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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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dumpfer Geruch von Moder hing in der Luft. Fast spielerisch lenkte er sein Pferd und freute sich an dem stolzen Gang des schönen Tieres. Begierig sog er den Duft des Waldes ein.
    Plötzlich preschte knapp vor ihm ein schmutzig grauer Apfelschimmel aus dem Gebüsch. Wenzel hatte keine Gelegenheit, zu erkennen, wer der Reiter war, denn sein Rappe stieg augenblicklich. Die Hand, mit der er die Zügel zu greifen suchte, fasste ins Leere, sein Körper hob sich aus dem Sattel, sein Leib stürzte zu Boden und landete weich auf gut gepolstertem Moos. Kein Schmerz durchzuckte ihn, kein Knochen brach. Für den Beginn eines Atemzugs schien alles gut gegangen zu sein, bis sein Kopf in lautem, klirrendem Knall zerbarst. Ein roter Schleier nahm ihm die Sicht, brachte die Dunkelheit.
     
    *
     
    Erasmus hörte das Wiehern und den anschließenden Aufschlag. Augenblicklich versuchte er, sein Tier zum Stehen zu bringen, was nicht einfach war. Der Apfelschimmel, von Jakobus als braves Pferd angepriesen, war ein Biest. Erasmus hüpfte auf dem breiten Rücken auf und ab, zog mit aller Macht an den Zügeln, aber das Tier galoppierte und trabte, wie es ihm gerade in den Sinn kam.
    Zwischendurch blickte es seinen Reiter beinahe vorwurfsvoll an. Noch einmal verdoppelte er seine Anstrengungen, dann endlich stemmten sich die Vorderhufe des Pferdes gegen den weichen Waldboden. Der Apfelschimmel stand mit bebenden Flanken so unmittelbar, dass es ihn beinahe aus dem Sattel geworfen hätte. Er stieg ab, froh, dem Ungeheuer entkommen zu sein. Zu Fuß eilte er zur Unfallstelle. Was war überhaupt geschehen?
    Erasmus hatte sein angeblich so braves Tier kaum bremsen können und so preschte er durch das Unterholz, vorbei an einem offensichtlich unerfahrenen Reiter, dessen Pferd wohl durchgegangen war. Der Mann konnte froh sein, dass er in seiner Nähe war und ihm helfen konnte.
    Erasmus erblickte den Gestürzten, der bewegungslos am Boden lag, und beschleunigte seinen Schritt. Dann endlich war er nahe genug herangekommen, um zu erkennen, um wen es sich handelte. Er erschrak, als er den Grafen erkannte. Nun konnte er sich erst recht keinen Reim mehr auf den Unfall machen. Graf Wenzel war als guter Reiter bekannt. Wie konnte es sein, dass er an so einer Stelle vom Pferd fiel? Angestrengt sah er um sich, doch er konnte keinerlei Hinweis auf die Unfallursache erkennen. Er versuchte, mit dem Blick das Unterholz zu durchdringen, und plötzlich war ihm, als würde er etwas erkennen. Er kniff die Augen zusammen. Glänzte da nicht ein silberner Schweif? Genau dort, wo das Pferd gestiegen war? Noch intensiver stierte er durch die Zweige, doch die Erscheinung war verschwunden. Alles schien ruhig und friedlich.
    Ein leichtes Stöhnen erinnerte ihn an seine Bestimmung. Es war jetzt nicht die Zeit, sich über die Ursache des Unfalls Gedanken zu machen, das konnte er später noch tun. Jetzt galt es, den Verletzten zu versorgen und um Hilfe zu rufen. Während er sich neben dem Grafen niederkniete, schrie Erasmus aus Leibeskräften. Der Verunglückte atmete noch, wenngleich sein Herz sehr langsam schlug. Auf den ersten Blick waren keine Verletzungen zu erkennen, keine Gliedmaßen waren verdreht. Erasmus öffnete Wenzel die geschlossenen Lider und blickte in blutunterlaufene Augen. Er wich jäh zurück, war Mediziner genug, um dieses Anzeichen deuten zu können. Doch noch war nicht alles verloren. Mit fliegenden Fingern tastete er Wenzels Hinterkopf ab. Der Verletzte stöhnte, ein gutes Zeichen. Erasmus spürte die gänseeigroße Beule und etwas Klebriges.
    Nein, bitte nicht, wollte er rufen. Stattdessen zog er die Hand zurück, sie war rot vor Blut, das dem Grafen in einem dünnen Rinnsal aus dem Ohr lief. Es gab keinen Zweifel mehr.
    »Was ist hier geschehen?«, donnerte eine Stimme in seinem Rücken.
    Erasmus drehte sich um und sah die groben Stiefel eines Jagdhelfers. Er erhob sich zitternd. »Ich weiß es nicht, ich habe den Aufschlag gehört und bin so schnell ich konnte zurückgeeilt. Wir müssen ihn ins Schloss bringen.«
    Jetzt traf auch Fürst Torgelow am Unfallort ein, saß ab und eilte auf seinen Oheim zu. Seine Augen verengten sich, als er Erasmus erblickte.
    »Was ist hier geschehen?« Der junge Fürst baute sich drohend vor ihm auf.
    »Ich, ich … der Rappe hat gewiehert und gleich darauf habe ich einen dumpfen Knall gehört.«
    »Und wo ist Ihr Pferd? Ich kann nicht glauben, dass Sie zu Fuß gelaufen sind.«
    Erasmus spürte, wie er errötete.

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