Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
Vom Netzwerk:
immer naiv und leicht beeinflußbar gewesen. Fredo Mazzeri behauptete denn auch, daß er keine Ahnung gehabt hatte, wer Martine war, und daß er nur auf sie losgegangen war, um einem Kumpel, der ihn gebeten hatte, ein Mädel zu erschrecken, einen Gefallen zu tun. Er hatte geglaubt, es ginge um eine Liebesaffäre. Selbstverständlich hatte erMartine nicht verletzen wollen, und zu verraten, wer der Kumpel war, hatte er natürlich nicht die Absicht.
    Christian hatte herausgefunden, welche Folge von »Die Bullen von Saint-Tropez« an dem Abend, als Fabien Lenormand sein Aha-Erlebnis gehabt hatte, im französischen Fernsehen gelaufen war. Sie hieß »Der Baumeister«, und Christian wartete darauf, ein Video der Sendung zu bekommen.
    Martine schlug vor, daß sie, Christian und Jean-Paul Debacker sich treffen sollten, auf neutralem Boden natürlich, zu einem informellen Gespräch über die beiden Morduntersuchungen, ein recht kühnes Experiment polizeilicher Zusammenarbeit. Es zeigte sich, daß Christian und Debacker einander seit der Polizeihochschule kannten und nichts dagegen hatten, sich auszutauschen.
    – Mich frappiert, sagte Christian über einer Tasse Kaffee in der Blinden Gerechtigkeit, wie eiskalt der Mord an der Schwedin war. Eiskalt geplant und ausgeführt, er hat sie ja dazu gebracht, sich als Zielscheibe aufzustellen, während er dalag und wartete. Er muß den Plan schon bei ihrem Anruf entwickelt haben. Und etwas daran erinnert an den Mord an Fabien Lenormand. Der Mord selbst kann im Affekt begangen worden sein, aber danach agierte der Mörder verblüffend eiskalt und schnell, genau wie der Schütze hier letzten Samstag.
    – Du meinst, es könnte derselbe Mörder sein, sagte Jean-Paul Debacker und leerte zwei Tüten Zucker in seinen doppelten Espresso, jemand, der gut darin ist, strategisch zu planen, und der Matsson und Lenormand daran hindern wollte, etwas zu verraten. Tja, nach den Brüdern Mazzeri klingt das jedenfalls nicht, die können sich kaum aus einer Parklücke rausplanen.
    – Aber wenn jemand anders die Planung übernommen hat, kann dann Gianni oder Fredo Mazzeri geschossen haben? fragte Martine.
    Debacker schüttelte den Kopf.
    – Glaube ich nicht, sagte er, das sind zwar Gangster, aber sie haben nie jemanden getötet und nie Schußwaffen benutzt. Drohungen und Baseballschläger sind eher ihr Ding, das hier ist nicht so ihre Klasse.
    Stéphane Berger hatte einen Jagdschein für die Wallonie, was vermutlich bedeutete, daß er die eine oder andere Jagdwaffe besaß, aber es war bisher noch nicht möglich gewesen, das eingehender zu kontrollieren.
    – Eine Hausdurchsuchung bei Berger vielleicht? schlug Debacker vor und sah Martine hoffnungsvoll an. Sie schüttelte den Kopf.
    Louis Victor, Betriebsleiter bei Berger Rebar, hatte keinen Jagdschein, aber ob er Schußwaffen besaß, wußte niemand.
    Als Martine wieder in ihr Dienstzimmer kam, saß Thomas da und wartete zusammen mit Julie auf sie. Sie spürte, wie ihr Blut vor Freude schneller floß, bemerkte aber doch die mißbilligende Falte zwischen seinen Augenbrauen. Julie hatte natürlich von ihren Problemen mit toten Katzen und mysteriösen Briefen erzählt.
    – Du bist nicht bei Trost, sagte Thomas empört, warum hast du nichts gesagt? Ich habe ja gehört, daß deine Stimme am Donnerstag abend komisch klang, deshalb habe ich mich entschlossen, nach Hause zu fahren.
    – Aber du hättest nichts machen können, murmelte Martine, das Gesicht an sein Sakko gepreßt, du hättest dir nur Sorgen gemacht. Bitte, streite nicht mit mir, jetzt, wo du endlich wieder zu Hause bist!
    Mit großem Interesse sah sie das Original des Gruppenfotos in der schwedischen Zeitung an, das Foto, das ihm Fabien Lenormands Mörder aus der Hand gerissen hatte. Thomas hatte nicht nur das Originalfoto mitgenommen, sondern auch eine Vergrößerung des Gesichtes von Istvan Juhász machen lassen. Zusammen betrachteten Martine und Julie das ziemlich unscharfe Bild eines jungen Mannes mit Grubenhelm, während Thomas von seinem Gespräch mit Tore Myråsen erzählte.
    – Also hat er Schweden 1961 verlassen und kann sehr wohl jetzt in Belgien sein, sagte Martine, aber dann müßte man ihn wohl wiedererkennen?
    Julie schüttelte den Kopf.
    – Menschen verändern sich in dreißig Jahren unglaublich stark, stimmt’s? Wenn ich ein Foto von meiner Mutter von 1961 anschaue und damit vergleiche, wie sie heute aussieht, kommt sie mir vor wie eine ganz andere Person.
    Thomas machte sich

Weitere Kostenlose Bücher