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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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lebende Tier auf der ganzen Welt, deshalb ist sie ja so wertvoll. Aber du bist alles andere als wertvoll, du bist nichts weiter als ein schmutziger, kleiner Junge.«
    Sie steht auf und zielt mit dem Gewehr, das fast doppelt so groß ist wie sie, auf meine Nase.
    »Ich frage dich jetzt zum allerletzten Mal. Sag mir endlich, woher du kommst. Wenn nicht, dann zieh Leine.«
    Ich kann nicht von hier weg. Ich brauche einen Arzt. Aber wenn ich sie überzeugen will, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als ihr einen Beweis zu liefern …
    * Sidney! * Ich muss mich regelrecht zu den Worten zwingen. * Sidney, du musst mir helfen .*
    Die Katze reckt und streckt sich; das eine Augenlid halb geschlossen, sieht sie mich von oben herab an. * Und warum, bitte, sollte ich das tun? Nur damit du’s weißt, ich bin keine dahergelaufene Katze, sondern eine preisgekrönte Schönheit. Ich war schon Siegerin in den Kategorien Beste Parade, Beste Rassemerkmale, Beste Fellpflege … *
    * Sidney! *, unterbreche ich sie mit zittriger Stimme. * Das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Verstehst du denn nicht? Ich war im Ring des Waldes, ehe ich hierhergekommen bin .*
    Bei diesen Worten macht Sidney einen Satz und stellt die Nackenhaare auf. Das Mädchen blickt abwechselnd mich und die Katze an, um herauszufinden, was zwischen uns vorgeht.
    * Red keinen Unsinn! Dieser Ort existiert nicht. Das sind alles nur Gerüchte .*
    * Es ist die Wahrheit. Frag den General .*
    * Wen? *
    Ich deute auf das Insekt, das unbemerkt aus meiner Jackentasche gekrochen ist und jetzt auf dem Tisch über uns hockt, genüsslich an einem getrockneten Farn aus einem Notizbuch knabbert und dabei aufmerksam unser Gespräch verfolgt.
    * Es ist so, wie er sagt, Katze. Unser Letztes Wild lebt dort und ein kräftiger Hirsch ist ihre Große Wildnis. Wir haben diesen Jungen um Hilfe gebeten, ein Heilmittel gegen die Seuche zu beschaffen .*
    Sidney schnaubt. * Angenommen, ich glaube diesem Krabbeltier, was erwartet ihr von mir? *
    * Sag ihr … * Erst da wird mir klar, dass ich den Namen des Mädchens ja noch gar nicht kenne.
    * Du kannst sie Polly nennen *, schnurrt die Katze.
    * Sag Polly, dass ich kein Kidnapper bin. Erkläre ihr, dass ich mit Tieren sprechen kann und dass ich ihre Hilfe brauche .*
    Erneut wird Sidney von Hustenanfällen geschüttelt.
    * Und wie soll ich das bewerkstelligen? Sie kann nicht mit Tieren sprechen. Zum Glück. Andernfalls würde sie mir pausenlos in den Ohren liegen – kaum auszudenken! *
    * Du musst ihr aber beweisen, dass ich es kann! Verschiebe die Buchstaben auf dem Brett, dann kann sie es lesen! *
    Mit tränenden roten Augen blickt die Katze auf das Spielbrett und schnieft. * Nur weil ich preisgekrönt bin, heißt das noch lange nicht, dass ich auch Tricks beherrsche .* Ich bin kurz davor, den Buchstabenbeutel nach ihr zu werfen, als sie mit einem selbstgefälligen Schwanzschlag zum Brett trottet.
    * Schon gut, schon gut, Kleiner, wer wird denn gleich so aus dem Fell fahren? *
    So lässig, als hätte sie schon den ganzen Morgen über mit uns gespielt, schiebt Sidney mit ihren Pfoten die Buchstabenplättchen hin und her. Dann hält sie kurz inne, fügt weitere Buchstaben hinzu, bevor sie einen Schritt zurückmacht und ihr Werk begutachtet.
    Ich werfe einen Blick auf das Brett und schüttle den Kopf.
    * Sehr hilfreich *, murmle ich.
    »Diese Wörter stehen in keinem Lexikon«, sagt Polly.
    Und das hat die Katze geschrieben:
    H a z z e
    K i n d r
    * Es ist die Wahrheit, Kleine, ob es dir nun passt oder nicht *, sagt Sidney. * Und so buchstabieren Katzen .*
    * Komm schon, Sidney. Bitte. Sag es ihr. Sag ihr die Wahrheit .*
    Sidney seufzt. Mit der Pfote wischt sie über das Brett und verstreut sämtliche Buchstaben, dann fängt sie von vorne an, fischt zusätzliche Plättchen aus dem Beutel, legt die Wörter in Katzenschreibweise, bis das ganze Brett voll ist.
    Als Polly liest, was die Katze geschrieben hat, sind ihre Wangen nicht mehr vor Ärger gerötet, sondern schlagartig leichenblass. Sie sieht aus, als wäre ihr gerade ein Geist begegnet.
    »Du hast die Rote Pest?«
    Endlich ist es so weit. Fiebrig und am Rande meiner Kräfte bringe ich nur noch ein Nicken zustande.
    »Bist du dir absolut sicher? Du hast dich bei den Tieren angesteckt? Mit dem gleichen Virus wie Sidney?«
    Siehst du denn nicht mein verschwitztes rotes Gesicht?, hätte ich am liebsten geschrien. Fühle meine glühende Stirn! Wie viel kränker soll ich denn noch werden?
    Ich

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