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Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2

Titel: Die Grabgewoelbe von Yoh-Vombis - Gesammelte Erzaehlungen Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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kostspielig.
    Einige Minuten lang wurde der Dichter in der Bibliothek sich selbst überlassen. Dann kehrte sein Gastgeber zurück und führte ihn in ein Speisezimmer, in dem ein erlesenes Mahl für zwei Personen aus einer benachbarten Wirtschaft angerichtet war. Alvor, der vor Entkräftung schon beinahe umfiel, aß ohne den geringsten Versuch, seinen Heißhunger zu verbergen. Dabei fiel ihm jedoch auf, dass der Fremde noch nicht einmal so tat, als würde er seinen Teller anrühren. Nachdenklich, wie gedankenverloren saß der Mann Alvor gegenüber, seinem Gast scheinbar keine weitere Beachtung schenkend als die üblichen Höflichkeiten, die man sich von einem Gastgeber erwartete.
    »Jetzt können wir uns unterhalten«, sagte der Fremde, nachdem Alvor gegessen hatte. Der Dichter, dessen Kräfte und Denkvermögen durch das Essen wiederbelebt waren, war nun kühn genug, um seinen Gastgeber offen zu mustern und ihn genauer einzuschätzen. Er sah einen Mann ungewissen Alters vor sich, dessen Züge und Hautfarbe ihn eindeutig als Kaukasier auswiesen, dessen Nationalität er jedoch unmöglich zu bestimmen vermochte.
    Im Schein des elektrischen Lichts verlor der Blick seines Gönners etwas von der merkwürdigen Glut, dennoch waren seine Augen äußerst bemerkenswert. In ihnen lag ein mehr als nur irdisches Wissen, sie strahlten eine Macht und Andersartigkeit aus, die menschliche Gedanken weder zu begreifen noch in Worte zu fassen vermochten. Unter dem forschenden Blick des Fremden stiegen aus der düstersten Ecke des Dichtergeistes verschwommen strahlende, verschlungene Bilder auf, die jedoch keine konkrete Gestalt annehmen wollten und gleich wieder dem Vergessen anheimfielen, noch ehe Alvor sie genauer betrachten konnte. Offenkundig ohne jeden Anlass kamen ihm ein paar Zeilen aus seiner Ode an Antares in den Sinn und er ertappte sich dabei, wie er sie ständig leise vor sich hin murmelte:
    »Stern seltsamer Hoffnung, Licht in finsterster Verzweiflung, Herr unüberbrückbarer Abgründe, Künder unbekannten Lebens.«
    Merkwürdigerweise wollte die ins Versmaß gekleidete aussichtslose, halb satirische Sehnsucht nach einer anderen Welt nicht mehr aus seinem Gedanken weichen.
    »Selbstverständlich haben Sie keinerlei Vorstellung, wer oder was ich bin«, sagte der Fremde, »obwohl Ihre dichterischen Vorahnungen bereits dunkel nach dem Geheimnis meiner Identität tasten. Von meiner Seite aus besteht nicht die geringste Notwendigkeit, Ihnen irgendwelche Fragen zu stellen, da ich bereits über alles im Bilde bin, was man über Ihr Leben und Ihren Charakter in Erfahrung bringen kann. Ferner bin ich umfassend informiert über Ihre missliche Lage, aus der ich Ihnen nun einen Ausweg biete. Sie heißen Theophilus Alvor und sind ein Dichter, dessen klassischer Stil und romantisches Genie heutzutage, noch dazu in diesem Land, aller Wahrscheinlichkeit nach keine Anerkennung finden werden. Mit weit prophetischerer Inspiration als von Ihnen je erträumt haben sie neben anderen Meisterwerken auch eine großartige Ode an Antares verfasst.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, rief Alvor.
    »Wer mit den dazu notwendigen Sinnen ausgestattet ist, vermag Gedanken ebenso wahrzunehmen, als würden sie laut ausgesprochen. Ich höre, was Sie denken, darum dürften Sie es kaum verwunderlich finden, dass ich einiges über Sie weiß.«
    »Wer sind Sie?«, fuhr Alvor auf. »Ich habe von Leuten gehört, die angeblich Gedanken lesen können, aber nie geglaubt, dass es tatsächlich Menschen gibt, die über derartige Fähigkeiten verfügen.«
    »Ich bin kein Mensch«, entgegnete der Fremde, »auch wenn ich es für zweckmäßig hielt, eine Zeit lang ein menschliches Äußeres anzunehmen – ungefähr so, wie Sie oder sonst ein Angehöriger Ihrer Art ein Kostüm anziehen mag, um sich zu verkleiden. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle: Mein Name lautet, soweit man ihn in der Sprache Ihrer Welt wiedergeben kann, Vizaphmal, und ich bin von einem Planeten jener gewaltigen, fernen Sonne, die Sie als Antares kennen, hierher gelangt.
    In meiner Heimat bin ich ein Wissenschaftler, auch wenn die ungebildeteren Schichten eher einen Zauberer in mir zu erkennen glauben. Im Verlaufe umfassender Experimente und Forschungen erfand ich einen Apparat, der es mir erlaubt, nach Belieben andere Planeten aufzusuchen, ganz gleich wie weit diese auch entfernt sein mögen. Ich weilte unterschiedlich lange in den verschiedensten Sonnensystemen, doch Ihre Welt und deren Bewohner fand

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