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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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kräftigen Augenbrauen wieder, aber das Gesicht mit der schweren Kieferpartie war schmaler als in den sechziger Jahren. Seine dunkelbraunen Haare waren an den Schläfen ergraut, aber noch ebenso dick wie Inspektor Brunos üppiger Schopf. Er war höchstens mittelgroß, kräftig gebaut, aber schmal um die Taille, und sah aus wie ein Mann, der sich in einer Schlägerei immer noch gut behaupten würde.
    Plötzlich lächelte er sie an, ein Sonnenstrahl durch dunkle Wolken. Martine mußte sich zusammennehmen, um nicht zurückzulächeln, und dachte daran, was Jean-Claude über Berger gesagt hatte. Ihre Hand war jedenfalls noch da.
    – Kommen Sie rein, sagte Berger und machte eine Geste in den Raum hinein. Sie gingen durch eine große Halle mit Steinboden in einen Saal mit Kassettendecke und Wänden mit gemalten Jagdszenen über einer Täfelung aus Walnuß. Der Raum war mit Antiquitäten im französischen Landhausstil sparsam und geschmackvoll eingerichtet.
    Berger führte sie weiter in einen kleineren Raum mit gelben Wänden und Fenstern zum Fluß.
    – Darf ich etwas zu trinken anbieten, sagte er, Kaffee, Tee, etwas anderes?
    Martine spürte, daß sie von Stéphane Berger nichts annehmen wollte, nicht einmal ein Glas Wasser. Er hatte etwas, eine Ausstrahlung absoluter, selbstverständlicher Autorität, gegen die sie sich wehren mußte, um ihm nicht die Oberhand zu geben. Sie begegnete Julies Blick und sah, daß die Rechtspflegerin dasselbe dachte.
    – Nein, danke, sagte sie kurz.
    Ihr Blick wurde zu den kunstbedeckten Wänden des gelben Raums gezogen. Zu ihrem Erstaunen sah sie ein Bild, das ihre Schwiegermutter gemalt hatte. Evas Bilder stiegen natürlich ständig im Preis und waren für einen Geschäftsmann wie Berger eine gute Investition.
    Aber sie konnte es nicht lassen, hinzugehen und das Gemälde, das sie nur auf Bildern, nie im wirklichen Leben gesehen hatte, anzuschauen. Es zeigte zwei kleine Mädchen, die Hand in Hand an einem Strand mit einem sturmgepeitschten Meer und einem Himmel mit treibenden Wolken im Hintergrund standen. Links im Bild war ein Skelettzu sehen, halb vom Sand verdeckt. Eva hatte von der Sturmnacht erzählt, daß ein blankgewaschenes Skelett im Sand am Strand von Blankenberge gelegen hatte, als das Wasser sich bei der Ebbe zurückgezogen hatte. Man hatte nie erfahren, wem es gehörte.
    – Eva Lidelius, sagte Berger, der ihr zur Wand gefolgt war, schätzen Sie sie? Sie ist eine meiner Lieblingskünstlerinnen. Dieses Bild hier heißt »Schnell jagt der Sturm unsere Jahre«. Wußten Sie, daß Sophie Lind, die Schauspielerin, die Tochter von Eva Lidelius ist? Ich denke mir immer, daß sie wohl eines der Mädchen auf dem Bild ist.
    Er ließ ihr keine Zeit zu antworten, sondern schaffte es irgendwie, sie, ohne sie zu berühren, zur gegenüberliegenden Wand zu lenken. Er zeigte auf ein kleines Gemälde, das dort hing. Es war ebenfalls, unverkennbar, eines von Evas Gemälden. Aber sie hatte es noch nie gesehen, und das Bild hatte etwas, das sie glauben ließ, daß es ein sehr frühes Werk war. Es zeigte einen grauhaarigen Mann im schwarzen Talar mit einem großen Goldkreuz um den Hals. Er stand unter einem Apfelbaum, einen Bischofsstab in einer Hand und einen Apfel in der anderen.
    – Das kenne ich nicht, sagte Martine.
    – Nein, es ist nicht so bekannt, sagte Berger, ich habe es in einem Antiquitätenladen in Marseille gefunden, in so einem, der nach Suppe und Keller riecht, da hatten sie keine Ahnung davon, was das Bild wert war. Am allerliebsten möchte ich natürlich »Die neue Anbetung des Lammes« kaufen, ich habe mich beim Museum of Modern Art in New York erkundigt, aber sie wollen es nicht verkaufen. Aber sie soll eine Vorstudie dazu gemacht haben, die vielleicht zu verkaufen ist, wenn ich nur herausfinden könnte, wo sie ist.
    – Die habe ich, sagte Martine, ohne zu überlegen. Sie bereute es sofort.
    – Sie? sagte Berger. Er betrachtete sie mit schmaler werdenden Augen, als fragte er sich, ob sie es ernst meinte.
    Julie fegte ihre offene Handtasche von dem kleinen Tisch, auf den sie sie gestellt hatte, auf den Boden.
    – Hoppla, wie ungeschickt von mir, sagte sie und fing ruhig an, die Sachen, die sich über den Boden ausgebreitet hatten, aufzuheben – Schlüsselbund, Portemonnaie, Lippenstift, Kalender, Spiegel und Papiertaschentücher. Stéphane Berger ging höflich in die Knie, um mitzuhelfen. Julie schielte mit einer Warnung im Blick zu Martine.
    – Wir sind leider nicht

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