Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
Preis auf das Gelände von Forvil zu kommen, um bei Berger Rebar herumzuschnüffeln. Er hatte sich wohl in einem Prahm versteckt, um über das Wasser reinzukommen, oder vielleicht ein Besatzungsmitglied bestochen, und dann ist er mit jemandem in Streit geraten, dem Prahmschiffer vielleicht, und es wurde gewalttätig.
Das war tatsächlich keine schlechte Theorie, dachte Martine, sowohl Christian als auch Serge hatten etwas Ähnliches vermutet und wollten es natürlich untersuchen. Sie schielte auf ihre Uhr. Zeit zum Aufbruch. Mehr würde sie dieses Mal kaum aus Berger herausbekommen.
– Dann habe ich nichts mehr zu fragen, sagte sie, doch, eines. Wir müssen wissen, an welche Fluggesellschaft Sie sich gewandt haben, und den Namen der Person, die Sie in Hasselt getroffen haben.
Berger zögerte.
– Das ist vertraulich, sagte er, es sind sensible Geschäftsverhandlungen, doch, ich gebe Ihnen den Namen, aber wenn er durchsickert …
Er machte einen Schritt näher an Martine heran, genau so weit, daß er ihr etwas zu nahe kam, und sah ihr direkt in die Augen. In dem Licht, das vom Fluß hereinfiel, sah sie deutlich die gelben Streifen in seinen braungrünen Regenbogenhäuten, während sie gleichzeitig den Duft seines Rasierwassers und die Wärme seines Körpers ahnte.
– Die Namen, sagte Julie mit lauter Stimme, wenn Sie sie mir geben, kann ich sie aufschreiben, und Sie sparen sich die Mühe.
Berger trat zwei Schritte zurück, lächelte Martine zu und gab Julie die Telefonnummer seiner Fluggesellschaft in Paris und Namen, Adresse und Telefonnummer des Mannes, den er in Hasselt getroffen hatte.
– Übrigens, noch etwas, sagte Martine, die an tote Katzen gedacht hatte, als Berger so nahe an sie herantrat, wann haben Sie erfahren, daß wir gestern Berger Rebar besucht haben?
– Gleich nachdem Sie dagewesen waren, natürlich, sagte Berger, mein Freund Lou rief sofort an und informierte mich, etwas anderes hatten Sie wohl nicht erwartet?
Er begleitete sie höflich zur Tür.
– Dieses Bild, sagte er, als sie auf dem Weg hinaus waren, haben Sie es wirklich? Die erste Version von »Die neue Anbetung des Lammes«? Sagen Sie, welchen Preis Sie wollen, ich bezahle ihn!
– Ich habe es geschenkt bekommen, sagte Martine, und es ist nicht zu verkaufen. Adieu, Monsieur Berger, wir sehen uns wohl wieder!
Die Steinplatten vor dem Haus waren immer noch frei von Laub. Vielleicht hatte Berger einen unsichtbaren Hausmeister.
– Ich dachte, ihr würdet euch zusammentun und da einen Kunstverein gründen, sagte Julie scharf, als sie ins Auto gestiegen waren, was für ein Glück, daß ich mit war, ich finde Bilder mit Katzenjungen und spöttischen Zigeunerinnen toll. Dominic hat mich zu den Vatikanischen Museen mitgeschleppt, als wir in Rom waren, und die ganze Zeit, während wir da herumgingen, habe ich nur daran gedacht, was wir abends essen würden. Aber immerhin, da sieht man ja, was die Bilder darstellen, und das tut man bei den Gemälden deiner Schwiegermutter auch.
Martine lachte.
– Wie fandest du Berger? fragte sie.
Julie schloß den Sicherheitsgurt und stellte ihre Tasche auf den Boden.
– Er hat eine Ausstrahlung, die ist mehr als stark, sagte sie zögernd, oder? Und er sieht jetzt viel besser aus als damals als Inspektor Bruno. Ich hätte ihn kaum wiedererkannt, das muß daran liegen, daß diese gräßlichen Koteletten weg sind. Aber ich möchte ihm nicht in die Quere kommen. Es war dumm, daß du das von deinem Bild gesagt hast, Martine, jetzt hast du etwas, das Stéphane Berger haben will. Es ist vielleicht besser, wenn du dir ein zusätzliches Schloß besorgst und eine Alarmanlage anbringen läßt.
Erst am Morgen erzählte Greta Lidelius Thomas und Sophie von Martines Anruf am Donnerstag. Sie hatte geschlafen, als sie von ihrem Ausflug nach Hammarås zurückgekommen waren, und nach ihrem Nickerchen hatte sie erneut desorientiert gewirkt. Aber am Freitag wachte sie munter und klar auf und bestand darauf, sich anzuziehen, um mit ihren beiden Enkelkindern in der Bibliothek zu frühstücken.
– Merkwürdig, sagte Thomas, als Greta von dem schwedischen Zeitungsfragment erzählt hatte, das in der Hand eines ermordeten Mannes in Villette gefunden worden war, hast du eine Ahnung, welche Zeitung das sein kann, Großmutter?
– Nein, sagte sie, es haben so viele über Hanaberget geschrieben, als die Grube geschlossen wurde, es war ja die allerletzte hier in Bergslagen. Es waren Reichszeitungen und
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