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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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sie sich passend gekleidet.
    Die Sommerzeit war zu Ende, und Sophie hatte am Abend rechtzeitig die Uhren zurückgestellt. Sie empfand es als beängstigend symbolisch. Als sie im Salon gestanden und die vergoldete Pendüle zurückgedreht hatte, hatte sie an ein paar Verse aus einem Choral gedacht, den ihr Großvater geliebt hatte: »Dein Sommerblühen ist entschwunden,hab Dank nun, daß du gabst die Rose, die du noch gefunden, zu legen auf ein Grab.«
    Daniel hatte auf dem Pfarrhof übernachtet, statt zurück nach Falun zu fahren. Darüber war sie froh. Jetzt hatte er in der Küche Kaffee und Käsebrote serviert und die Kerze im Keramikleuchter angezündet. Eine abergläubische Furcht ergriff sie, als sie die flackernde Flamme sah. Sie darf nicht erlöschen, dachte sie, wenn sie erlischt, stirbt noch jemand. »Out, out, brief candle.«
    Nein, das war »Macbeth«, und sie wollte nie mehr »Macbeth« zitieren. Sie erinnerte sich erschauernd an die rotgelbe Pfarrhofkatze, die miauend um Birgittas Beine gestrichen war: »Dreimal hat die gelbe Katz miaut …«
    – Ich habe einen Flug für mich und Maria morgen nach Brüssel gefunden, sagte Daniel, mit Apex-Tickets, dann ist es nicht so teuer. Wir müssen heute abend nach Stockholm fahren, ich dachte, wir können bei Cecilia übernachten.
    Cecilia Lind war Daniels Halbschwester, Tochter von Eskil Lind aus seiner ersten Ehe. Sie war Ministerialdirektorin am Zentralamt für Gesundheits- und Sozialwesen.
    Die Abendzeitungen waren schon erschienen und ihre ungewöhnlicherweise identischen Schlagzeilen leuchteten gelb am Kiosk in Granåker, vier Worte mit perfekter Laufzettellänge: »Birgitta / Matsson / in Belgien / ermordet«.
    Greta Lidelius saß auf ihrem Bett, gekleidet in ein Krankenhaushemd und einen rosakarierten Baumwollmantel. Sophie half ihr, das schwarze Kostüm anzuziehen. Der Rock saß in der Taille locker, merkte sie.
    – Es ist ein paar Jahre her, daß ich es getragen habe, sagte die Bischöfin mit einem Seufzer, ich bin so alt, daß die meisten, die ich gekannt habe, schon gegangen sind, weißt du.Es gibt nicht mehr so viele Beerdigungen. Aber nie hätte ich geglaubt, daß ich das Beerdigungskostüm der lieben Birgitta wegen anziehen müßte.
    Vor dem gelben Rathaus von Hammarås, wo die Flaggen auf halbmast wehten, standen Gruppen von Menschen und unterhielten sich leise. An der Wand, die der Straße am nächsten war, war ein Haufen Blumensträuße zu sehen – selbstgepflückte Gartensträuße aus Ringelblumen oder Astern, einfache Sträuße aus den Niedrigpreiseimern der Blumenhändler, teure und kunstfertig gebundene Arrangements von tiefroten Rosen.
    Sophie und Daniel halfen Greta die Treppe zum Rathaus hinauf. In der Eingangshalle stand ein Tisch mit aufgeschlagenem Kondolenzbuch neben zwei brennenden Kerzen in Silberleuchtern und einem großen, gerahmten Atelierporträt von Birgitta, fast bis zur Unkenntlichkeit gestylt und retuschiert.
    – Dieses Bild wurde für die Wahlkampagne gemacht, sagte Daniel so leise, daß nur Greta und Sophie es hören konnten, es hat ihr nie gefallen, sie fand, daß es ihr so gar nicht ähnlich war.
    Neben dem Tisch standen zwei ernsthafte Männer mittleren Alters in dunklen Anzügen. Daniel flüsterte Sophie zu, daß die beiden der Vorsitzende des Sozialausschusses Arne Fredriksson und der Vorsitzende des Schulausschusses Hans Nyberg waren, »einer von ihnen wird Birgittas Posten übernehmen«.
    Zwischen den beiden Kommunalpolitikern stand Maria Matsson, rotgeweint, aber gefaßt, in Birgittas Granåker-Tracht mit Trauerschürze.
    Sophie erinnerte sich an die Schürze, schwarz mit gelben Borten, die ihr einmal vor langer Zeit Inspiration für diedrei Hexen in der »Macbeth«-Inszenierung in Hammarås gegeben hatte.
    Während Greta mit ihrer zierlichen Handschrift ins Kondolenzbuch schrieb, ging Sophie zu Maria und umarmte sie.
    – Herzchen, sagte sie leise, willst du wirklich hier sein? Schaffst du das?
    Maria warf trotzig den Kopf in den Nacken. Sie nahm Sophie beim Arm und führte sie weg von den beiden Kommunalpolitikern und der Schlange zum Kondolenzbuch.
    – Klar will ich hier sein, sagte sie, es muß hier jemand geben, der sich an Mama erinnern will, wie sie war, nicht die Nullachtfünfzehnparteiheilige, zu der die sie machen werden. So viele von Mamas sogenannten Parteigenossen haben die ganze Zeit Mist über sie geredet, weißt du. Sie haben gesagt, sie wäre oberflächlich und hätte kein Gewicht und würde

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