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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Alvor mit ihrem zur Schau getragenen Schimmer an das phosphoreszierende Leuchten verwesender Substanzen in Grüften und Katakomben denken. Während er mit seinen Bewachern – allesamt Abbar der niedrigsten Ränge – nach unten stieg, vernahm er von irgendwoher, aus fest verschlossenen, nicht auszumachenden Verliesen das Stöhnen und die Schmerzensschreie der Wesen, welche die Qualen erdulden mussten, die Cunthamosis Inquisitoren ihnen auferlegt hatten.
    Sie gelangten an die letzte Stufe. Dort gähnte inmitten eines riesigen Gewölbes ein Schlund, dessen Grund man nicht erkennen konnte. An seinem Rand stand eine fantastisch anmutende Winde, auf der ein ungeheures, schwärzliches Tau aufgespult war.
    Ein Ende dieses Seiles banden die Inquisitoren um Alvors Knöchel, dann ließen sie ihn kopfüber in die Tiefe hinab. Anders als bei der Treppe gaben die Wände des Schachtes kein Leuchten von sich und er vermochte nichts zu sehen. Während er immer weiter nach unten glitt, kamen weitere Empfindungen hinzu, die seine ohnehin schon unangenehme Lage nun noch grässlicher erscheinen ließen. Er spürte, dass er durch eine haarige Materie mit zahllosen Fäden glitt, die sich wie winzige Tentakel um seinen Kopf, seinen Körper und seine Gliedmaßen legten und deren Berührung sofort einen heftigen Juckreiz auslöste.
    Die Substanz behinderte ihn mehr und mehr, bis er sich schließlich völlig bewegungsunfähig wie in einem Netz gefangen fand. Die ganze Zeit über schienen sich die einzelnen Haare mit Millionen mikroskopisch kleiner Zähne in sein Fleisch zu bohren, bis das anfängliche Jucken einem Brennen und dumpfem, konvulsivischem Pochen wich, das weit schmerzhafter war als die Flammen eines Scheiterhaufens. Später erfuhr der Dichter, dass es sich bei der Substanz, in die man ihn hinabgelassen hatte, um einen unterirdischen Organismus, halb Pflanze, halb Tier, handelte, der aus den Wänden der Kluft wuchs und über lange, bewegliche Fühler verfügte, die bei Berührung ein starkes Gift absonderten. Zum jetzigen Zeitpunkt allerdings rührte Alvors Entsetzen zu einem großen Teil daher, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was ihn da streifte.
    Nachdem er eine ganze Weile in dem qualvollen Netz gehangen hatte und ihn vor lauter Schmerz in dieser unnatürlichen Haltung schon beinahe die Ohnmacht übermannte, spürte Alvor, dass er wieder nach oben gezogen wurde. Tausende dünner, fadenartiger Tentakel umfingen ihn, sein gesamter Körper war von einem Geflecht unerträglicher Pein umschlossen – so stark, dass er das Bewusstsein verlor, als er endlich davon befreit wurde. Als er wieder zu sich kam, lag er am Rand der Kluft auf dem Boden und einer der Priester stieß ihn mit einer mehrzackigen Waffe an.
    In dem von den Wänden des Gewölbes ausgehenden Schein starrte Alvor einen Moment lang in die grausamen Gesichter seiner Peiniger und fragte sich dumpf, welch höllische Qual nun in Erfüllung des endlosen Urteilsspruches, der über ihn gefällt worden war, folgen mochte. Er nahm an, dass dies nur die erste, harmloseste einer langen Reihe von Foltern war, die für ihn vorgesehen waren. Er sollte jedoch nie erfahren, ob er recht hatte, denn in diesem Augenblick erscholl ein Getöse, als würde die ganze Welt untergehen. Die Wände, der Fußboden und die Treppe gerieten ins Wanken wie bei einem Erdbeben, im Deckengewölbe tat sich ein Spalt auf und Trümmer regneten herab. Einige davon trafen die Inquisitoren und fegten sie in den Abgrund. Andere sprangen beiseite und verschwanden ebenfalls in der Kluft. Die beiden noch verbleibenden Priester waren nicht mehr in der Lage, ihren offiziellen Pflichten nachzukommen. Beide lagen sie mit zerschmetterten Schädeln neben Alvor. Statt Blut rann eine klebrige, hellgrüne Flüssigkeit aus den unzähligen Wunden.
    Alvor hatte nicht die geringste Ahnung, was vor sich ging, ihm war lediglich klar, dass er, was die Auswirkungen der Katastrophe betraf, unverletzt geblieben war. Seine derzeitige Verfassung ließ keine wissenschaftlichen Mutmaßungen zu. Ihm war übel und schwindlig von der Folter, die hinter ihm lag, sein gesamter Leib war feuerrot angeschwollen und brannte fürchterlich, wo der Organismus in der Kluft ihn berührt hatte. Dennoch verfügte er noch über genügend Kraft und Geistesgegenwart, um mit seinen gefesselten Händen nach der Waffe zu tasten, die einer der Inquisitoren fallen gelassen hatte. Mit viel Geduld und unermüdlichem Einfallsreichtum gelang es ihm, die

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