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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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schwarzen Arbeitsstiefel, die Brune beschrieben hatte. Kein Wunder, dass der arme Luffe zum Tierarzt musste!
    Flemming steckte den Kopf in das kleine Badezimmer. Auf dem Ablagebrett lag ein Elektrorasierer neben einer grünen Zahnbürste, die so abgeschrubbt war, dass die Borsten aussahen, als hätten sie die Nacht über Lockenwickler getragen. Die Zahnpasta versprach dem Benutzer laut Hersteller weiße Zähne und ein gesundes Zahnfleisch. Gut für John, dachte Flemming und warf einen Blick in die Toilettenschüssel. Zwei senkrechte, dunkelbraune Streifen zeigten, dass zumindest dieser Teil von Johns Anatomie funktionierte. Flemming zog die Toilettentür hinter sich zu und wandte sich dem Schreibtisch und dem kleinen Haufen zu. Ein paar Ein- und Zweikronenmünzen, ein fast leeres, durchsichtiges Einwegfeuerzeug und ein zusammengefalteter Fetzen Papier, nach einem längeren Aufenthalt in einer Gesäßtasche zerknüllt. Flemming faltete ihn auseinander, sorgfältig darauf bedacht, nur die äußeren Ränder des Papiers zu berühren. Bei dem Zettel handelte es sich um den oberen Teil des Ausdrucks einer Homepage. Ganz oben stand ›Krak.dk, Seite 1 von 1 ‹. Darunter sah man den oberen Teil einer Landkarte. Flemming setzte die Brille auf und streckte die Hand aus. Er entzifferte eine Reihe von Buchstaben auf der Karte, ganz eindeutig Straßennamen. Was zum Teufel stand da? Sønder Strandvej, möglicherweise. Unmittelbar sagte Flemming der Name nichts, also drehte er das Stück Papier um. Er wollte sehen, ob auf der Rückseite etwas stand. Ein Name und eine Adresse, mit Kugelschreiber in einer unsicheren, nach hinten kippenden Formschrift geschrieben. Flemming kannte Namen und Adresse vom Vortag: Henriette Kurt, Bøgebakken  37 . Was um alles in der Welt hatte dieser Gangster aus Århus mit der vornehmen Dame in der Patriziervilla zu tun?
    Er steckte den Zettel ein und schloss sorgfältig die Tür. Dann zog er die Schutzkleidung aus, ging hinunter zum Empfang und erklärte der Rezeptionistin, dass von nun an alle – mit Ausnahme der Kriminalpolizei – Zimmer  314 als verbotene Zone anzusehen hätten. Die Empfangsdame schien verunsichert, aber Flemming hatte nicht die Zeit für ein klärendes Gespräch. Auf dem Weg zum Auto rief er Hanegaard an, erklärte die jüngsten Entwicklungen in dem Fall und bat um einen Durchsuchungsbefehl.
    »Deshalb rufst du mich am Samstagvormittag an?«, fragte der Hauptkommissar. »So eifrig bist du doch sonst nicht, meinen Segen zu bekommen.«
    »Nein, aber …« Flemming räusperte sich. Sein eigentliches Anliegen war ein wenig delikat. »Ich habe von einem Gerücht gehört, von dem ich denke, dass du es kennen solltest«, sagte er dann. »Es geht um Lone Willumsen.«
    »Ach, hast du das auch schon mitbekommen?«, unterbrach ihn Hanegaard. »Ich dachte, ihr habt Ärger miteinander. Aber gute Neuigkeiten machen eben schnell die Runde. So heißt es doch.« Er lachte.
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob …« Flemming war verwirrt.
    »Ach, hör schon auf«, sagte sein Chef. »Du hättest ihr doch nie zugetraut, so spontan sein zu können. Aber privat ist Lone wohl ein Opfer ihrer Leidenschaften. Sie zeigt es nur so selten.« Er gluckste vor Belustigung.
    »Entschuldige, Hanegaard«, sagte Flemming vorsichtig. »Ich fürchte, du solltest mir erklären …«
    »Du weißt doch offenbar schon, was los ist: Lone hat heute Morgen den Dienst quittiert. Sie kam persönlich mit ihrem Kündigungsschreiben zu mir und bedauerte es sehr, dass sie mich an meinem freien Tag zu Hause stören musste. Sie wollte bereits heute Nachmittag verreisen.«
    »Verreisen?«
    »Nach Los Angeles oder Las Vegas. Ihr Verlobter wollte nicht länger warten, verstehst du.« Wieder gluckste er.
    » USA ? Verlobter?«
    Endlich wurde Hanegaard klar, dass Kriminalkommissar Flemming Torp keine Ahnung hatte, worüber sein Chef redete. »Erzähl mir, was du gehört hast, Torp«, forderte er ihn auf.
    Flemming berichtete, und der Hauptkommissar hörte zu. Er hatte aufgehört zu glucksen.
     
    Dan fand schnell heraus, wo sich das vormittägliche Drama abgespielt hatte. Benjamin hatte ihm erklärt, wie weit er in den Wald gehen musste, und als er die Stelle erreichte, waren die Spuren auf dem Weg und in dem weichen Matsch daneben noch frisch. Verzweifelt zappelnde Füße hatten den Kies zerwühlt, und ein paar verschmierte Blutstropfen sowie vier lange, dünne und parallel verlaufende Schleifspuren zeigten ganz deutlich, wo Luffe

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