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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Frage kam von einem der jungen Männer, die an der Wette beteiligt gewesen waren.
    Die anderen blickten ihn neugierig an. Erasmus hatte seine Zuhörer wieder und diesmal wollte er es richtig machen. Bevor er dem jungen Mann antwortete, schlenderte er gemächlich zu einem der Mundschenke, um sich sein Glas erneut mit köstlichem Wein füllen zu lassen. Er trank selten und dieses zweite Glas ließ sein Herz ein klein wenig schneller schlagen. Er straffte die Schultern und schritt zurück zu seinem Platz. Einige hatten ihre Stühle in die Nähe des seinen geschoben, die anderen positionierten sich locker darum herum. Erst nachdem er sich umständlich niedergelassen hatte, begann er zu sprechen.
    »Leider habe ich die schrecklichen Ereignisse, die zu dem Sturz unseres geschätzten Gastgebers führten und – wie ich wohl sagen darf – meines guten Freundes, nicht in jeder Facette beobachten können. Aber Folgendes habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
    Er war der Sohn eines Predigers und er wusste, wie wichtig die Pausen waren. Diese hier nutzte er, um seinen Zuhörern einzeln in die Gesichter zu blicken. Als er sich der Aufmerksamkeit vollkommen sicher war, fuhr er fort.
    »Ich hatte meinen Schimmel gerade mit einer sanften, aber bestimmten Parade wieder in den Schritt gewiesen, als ich des Grafen von Weitem ansichtig wurde. Er saß erschöpft, aber stolz, auf seinem wunderbaren Rappen. Ich dachte noch darüber nach, welche Eleganz und jugendliche Kraft er doch ausstrahlte. Ein flaches Gebüsch trennte uns und ich suchte die beste Stelle, um hindurchzureiten. Dann ging alles sehr schnell. Der Rappe stieß dieses markerschütternde Wiehern aus. Im nächsten Moment war das Tier auch schon gestiegen und der Graf gestürzt.«
    »Dabei stellt sich noch immer die Frage, wie es dazu kam, dass Ihr Apfelschimmel mehr als fünfhundert Fuß weg vom Unfallort stand und friedlich an einer jungen Weide fraß?«
    Erasmus maß den Zwischenrufer mit kühlem Blick. »Auch mein Tier hat sich erschrocken und wollte zunächst um nichts in der Welt dort bleiben, wo sich der Unfall ereignet hatte. Ich ließ dem verängstigten Gaul seinen Willen, aber als mir schien, dass wir uns nun weit genug entfernt hatten, zwang ich ihn, stehen zu bleiben und machte mich auf Schusters Rappen zurück zum Grafen.«
    »Hört, hört, der Doktor ist ein echter Pferdekenner. Wo doch der Apfelschimmel ein solch wildes und unberechenbares Tier ist.«
    Ein paar Anwesende lachten, aber der junge Fürst bedachte die Lacher mit einem missmutigen Blick. »Wir wollen nicht vergessen, dass der Gatte meiner Tante im Nebenzimmer um sein Leben kämpft«, erklärte er streng. »Doch bleibt die Frage, werter Herr Doktor. Wie konnte es sein, dass mein Oheim vom Pferd gestürzt ist? War es nicht vielleicht so, dass Ihr braver Apfelschimmel schon vorher durchgegangen ist? Wie man mir berichtete und ich mit eigenen Augen sehen konnte, sind Sie ein lausiger Reiter.«
    Erasmus spürte, wie sich die Wut in seinem Körper Bahn brach. Heiß durchflutete sie seinen Bauch, füllte seine Lungen, seine Kieferknochen begannen zu mahlen. So viele Jahre hatte er in den Diensten des Grafen gestanden, hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen und nun so etwas. Dies hier war eine offene Provokation. Wie er sie hasste, diese hochwohlgeborenen Jüngelchen. Niemals mussten sie um etwas kämpfen. Alles, was sie wollten, legte sich ihnen zu Füßen.
    Wie zur Bestätigung seiner Worte scharten sich schon wieder die jungen Damen um den Fürsten, der ruhig an seinem Platz stand und auf Antwort wartete. Erasmus dachte nicht lange nach. Jetzt kam es nur noch darauf an, diesen feinen Herren endlich zu zeigen, wer er war. Nicht mehr länger wollte er sich eine solche Behandlung gefallen lassen. Er hob den Kopf und streckte das Kinn nach vorn.
    »Als ich mich dem Ort des Geschehens näherte, war mir, als sähe ich – es war nur ein Schimmer und ich kann nicht mit Sicherheit bezeugen, dass es genau so war – aber es war mir, als sähe ich einen silbernen Schimmer im Dickicht verschwinden. Ich eilte natürlich sofort zu meinem Freund, nahm mir keine Zeit, hinter der Erscheinung herzulaufen. Bei Wenzel angekommen bemerkte ich, dass die Flanken seines Pferdes noch immer zitterten. Selbstverständlich hatte ich nun …«, sein Blick bohrte sich in Eugen von Torgelows Augen, »Sie können sich das sicherlich denken, nur noch Augen für Ihren Oheim, Fürst Torgelow.« Jedes Wort hatte er leiser,

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