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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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sie sich bei dem Architekten unter.
    Sie begaben sich zum Gelben Adler , denn es war Zeit zu essen. Wie alles in Wien waren auch die Essenszeiten genauestens geordnet. Ein jeder Bürger der Stadt, ob Handwerker oder Edelmann, wusste, wann er in welcher Lokalität seine Mahlzeiten einnehmen konnte.
    Die Edelleute waren die letzten Wiener, die aufstanden und die letzten, die zu Bett gingen. Wenn sie an den üppig gedeckten Mittagstischen saßen, machten sich die einfachen Arbeiter beinahe für das Abendbrot fertig.
    Amalia aß wenig. Sie wollte diesen wunderschönen Tag genießen und das Essen verursachte ihr Schmerzen, die sie hinter ihrem Fächer zu verbergen versuchte. Anschließend gingen sie erneut in ein Kaffeehaus, erst danach bestiegen sie wieder die Kutsche.
    Sie betrachteten das kürzlich fertiggestellte Palais Schwarzenberg und fuhren weiter zur Karlskirche, die voll im Bau stand.
    Wie immer war Amalia von der Baustelle fasziniert. Sie schritt zwischen den Handwerkern einher, blickte den Steinmetzen über die Schulter und wäre beinahe in einen Karren voller Holz gerannt, als von Hildebrandt sie am Arm fasste.
    »Kommen Sie, Teuerste, ich möchte Ihnen jemanden vorstellen.«
    Ein junger Mann von schlankem Wuchs, einer edlen, sehr geraden Nase und einem stolzen Kinn trat auf sie zu. Er verneigte sich höflich, während seine Augen neugierig blitzten.
    »Darf ich vorstellen, Gräfin Amalia von Falkenstein, eine große Bewunderin unserer Kunst und um genau zu sein, einer der wenigen Menschen, die ich kenne, die wirkliche Ahnung davon haben.«
    Der junge Mann ergriff Amalias Hand und hauchte ihr einen Kuss auf den Handschuh. »Gestatten, von Erlach, Teuerste. Es gibt nicht viele Menschen, denen der geschätzte Kollege ein solches Kompliment macht, und dann noch einer Frau. Ich muss zugeben, das ist interessant. Wollen Sie vielleicht einen Blick auf die Pläne werfen?«
    Amalia zitterte, sie fühlte sich wie ein Kind. Bittend blickte sie zu von Hildebrandt, der lächelnd nickte.
    »Es wäre mir eine Ehre«, erklärte sie.
    »Mir auch«, brummte von Hildebrandt, »ich möchte schon sehen, mit was Ihr Vater mich aus dem Rennen geworfen hat.«
    Es war ein kühner Plan. Eine Kirche, wie Amalia sie niemals gesehen hatte. Sie schloss die Augen und stellte sie sich vor. Ein vollkommenes Abbild der Ordnung der Welt.
    Einer guten Welt, einer Welt voller Glanz, Schönheit und Trost. Ein Schmerz durchzuckte ihren Körper, der ihr beinahe den Atem nahm. Amalia versteckte das Gesicht hinter ihrem Fächer, versuchte, leise zu atmen. Es kostete sie große Anstrengung, nicht vor den beiden Herren in die Knie zu sinken. Ein letztes Mal ließ sie den Blick schweifen, stellte sich die große Kuppel vor, flankiert von zwei riesigen Säulen. »Ich danke Ihnen, lieber Herr von Erlach. Sie haben mir eine große Freude gemacht.«
    Sanft legte sie ihre Hand auf von Hildebrandts Arm. »Fahren Sie mich nach Hause, lieber Freund, ich bin müde und muss mich ausruhen.«
    Vor der Residenz der Torgelows half von Hildebrandt ihr beim Aussteigen. Sie beließ ihre Hand länger als nötig in der seinen. »Leben Sie wohl, edler Freund.«
    »Frau Gräfin«, von Hildebrandt schluckte. »Wann sehen wir uns wieder?«
    »Ich bin müde und ich habe Schmerzen. Sie sind der Spiegel, der mir das Licht zurückgebracht hat. Haben Sie Dank dafür.« Sie drückte seine Hand, dann rief sie die vier Diener herbei, die mit dem Tragesessel auf sie gewartet hatten. Während die Männer ihr hineinhalfen und sie zur Tür trugen, winkte sie dem alten Freund noch einmal zu.
     
    *
     
    Von Hildebrandt blieb noch einen Augenblick stehen. »Zum Griechenbeisl«, rief er dem wartenden Fahrer zu und stieg in die Kutsche. Bevor er den Verschlag schloss, flüsterte er kaum hörbar: »Leben Sie wohl, liebste Freundin.«
     
    *
     
    Amalia fand Marijke fröhlich inmitten von Stoffen, Kleidern, Hüten und Perücken. Pflichtschuldig bewunderte sie das ein oder andere Stück, dann legte sie sich erschöpft nieder. Der schöne Tag hatte sie müde gemacht und es dauerte nicht lange, da war sie auch schon eingeschlafen.
     
    Als sie erwachte, lugte die Sonne nur noch eine Handbreit über den Horizont. Es war die Zeit, in der die vornehmen Wiener Bürger aufbrachen, um das Abendessen einzunehmen. Amalia klingelte und gemeinsam mit Marijke eilte auch die Kammerzofe der Torgelows herbei. Hinter ihr kamen drei junge Mädchen, eine jede trug ein mit allerhand Köstlichkeiten beladenes

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