Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
Vom Netzwerk:
oder später in ihrem Leben je gewesen war. Daß sie sich der neugebildeten freien Theatergruppe in Hammarås anschloß, hatte zumindest teilweise damit zu tun, daß diese sich in einer Gegend traf, an die sie sich gern erinnerte, hier hatte sie als Kind viele schöne Sommer verbracht.
    Birgitta hatte damals gerade einen Job in der Hamra-Hütte bekommen und war dabei, sich von Christer Matsson scheiden zu lassen, einem gewerkschaftlichen Ombudsmann, der charmant und angenehm war, wenn er nüchtern war, und das genaue Gegenteil, wenn er es nicht war, was leider meistens der Fall war. Gemeinsame Erinnerungen aus Granåker hatten Sophie und Birgitta zusammengeführt, und sie hatten eine Zeitlang zusammen gewohnt und einander beim Kinderhüten geholfen, in einer Wohnung, die Birgitta »Dalarnas kleinstes Kollektiv« nannte. Ihr Kontakt war sporadisch gewesen, seit Sophie nach Frankreich gezogen war, aber das spielte keine Rolle. Wer einmal in Sophies innersten Raum gekommen war, war dort für immer, und jedesmal, wenn sie sich begegneten, war es, als wäre der Kontakt nie unterbrochen worden.
    Aber jetzt war Birgitta tot, und sie mußte es Maria und Jonas sagen.
    Annalisa Paolini fegte wie ein roter Minitornado in Martines Zimmer – klappernde hohe Absätze, blitzende roteNägel, flatternder roter Schal um den Hals. Die Vizebürgermeisterin war eine schmächtige Frau, aber ihre Energie füllte den Raum, als sie auf den Besucherstuhl sank.
    Sie erzählte, daß Birgitta Matsson sie am Freitag gegen elf angerufen hatte, sich als Bürgermeisterin einer schwedischen Kommune vorgestellt und gebeten hatte, sie treffen zu dürfen, um gemeinsame Probleme zu besprechen.
    – Sie sagte, daß sie meine Telefonnummer von Ihrem Mann bekommen hatte, sagte Annalisa Paolini, und das war natürlich eine zusätzliche Empfehlung, wie Sie wissen, habe ich im Zusammenhang mit dem Kulturhauptstadteinsatz viel mit Professor Héger zu tun gehabt.
    – »Gemeinsame Probleme«, sagte Martine, das klingt etwas vage. War das alles, was sie gesagt hat?
    Die Vizebürgermeisterin stellte die Fingerspitzen gegeneinander und betrachtete Martine starr.
    – Nein, das war es nicht, sagte sie, Madame Matsson hatte mehr zu sagen. Sie hat nur gesagt, daß es vertraulich ist, und deshalb weiß ich nicht, ob ich es erzählen soll. Aber der Tod bricht alle Vertraulichkeiten, oder? Und sie veröffentlichen keine sensiblen Informationen, wenn es nicht nötig ist?
    Sie sah Martine an, als warte sie auf ihre Zustimmung, und Martine nickte ermunternd.
    – Also gut, sagte Annalisa Paolini, sie hat erzählt, daß ihr Eisenwerk oben in Schweden Probleme hat und besonders die Abteilung für lange Produkte. Aber vor ein paar Wochen wurden sie von Stéphane Berger kontaktiert, der sagte, daß er daran interessiert sei, das Feinwalzwerk dort zu kaufen, genau wie er es hier in Villette gemacht hat. Sie wollte ganz einfach hören, welche Erfahrungen wir gemacht haben.
    Wieder Stéphane Berger! Zwei Morde in einer Woche, und beide Mordopfer hatten Fragen nach Stéphane Berger gestellt, konnte das ein Zufall sein? Es fiel Martine schwer, das zu glauben.
    – Und was hätten Sie gesagt, wenn Sie sie getroffen hätten? fragte sie.
    Annalisa Paolini breitete die Hände aus, daß die roten Nägel blitzten.
    – Ja, was sollte ich sagen? Ich gehörte nicht zu den Enthusiasten, als Berger hier auftauchte, ich glaube, wir müssen hier in der Region eher auf eine neue Wirtschaftsstruktur setzen, als alten Industrien unter die Arme zu greifen, besonders jetzt, wo die Möglichkeiten staatlicher Unterstützung von den EU-Regeln begrenzt werden. Aber bis jetzt hat es ja mit Berger Rebar funktioniert. Die Jobs gibt es noch, der Verkauf geht gut, und alle scheinen zufrieden zu sein.
    Das klang nicht so, als wäre es einen Mord wert gewesen, um die Vizebürgermeisterin daran zu hindern, Birgitta Matsson zu sagen, daß alle zufrieden waren, dachte Martine und zeichnete einen Schnörkel auf die Schreibtischunterlage. Aber war Birgitta Matsson um zehn Uhr nach Villette gekommen, nur um um zwölf Annalisa Paolini zu treffen? Sie fragte, ob die ermordete Frau etwas von anderen Zusammentreffen erwähnt hatte, und die Vizebürgermeisterin schüttelte den Kopf.
    – Nein, sagte sie nachdenklich, zumindest nicht direkt. Aber als ich vorschlug, daß wir uns um elf sehen sollten, sagte sie, eine Stunde später würde ihr besser passen.
    Und Claudine de Jonge hatte gesagt, daß Birgitta Matsson auf die

Weitere Kostenlose Bücher