Die große Volksverarsche
»Klassentreffen« der Deutsch-Banker fand im Berliner Nobel-Hotel Adlon statt. Allerdings nicht in irgendeinem Konferenzsaal, sondern gleich im gesamten Hotel inklusive aller Zimmer und Suiten. Und wer hat diese sündhaft teure Party bezahlt? Der Kunde natürlich, der nun immerhin weiß, warum die Renditen seiner Ersparnisse so bescheiden ausfallen. Und als zynisches Sahnehäubchen wird en passant vermeldet, die beiden neuen Chefs der Bank würden Tausende von Mitarbeitern entlassen, um das größte deutsche Geldinstitut wieder profitabler zu machen.
Hingegen bemüht sich die inzwischen teilverstaatlichte Commerzbank zumindest redlich: Immerhin ist Kundenzufriedenheit neben Ertrag und Kundenvermögen seit Kurzem ein weiterer Maßstab, nach dem die hauseigenen Berater beurteilt werden. »Stimmt allerdings die ökonomische Seite in der Abteilung nicht«, so ein Commerzbank-Berater, »spielt auch der Umstand, dass ich total zufriedene Kunden habe, kaum eine Rolle mehr. ›Was? Ihre Kunden sind zufrieden? Na, dann sind Sie wohl nicht aktiv genug am Ball!?‹« Entscheidend ist und bleibt der ökonomische Faktor: Ein normaler Bankberater hat die Auflage, zwanzig Kundentermine in der Woche zu absolvieren. Das sind vier am Tag. Wo soll er da die Zeit für individuelle Vorbereitung hernehmen? Und wenn er zudem just an jenem Morgen zu hören bekommen hat: »Für die ›Oktoberfest-Anleihe‹ dürft ihr euch übrigens die doppelte Provision aufschreiben«, dann passt
eben gerade dieses Produkt ideal zu den nächsten fünf Kunden ... Jeder Finanzcheck, jede Vermögensplanung, die man dem Kunden angedeihen lässt, ist im Zweifelsfall darauf ausgerichtet, dem Kunden hauseigene Produkte zu verkaufen – zumal der Bankberater bei hauseigenen Produkten nicht über Innenprovisionen zu sprechen braucht. Bei der Sparkasse läuft es klassischerweise so: »Das Jahr hat zwölf Monate. Wir haben acht Kampagnen. Macht gut sechs Wochen pro Kampagne.« Deka, Provinzialversicherung, Bausparwochen ... Jedes Mal wird die gesamte Schalterhalle entsprechend ausgeflaggt, und beliebte deutsche Promis aus Film und Fernsehen strahlen von Werbeplakaten. Der Kunde, der seinen Berater in den Deka-Wochen aufsucht, ist natürlich zufällig der typische Deka-Kunde ...
KONSUMENTEN-NAVI
Der Bankberater darf und kann nur beraten, wenn er bestimmte Informationen über den Kunden vorliegen hat. Basis hierfür ist das Wertpapierhandelsgesetz und die Finanzmarktrichtlinie MiFID 11 . Diese Informationen muss er im Gespräch erfragen ebenso wie den persönlichen Risikobegriff, denn für jeden Kunden bedeutet Risiko etwas anderes. Dazu gehört auch, maximale Verlustbeträge zu definieren. Hier ist der Berater also auf die Offenheit des Kunden angewiesen und darauf, dass der Kunde eine gewisse Vorstellung hat von dem, was er will und was er nicht will.
Wegweiser
Wer sichergehen will, dass mit seinem Geld keine dreckigen Geschäfte mit Nahrungsmittelspekulationen, Gen-Manipulation à la Monsanto, Bayer und BASF sowie Waffen- und Rüstungsdeals, Öl-, Gas- und Atomanlagen betrieben werden, der sollte zu den immer zahl- und erfolgreicheren alternativen Banken wechseln: Triodos-Bank, GLS Bank, Umweltbank, EthikBank etc.
Sogenannte Honorarberatungen, wie sie bei Juristen und Psychologen üblich sind, bieten dem Kunden in allen Finanz- und Vermögensfragen die Sicherheit, dass der Berater unabhängig agiert, da er auf Honorar- und eben nicht auf Provisionsbasis (Vergütung durch Dritte) arbeitet.
Social Trading: »Wir wollen Hilfe zur Entscheidung geben«, sagen die Gründer der Plattform »Moneymeets« ( www.moneymeets.com ), welche Anlegern Transparenz über Vergütungen bei Banken verspricht sowie den Austausch über Finanzthemen ermöglichen soll. 12
Wer sich schlaumachen will in Sachen Geldanlagen, sollte sich die aktualisierte Broschüre »Basisinformationen über Wertpapiere und weitere Kapitalanlagen« besorgen (ISBN 978-3-86556-150-3; zu bestellen z. B. über www.bank-verlag-shop.de ; Preis: 7,76 € inkl. Versandkosten).
»Fernsehen ist Kaugummi für die Augen.«
Orson Welles
»Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer.«
Marcel Reich-Ranicki 21
Der Durchschnittsdeutsche verbringt täglich knapp vier Stunden mit Fernsehen. Wenn man Fernsehen als Hobby bezeichnen möchte, ist es wohl die mit Abstand populärste Freizeitbeschäftigung im Land. Ein derart hoher TV-Konsum erhöht einer umfassenden Studie der Harvard School of Public Health zufolge
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