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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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liebte, noch mehr auszuprägen. Nachdem sie dies getan, hub sie über meine Abreise zu klagen und zu jammern an.
    »O mein Pierre! Kaum bist du acht Tage hier, verläßt du mich schon wieder! Und wann werde ich dich wiedersehen? Was nützt es mir, Pierre de Sioracs Liebste zu sein, wenn ich ihn nie zu Gesicht bekomme! O ich Arme! Hat es je eine hübsche Jungfer gegeben, der weniger Liebeslust als mir zuteil ward?«
    »Gemach, Gavachette!« sprach ich in scheltendem Ton, »du solltest vielmehr mich bedauern, der ich in ehrlichem Duell einem Bösewicht den Garaus gemacht und nun das harte Leben in der Fremde auf mich nehmen muß, meinen Hals vor dem Beil des Henkers zu retten.«
    »Ha, Moussu!« sprach da Miroul, mir meine Hosen reichend, indes sein braunes Auge fröhlich blickte, »das Leben in der Fremde wird uns so hart nicht ankommen, denn der Herr Baron hat Euch mit einem hübschen Batzen Geld ausgestattet. Paris ist die schönste Stadt im ganzen Königreich. Und vor allem hat Jungfer Angelina gegenwärtig dort Wohnung genommen.«
    »Was!« schrie die Gavachette, »Jungfer Angelina ist in Paris? O mein Pierre, nun ist es um mich geschehen! Du wirst nie mehr zurückkehren!«
    »Schweig still, du Närrin!« sprach ich, ein wenig grollend. »Mit deinem Gejammer und Geschrei sprengst du mir gleich das Trommelfell. Ich bin noch ganz verschlafen, und der Sinn steht mir nach meinem Bett und nach dir (welch letztere Worte sie etwas besänftigten), doch ich muß aufs Pferd und wer weiß wieviel Meilen bis zum nächsten Nachtquartier hinter michbringen. Ganz gewiß werde ich zurückkehren, kleine Törin du, sobald ich die Gnade des Königs erwirkt! Auch wird das Geld meines Vaters nicht ewig reichen. Und ist Mespech nicht mein Vaterhaus?«
    »Ha!« erwiderte die Gavachette, »wenn es nur Fräulein Angelina wäre, deren Jungfräulichkeit Ihr wohl oder übel respektieren müßt. Doch diese lockeren Frauenzimmer, die Pariserinnen, höchst erfahren im Schmeicheln und Kosen, lassen jeden Tag, den Gott werden läßt, den Teufel unterm Rock tanzen!«
    »Wie viele Pariserinnen muß es dann in unserem Périgord geben!« entgegnete ich, aus vollem Halse lachend, und indem ich in voller Rüstung, angetan mit Brustpanzer und Morion, vor sie trat, sprach ich zu ihr: »Kopf hoch, Gavachette! Deinen Mund, Liebste! Ein letzter Kuß! Und sei sittsam, höflich und auch fleißig! Siele dich nicht faul in den Federn, sondern steh zeitig auf! Entziehe dich nicht deinen Pflichten! Sei nicht widersetzlich zu Alazaïs und vor allem nicht zu Barberine, die so herzensgut ist!«
    »O mein Pierre!« sprach sie, mir ihre zarten Arme um den Hals legend, »gebe Gott, daß du in den vergangenen acht Tagen meinen Leib schwanger gemacht, damit ich nach Herzenslust im Bett faulenzen kann und essen, was mir beliebt, und von dir träumen, denn die Verrichtungen des Haushaltes sind mir verhaßt. Der Sinn steht mir allein nach deinen Zärtlichkeiten und nach dem Kindelein, welches ich dir gebären werde. Wie stolz bin ich«, sprach sie und preßte sich an mich, ohne Furcht, daß mein metallener Harnisch ihren zarten Brüsten weh tun könnte, »deine Liebste zu sein, und noch stolzer wäre ich, einen kleinen Siorac zur Welt zu bringen. Das ist mein Amt und Verrichtung, anderes will ich nicht!«
    »Gavachette, meine Liebste, deinen Mund«, sprach ich nicht ohne einige Bewegung meiner Gefühle. »Noch einen Kuß! Und sei gehorsam! Denn dann bringe ich dir aus Paris einen schönen Schmuck mit!«
    »Und was?« rief sie mit blitzenden Augen, die Hände aneinandergepreßt.
    »Ach, ich weiß nicht«, entgegnete ich, schon auf dem Wege zur Tür, »einen Ring vielleicht oder ein Spitzentuch oder ein Seidenband!«
    »Einen Ring!« bettelte sie, »einen Ring will ich! Und goldensoll er sein, nicht von Silber, denn Gold paßt gar wunderbar zu meiner braunen Haut!«
    »Also gut, ein goldener«, sprach ich, in ihren Schlingen gefangen, »aber nur, wenn du in meiner Abwesenheit nicht ständig aufbegehrst gegen Alazaïs, sondern dich ihren Geboten fügst.«
    »Ei, mein Pierre! das verspreche ich«, rief sie, indes ich bereits die Tür öffnete. »Möge Gott dich schützen!«
    »Oh, Moussu«, sprach Miroul zu mir, indes er mit meinen Waffen neben mir durch die Gänge von Mespech schritt, »nun habt Ihr einen Ring versprochen, wo Ihr doch mit einem Band davonzukommen dachtet; die Jungfer hat Euch umgarnt, und nun seid Ihr durch Euer Versprechen gebunden!«
    Obgleich er im Scherz

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