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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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einer Ewigkeit aus eisigem Licht und Wahnwitz, während er der hypnotischen Pflanze gegenübersaß und sie anstarrte. Sie ragte vor ihm aus der trockenen, toten Hülle empor, die einst Falmer gewesen war; ihre gedunsenen, vollgesogenen Stängel und Triebe wogten in einem sanften Rhythmus und die Riesenblüte mit ihrem gottlosen Zerrbild eines Menschengesichts schielte unverwandt auf Thone hernieder. Er vermeinte ein leises, melodisches Geräusch zu vernehmen, ein Geräusch von unbeschreiblicher, dämonischer Lieblichkeit – doch ob es von der Pflanze ausging oder nur eine Halluzination war, die seine überreizten Sinne ihm vorgaukelten, wusste er nicht.
    Träge schlichen die Stunden dahin. Eine mörderische Sonne ergoss ihren sengenden Glanz über Thone, ähnlich einem gigantischen Folterbecken, das geschmolzenes Blei ausschüttete. Thone wurde in der von Gestank geschwängerten Hitze vor Schwäche schwindelig, doch vermochte er seine angespannte, starre Körperhaltung nicht zu lösen. Die nickende Monstrosität, die über dem Kopf ihres Opfers das volle Ausmaß ihres Wachstums erreicht zu haben schien, durchlief keinen Wandel mehr.
    Viel Zeit verstrich … Dann jedoch wurde Thones Blick von den starren, eingeschrumpelten Händen Falmers angezogen, die noch immer in krampfartiger Umklammerung um dessen hochgezogene Knie gekrallt waren. Aus den beiden Handrücken, aus den Spitzen der Skelettfinger, waren winzige weißliche Wurzelstränge hervorgebrochen, die sich langsam in der Luft ringelten und, so schien es wenigstens, nach einer neuen Nahrungsquelle tasteten. Schon stießen weitere Wurzelspitzen aus Hals und Kinn und am ganzen Körper erfasste ein sonderbares Gewoge die Kleidung, als würde versteckt darunter herumkrabbelndes Geziefer den Stoff ausbeulen.
    Währenddessen klangen die melodischen Töne lauter, lieblicher und gebietender denn je in Thones Ohren. Das Wogen der gewaltigen Pflanze steigerte sich in ein unbeschreiblich verführerisches Tempo. Es war, als erliege Thone der Lockung wollüstigen Sirenengesanges, der tödlichen Einlullung, die von tanzenden Kobras ausgeht. Ein unwiderstehlicher Zwang bemächtigte sich seiner: Ein Ruf erging an ihn und sein benebelter Geist und sein betäubter Leib mussten Folge leisten. Sogar die Finger Falmers krümmten sich wie Schlangen und schienen den Betörten winkend zu sich zu rufen …
    Und dann kauerte Thone plötzlich auf Händen und Knien im Heck des Bootes.
    Zoll um Zoll kroch er vorwärts, während in seinem Hirn grausame Schrecken und eine nicht minder grausame Ekstase miteinander um die Vormacht stritten. Er überkletterte das bedeutungslos gewordene Bündel von Orchideengewächsen … Zentimeter um Zentimeter, Spanne um Spanne … bis sein Kopf die vertrockneten Hände Falmers berührte, von denen die tastenden Wurzelstränge baumelten und wogten.
    Ein lähmender Bann machte Thone wehrlos. Er spürte, wie die winzigen Wurzelstränge gleich forschenden Fingern durch sein Haar, über sein Gesicht und seinen Hals glitten und sich mit nadelspitzen Enden schmerzvoll hineinbohrten. Er selbst konnte kein Glied bewegen, vermochte noch nicht einmal die Augenlider zu senken. Durch starre Pupillen erblickte er noch das gold- und karminfarbene Aufflammen eines vorübertaumelnden Schmetterlings. Dann durchstießen die Wurzeln seine Augäpfel.
    Tiefer und tiefer gruben sich ihre gierigen Spitzen, während neue Fasern austrieben und Thone einspannten wie in ein Hexennetz … Eine Zeit lang schien es, als würden der Tote und der Lebende sich gemeinschaftlich in Fesseln winden … Zuletzt hing Thone schlaff in dem tödlichen, unentwegt anwachsenden Gespinst. Die Pflanze hingegen, aufgedunsen und riesenhaft, lebte und wucherte fort. Und während der stille, stickig-schwüle Nachmittag voranschritt, begann sich zwischen ihren oberen Trieben langsam eine zweite Blüte zu öffnen.

MARS-ZYKLUS

Will Murray: Der Mars-Zyklus von Clark Ashton Smith
    Der Rote Planet fasziniert Unterhaltungsautoren bereits seit den Tagen von H. G. Wells und Edgar Rice Burroughs, deren Werke Clark Ashton Smith während seiner prägenden Zeit sicherlich kennengelernt hat.
    In seiner intensiven Schaffensphase zwischen 1930 und 1937 richtete Smith seine Aufmerksamkeit mehrfach auf den Mars und schrieb eine separate Geschichte, ›Seedling of Mars‹, sowie drei seiner unheimlichsten und verstörendsten Erzählungen, ›The Vaults of Yoh-Vombis‹ ( Weird Tales, Mai 1932), ›The Dweller in the Gulf‹

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