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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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dann passiert die Sache mit der Katze, es ist schwer zu glauben, daß das nur ein Zufall ist, oder?
    – Katze? sagte Annick, die von der Dramatik der Nacht nichts gehört hatte. Julie erklärte, was passiert war, und sagte mit einem Seufzer:
    – Wir wissen viel über Stéphane Berger, aber viel zu wenig über seinen Waffenträger Monsieur Victor. Er soll aus Marseille kommen, das ist alles.
    Worauf Annick am meisten reagierte, als sie die Geschichte von dem abgehauenen Katzenkopf hörte, war, peinlicherweise, die Tatsache, daß Serge Boissard eine ganz unverdiente Chance bekommen hatte, sich auszuzeichnen, nur weil er zufällig im Justizpalast gewesen war, als Martine Poirot am Abend anrief. Es war eine kleinliche Reaktion, das wußte sie, aber obwohl sie Serge mochte, vergaß sie nie, daß sie in Sachen Karriere in gewissem Sinn Rivalen waren. Und sie wollte so gern Eindruck auf Martine machen, die sie bewunderte.
    Ihr fiel plötzlich ein, daß sie vielleicht eine Abkürzung zu Informationen über den Betriebsleiter von Berger Rebar hatte. Sie ging hinunter zu ihrem eigenen Schreibtisch,nahm ihr Adreßbuch heraus und suchte eine Nummer in Marseille, die sie wählte. Sie klopfte sich selbst auf die Schulter, als nach drei Signalen abgehoben wurde.
    Gabrielle Rossi war Kriminalinspektorin in Marseille, eine südfranzösiche Schönheit, der Annick in vielen Judokämpfen begegnet war und die sie viel zu selten hatte besiegen können, mit der sie sich aber außerhalb der Wettbewerbe sehr gut verstand.
    – Ah, sagte Gabrielle, der gute Monsieur Victor, Stéphane Bergers Mann fürs Grobe, ist er in Villette?
    Sie wußte eine ganze Menge über Louis Victor, und das erzählte sie mehr als gern. Er arbeitete seit Mitte der sechziger Jahre für Berger, sagte sie. Zunächst hatte er für Bergers Automobile Schulden eingetrieben, war aber schnell zu Bergers rechter Hand und Vertrautem avanciert. Als Berger während seiner Playboyjahre in den siebziger Jahren Geld in Immobilien an der Riviera gesteckt hatte, hatte sich Victor um die Verwaltung gekümmert, mit der hauptsächlichen Ambition, mit den geringstmöglichen Auslagen für Reparaturen und Unterhalt so hohe Mieteinnahmen wie möglich zu erzielen. Er war Berger gegenüber unverbrüchlich loyal, und wenn er in einem von Bergers Unternehmen auftauchte, waren normalerweise unangenehme Dinge im Gang.
    – Er macht die Drecksarbeiten für Berger, ob es nun darum geht, Kniescheiben einzuschlagen oder Leute rauszuschmeißen, sagte Gabrielle.
    – Hat er irgendwann gesessen? fragte Annick.
    – Naja, sagte Gabrielle, er wurde einmal Ende der sechziger Jahre wegen Körperverletzung verurteilt, aber das war eher eine gewöhnliche Kneipenschlägerei, ansonsten war er vorsichtig. Sein Name wurde in ein paar Korruptionsuntersuchungengenannt, du weißt, das Übliche, Verdacht auf Bestechungsgelder an Politiker und Beamte für Baugenehmigungen und Bauverträge, aber die verliefen im Sande, wie meistens.
    – Wo kommt er her? wollte Annick wissen.
    – Etwas unklar, sagte Gabrielle, vermutlich hatte er gerade einen Vertrag für die Fremdenlegion abgeschlossen, als er bei Berger auftauchte, und ich wäre nicht allzu sicher, daß er schon immer Louis Victor hieß.
    Sie kicherte.
    – Letzteres habe ich von einer sehr gut unterrichteten Quelle, sagte sie, erinnerst du dich an Lianne Huang, meine Judolehrerin? Ich bilde mir ein, du hast sie zumindest einmal getroffen, nach diesem Wettkampf in Aix vor ein paar Jahren.
    Annick erinnerte sich vage an eine langbeinige Französisch-Chinesin um die fünfzig mit kurzgeschnittenen Haaren und mandelförmigen dunklen Augen hinter Gläsern in Stahlfassung, perfekt beherrschten Bewegungen und einem unerwartet lauten Lachen.
    – Verstehst du, fuhr Gabrielle fort, Lianne war Ende der sechziger, oder war es Anfang der siebziger Jahre, ein paar Jahre mit Louis Victor verheiratet. Unglaublich, nicht, ich hätte mich beinah auf den Hintern gesetzt, als ich es vor ein paar Jahren gehört habe. Lianne hat beim Drehen der letzten Staffel von »Die Bullen von Saint-Tropez« mitgearbeitet, sie war die dritte Assistentin des Stuntkoordinators oder etwas in der Art, und Victor hing da die ganze Zeit herum, um mit Berger zu reden, es war genau in der Zeit, als er angefangen hatte, sich um Bergers Immobilien zu kümmern. Und da begegnete er Lianne, und sie verguckte sich in ihn, er hat anscheinend einigen Charme, wenn er es darauf anlegt,und sie heirateten und lebten

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