Die grosse Fahrt der Sable Keech
Reifikationen tot, und können sie trotzdem wieder ins Leben zurückkehren? Warum schätzen Hooper die Möglichkeit des Todes so hoch und dämmen ihn dann doch ein?«
»Sie kennen den Tod und kämpfen, um ihn zu besiegen.«
»Dann stimmen wir überein. Du begreifst es, und es wird Zeit, es deinem anderen Selbst zu sagen.«
»Wir stimmen nicht überein. Reifikationen sind wirklich tot. Hooper sind lebendig.«
»Also glaubst du, wie die Menschen früher, an eine Seele?«
»Leben besteht aus der Gesamtheit: Körper und Geist und ihrer Summe, ihrer Synergie. Tod ist die Antithese, die vernichtet werden muss. Ich werde diese Vernichtung einleiten und … leben.«
Zephirs Augen flackerten wie defekte Lampen, und Wade spürte etwas von der Unruhe, unter der das Golemsegel litt. Er kannte diese Unruhe: den Kampf zwischen Gefühl und Intellekt in allen bewussten Wesen … sogar denen, die bei Verstand waren.
»Du bist nicht lebendig«, sagte er.
»Ich bin lebendig!«, knurrte Zephir.
»Nein. Du behauptest, Reifikationen wären tot, aber inwiefern unterscheiden sie sich von dir? Ihr Verstand wurde in Kristall gespeichert, genau wie deiner, genau wie es unser Erzeuger tun könnte, falls du nur dich selbst davon überzeugen könntest.«
»Bin lebendig!«
Zephir schwenkte den Kopf zur Seite und dann heftig zurück. Wade flog rücklings von der Spiere und stürzte dann zum Mittschiffsdeckshaus hinab. Die menschliche Emulation veranlasste ihn, nach der Luft zu greifen, als wollte er den Sturz abbremsen, aber er überwand diesen Reflex und entspannte sich. Er schlug krachend auf dem Blasenmetalldach des Deckhauses auf und erzeugte darin einen Krater. Wie er dort lag und über die Veränderungen nachdachte, die die wirkliche Welt schon in Zephir herbeigeführt hatte, hörte er Schritte näher kommen. Sie stoppten, und ein Mitglied der Hooperbesatzung beugte sich vor und blickte forschend zu ihm herab.
»Das war eine harte Landung. Was ist passiert?«
Wade stemmte sich aus der mannförmigen Delle und blickte sich um, als wäre er benommen. Er sah das Geländer, das sich rings ums Dach zog, sowie die auf dem Dach verschraubten Tische, die nur noch auf Sonnenschirme und Stühle warteten. Einen Augenblick später wurde ihm klar, dass er diesen Hooper nicht täuschen konnte. Aus irgendeinem Grund hatten diese Leute fast sofort erkannt, was er war. Er vermutete, dass die beträchtliche Delle auch ein wenig verräterisch war.
»Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.« Er zuckte zusammen.
»Deine Beweise sind nicht gänzlich zufrieden stellend«, sagte der Hüter.
Sniper schluckte seine Frustration herunter, während er dort hundert Meter über dem Meer schwebte, flankiert von den beiden kleineren Drohnen. Nachdem er die Vignette gefunden und anschließend die Suche fortgesetzt hatte, hatte er mehrfach den Hüter davon zu überzeugen versucht, dass man den Untergang dieses Schiffs näher untersuchen sollte, aber der Hüter war richtig besessen von diesem Agenten der Schwarmintelligenz und hielt es für viel wichtiger, diesen Eindringling zu finden. Sniper war anderer Meinung; Prador waren, soweit es ihn anging, viel gefährlicher als stechende Insekten.
Er protestierte: »Ich versuche ja nicht, eine mit Rechtsfragen befasste Sub-KI zu überzeugen. Ich denke nur, dass ich der Sache nachgehen sollte. Und wir haben jeden Stein in dieser Gegend umgedreht und jedes Schiff überprüft – aber keinen Agenten gefunden.«
»Dann wird es Zeit, den Suchbereich auszuweiten.«
Sniper zischte und rotierte wie eine Münze.
Der Hüter fuhr fort: »Falls du glaubst, dass sich dort unten Prador aufhalten – ist dir dann die Ankunft ihres Schiffs entgangen, während du den Hüter spieltest, oder sind sie per Runcible gekommen?«
»Nicht nötig, sarkastisch zu werden. Da besteht noch eine andere Möglichkeit.«
»Ja, der frisch herangewachsene Prador, der die Seagre-Insel vor zehn Jahren verlassen hat. Es wäre vielleicht besser gewesen, du hättest damals für sein Ableben gesorgt.«
»Naja, ich habe einen Zahnkarpfen auf den Bastard gehetzt, und er war mindestens fünfzehn Kilometer vom Schiff seines Papas entfernt«, entgegnete Sniper mürrisch. »Außerdem war ich beschäftigt, und die meisten SKI-Drohnen waren damals Schrott.«
»Beschäftigt?«
»Naja … ich habe einige Zeit gebraucht, um deine Rolle zu übernehmen. Es geht da oben kompliziert zu.«
»Kompliziert«, wiederholte der Hüter ausdruckslos. Nach langer Pause
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