Die Grabräuber
Defensive treiben. Und das gelang ihm recht gut. Ich musste zurück, sonst hätte mir die Waffe den Schädel zertrümmert.
Der Angreifer stieß zischende Geräusche aus. Manchmal bekam ich das Gefühl, eine Schlange vor mir zu haben, so ähnlich bewegte sich der kleine Mensch auch.
Er war sogar ein ziemliches Stück kleiner als ich, deshalb aber nicht weniger gefährlich. Bis zum Zaun trieb er mich zurück. Sein Stock wirbelte vor meinen Augen, ich kam nicht einmal dazu, die Beretta zu ziehen und dachte dabei auch an den zweiten Gegner, denn bei ihm wunderte ich mich, dass er noch nicht von der Seite her gekommen war. Das änderte sich rasch.
Ein Schatten huschte mit seltsam hohen Sprüngen durch Nebel auf mich zu. Dieser Mann wollte mich mit einem zielsicheren Tritt aus dem Weg räumen.
Nun musste ich einfach weg.
Und ich startete. Kurzerhand warf ich mich in meinen schlagenden Gegner. Ich riww die Arme schützend als Deckung vor Kopf und Gesicht, bekam zwei harte Treffer ab, keuchte und schlug beidhändig zu. Die Hiebe mit dem Knüppel hatte ich einigermaßen abwehren und ihnen auch die Wucht nehmen können. Mein Treffer schaffte den kleineren Gegner aus meiner unmittelbaren Reichweite. Um dem anderen keine Chance zur Erholung zu geben, musste ich am Mann bleiben. Leider blieb es nur beim Vorsatz. Der andere war schon zu dicht heran. Und er säbelte mir die Beine weg. Ob es ein Tritt oder ein Schlag gewesen war, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls verlor ich den Boden unter den Füßen, schleuderte meine Arme in die Luft und krachte zu Boden.
Jetzt blieb mir nur die Beretta. Meine Hand raste zur Waffe und hatte sie noch nicht berührt, als der Schatten über mich fiel. Zwei Hände rissen mich in die Höhe.
Verschwommen sah ich das Gesicht vor mir und stellte fest, dass ich mit einem Chinesen kämpfte. Ich zog den Kopf ein und riss gleichzeitig die Schulter hoch. Die gekrümmte Handkante prallte dagegen. Es tat verdammt weh. Ich hatte Mühe, mich noch auf den Beinen zu halten, und der andere holte erneut aus. Diesmal kam die andere Hand. In der Not stieß ich meine linke Faust vor, traf auch und bekam für eine Sekunde Luft. Das war auch alles, denn der Atem wurde mir noch im selben Moment abgeschnürt.
Hinter mir klirrte etwas, danach wischte ein Gegenstand an meinem Gesicht vorbei, der in Höhe meines Halses stoppte und sich dort eisern spannte.
Hinter meinem Rücken wurde er zusammengezogen.
Verflucht, da war noch ein dritter Gegner aus dem Nebel erschienen. Bisher hatte er sich zurückgehalten, und er verstand es meisterhaft, die Kette zu führen und zu bedienen.
Mir wurden die Beine weggerissen. Ich fiel zu Boden, hing in der Kette, bekam fast keine Luft mehr und sah dicht über mir und von hinten kommend ein Gesicht erscheinen. Zuerst wirkte es wie ein verlaufender Fleck, bis es noch näher kam und sich allmählich Konturen hervorschälten.
Ich war noch nicht ohnmächtig, sah die Umgebung deutlich und glaubte, zu träumen.
Das Gesicht des Mannes kannte ich. Er war ebenfalls ein Chinese und hieß, wenn ich mich recht erinnerte, Quen…
***
So schnell Suko auch reagieren konnte, in diesem Fall hatte er keine Chance mehr, dem Pfeil zu entgehen, falls nicht ein Wunder geschah. Und dieses Wunder trat ein!
Plötzlich ließ der unheimliche Bogenschütze seine Waffe sinken. Suko wollte es kaum glauben. Er hatte die Augen weit geöffnet und dachte an eine Täuschung.
Nein, der andere schoss nicht. Die Spitze des Pfeils zeigte nicht mehr auf Suko, sondern wies dem Boden entgegen, und der andere zog auch die Sehne zurück.
Es bestand für Suko keine unmittelbare Gefahr mehr. Auch der Inspektor griff nicht an. Er war viel zu perplex. Mit allem hatte er gerechnet, nur damit nicht. Aber weshalb hatte der andere nicht geschossen? Das musste doch einen Grund gehabt haben. Suko sah etwas schimmern.
Nicht vor sich oder bei seinem Gegner, sondern bei sich selbst, und zwar in Brusthöhe. Genau dort tat sich etwas.
Er senkte den Blick. In seiner linken Seitentasche im Jackettinnern hielt er eine mächtige Waffe verborgen. Es war der Stab, mit dem er die Zeit anhalten konnte. Suko hatte ihn in einem Kloster bekommen. Der Legende nach sollte der Stab von Buddha stammen. Er war eine Waffe, aber ihr Träger durfte, wenn die Waffe eingesetzt war, nicht töten. Suko atmete schneller. Das Glühen breitete sich aus. Es drang durch die Kleidung, so dass es auch von Sukos Gegner erfasst werden konnte und ihn bannte.
Ja,
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