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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Herrscher war bemüht, ihm alles beizubringen, was er wissen musste, und hielt ihn, was die Staatsangelegenheiten Ulphalors betraf, stets auf dem Laufenden. Unter anderem erfuhr Alvor, dass niemand etwas über den Aufenthaltsort des früheren Regenten Akkiel wusste. Außerdem hatte Vizaphmal Grund, sich vor Widerstand aus den Reihen der diversen Priesterschaften in Acht zu nehmen, die, obgleich er ein Leben lang Zurückhaltung geübt hatte, irgendwie Wind von seinen freidenkerischen Neigungen bekommen hatten.
    Obwohl Alvor von einzigartigem Luxus umgeben war, ihm jeder nur aufmerksam und höflich begegnete und er von allen Seiten bedient wurde, spürte er doch, dass die Leute, wie der Zauberer ihn vorgewarnt hatte, ihn lediglich als widernatürliche Kuriosität oder Absonderlichkeit betrachteten. Er erschien ihnen nicht minder ungeheuerlich als sie ihm. Die Kluft, die sich aufgrund der Gesetze einer andersgearteten Biologie und einer fremdartigen Evolution zwischen ihnen auftat, schien unüberbrückbar. Man unterzog ihn zahllosen Befragungen, ganze Delegationen namhafter Wissenschaftler wandten sich an ihn und wollten so viel wie möglich über ihn und die Seinen in Erfahrung bringen.
    Doch diese Befragungen verliefen so von oben herab, so engstirnig, unverschämt, verächtlich und selbstgefällig, dass er bei derartigen Anlässen schon bald vorgab, der Sprache ganz und gar nicht mächtig zu sein. Ja, es bestand eine Kluft und sie wurde ihm jedes Mal aufs Neue bewusst, wenn er bei Hofe auf weibliche Abbar oder Alphads traf, die ihn herablassend musterten und in der Regel in so etwas wie ein Kichern ausbrachen, wenn er vorüberging. Seine in ihrer Anzahl so begrenzten nackten Geschlechtsorgane erweckten in ihnen offensichtlich ebenso großes Erstaunen wie ihre recht komplexen und irgendwie verwirrenden Reize in ihm.
    Alle waren sie splitternackt; noch nicht einmal eine Perlenkette oder ein einzelner Edelstein wurde auf Satabbor je getragen. Wie die Männer waren auch die weiblichen Abbar sehr groß, ihre Haut schillerte in den prachtvollsten Farben, die das Federkleid jedes Straußes in den Schatten stellten. Und was ihren Körperbau betraf: nun, dieser war höchst eigentümlich … Alvor begann die Einsamkeit in sich zu spüren, von der Vizaphmal gesprochen hatte, und mitunter überkam ihn eine große Sehnsucht nach seiner eigenen Welt, quasi eine Art interplanetarisches Heimweh. Er wurde zwar nicht im eigentlichen Sinne krank, dafür jedoch grauenhaft nervös.
    Während er sich in diesem Zustand befand, nahm Vizaphmal ihn mit auf eine aus diplomatischen Gründen notwendige Reise durch Ulphalor. Die Bewohner entlegener Provinzen der Polargebiete und der ihnen gegenüberliegenden Regionen des Planeten wollten nicht recht glauben, dass ein Ungeheuer wie Alvor tatsächlich existierte. Und so vertrat der neue Machthaber die Ansicht, es sei ratsam, ihnen das zweiarmige, zweibeinige und zweiäugige Phänomen vorzuführen, um seinen Anspruch auf den Thron ein für alle Mal zu festigen.
    Im Verlauf dieser Reise besuchten sie zahllose einzigartige Städte sowie die ländlichen und urbanen Zentren für Satabbor typischer Industrien. Alvor sah die Minen, in denen sich Millionen von Abbar plagten, um die unzähligen Erze und Metalle zu gewinnen, die in Ulphalor in Gebrauch waren. Diese Metalle kamen in reinem Zustand vor und schienen unerschöpflich. Überdies sah er die riesigen Ozeane, die, gemeinsam mit gewissen aus unterirdischen Quellen gespeisten Binnenmeeren und -seen die einzige Wasserversorgung des alternden Planeten darstellten. Wie man munkelte, war auf diesem schon seit Jahrhunderten kein Regen mehr gefallen. Ein System von Rohrleitungen transportierte das Meerwasser, nachdem es von einer Reihe unerwünschter Bestandteile befreit worden war, durch das ganze Land. Darüber hinaus bekam er auch die Sümpfe am Nordpol mit ihrem heimtückischen Gewirr belebter Vegetation zu Gesicht, in die noch nie jemand den Fuß zu setzen gewagt hatte.
    Im Verlauf dieser Reise trafen sie auf zahllose Völker, doch abgesehen von ein oder zwei primitiven Eingeborenenstämmen, unter denen es keine Alphads gab, war es überall das Gleiche. Überall wurde der Dichter mit derselben grausamen, unwissenden Neugier beäugt, die man ihm bereits in Sarpoulom entgegengebracht hatte. Allerdings gewöhnte er sich allmählich daran. Die ständig neuen, bizarren Schauspiele sowie die unerhörten Szenen, die sich ihm Tag für Tag boten, trugen dazu

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