliche Waffe dar. Er schob den
Stab in das untere Ende des Zepterkopfes, und es konnte
ihn nur wenig überraschen, daß er dort wunderbar hineinpaßte. Als er ihn versuchsweise in die andere Richtung drehte, saß der Stab so fest im Kopf, daß er sich
nicht mehr daraus lösen ließ.
Stab und Spitze waren eins geworden.
»Das Zepter des Regenbogens«, sagte Faraday leise,
und ohne nachzudenken, schwang der Krieger die Insignie in weitem Bogen über sein Haupt. Gewaltige Lichtblitze schossen in die Nacht, und es krachte und toste
durch den Hain. Von irgendwoher ertönte in den Köpfen
der Umstehenden wieder das Lachen der Wächter.
Rasch nahm Axis das Zepter wieder herunter, lächelte
ein wenig verlegen und umfing den Kopf des Wahrzeichens mit den Händen. »Was fange ich nur damit an?«
fragte er. »Ich kann doch nicht ewig warten und es mit
meinen Händen bedecken, bis der Zerstörer irgendwann
des Weges kommt.«
Faraday lachte. »Nehmt dies«, sagte sie, bückte sich
und riß einen Streifen aus ihrem changierenden Gewand.
Armes Kleid, kostbares Geschenk der Mutter, dachte sie,
ständig

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