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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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mischte sich der Anflug von Erbrochenem in das Gesamtbild der Geruchseindrücke. Flemming schaltete seine Taschenlampe ein und richtete das Licht auf einen Papierfetzen, der an der Tür zur Dachwohnung als Namensschild diente. Sally. Kein Nachname und nicht ein einziger Hinweis auf Lilliana.
    Frank Janssen öffnete ihnen. Er schien einen Moment irritiert, als er sah, dass sein Chef schon wieder seinen kahlköpfigen Freund mitbrachte, aber er sagte nichts weiter dazu. »Die Techniker haben mich gebeten, dafür zu sorgen, dass sich niemand außerhalb der Markierungen auf dem Boden bewegt. Das ist der einzige Bereich, den sie noch nicht überprüft haben, also berührt so wenig wie möglich.« Der letzte Satz richtete sich eindeutig an Dan.
    »Gut, Janssen. Bleibst du, oder möchtest du gern nach Hause?«, erkundigte sich Flemming.
    »Wenn ich ehrlich bin, würde ich gern ein paar Stunden schlafen. War ja gestern auch schon spät …«
    Als seine Schritte auf der Treppe nicht mehr zu hören waren, betraten Flemming und Dan die Wohnung. Sie standen in einem schmalen dunklen Flur. »Zieh die an«, sagte Flemming und reichte Dan ein paar dünne Gummihandschuhe. »Und fass nicht mehr an als absolut nötig.«
    »Ist ja gut«, erwiderte Dan und zog die Handschuhe an. »Wie oft willst du das eigentlich noch sagen?«
    Flemming zuckte mit den Achseln und sah sich um. Jemand hatte ein paar hochhackige, knallrote Stiefel in eine Ecke geschmissen. An einem Haken hing ein schwarzer Regenmantel. Er öffnete eine braun lackierte Tür, die zur kleinsten Toilette führte, die Dan je gesehen hatte. Es gab tatsächlich nur Platz für die Toilettenschüssel und eine Rolle Klopapier, an ein Waschbecken war nicht zu denken. Flemming gab der Tür einen Stoß mit dem Ellenbogen, sie fiel wieder zu. Sie gingen in die Küche. Hier lagen Seife, Shampoo und ein zerschlissenes gestreiftes Handtuch. Auf dem Fensterbrett stand ein Bierglas mit dem Carlsberg-Logo. Darin steckten eine Tube Zahnpasta und zwei Zahnbürsten, eine gelbe und eine weiß-blaue.
    Dan zeigte darauf: »Kannst du mir mal erklären, warum Zahnbürsten heute aussehen müssen wie Joggingschuhe? Was sollen bloß diese ergonomischen Winkel, bunten Gummiplatten, Zungenschaber und was weiß ich nicht alles? Und wieso bekommt man keine Zahnbürste mehr, die einfach rot oder blau ist?«
    »Ich hab’s begriffen.« Flemming hielt abwehrend eine Hand in die Luft. »Klar bekommt man die noch, aber vermutlich werden sie nicht so oft gekauft. Ich wette, deine Zahnbürste ist auch so ein neumodisches Ding?«
    »Ja, schon.« Dan sah nachdenklich aus. »Aber wenn man eine Zahnbürste ohne all das Zeug bekäme, die genauso effektiv ist, dann würde ich …«
    »Ganz ehrlich, Dan. Halt die Klappe. Ich habe im Augenblick keine Lust, mir deine Designtraumata anzuhören.« Flemming wandte sich der Spüle zu.
    Es stand kein schmutziges Geschirr in der Spüle, aber auf einem Plastiktablett fanden sich ein Wasserglas und ein paar umgedrehte weiße Teller, daneben ein bisschen Besteck, alles sauber und eindeutig nach dem Spülen zum Trocknen abgelegt. Flemming öffnete den Kühlschrank, ohne den Handgriff zu berühren. Er war nahezu leer. Eine offene Plastikschale mit Käse in Scheiben, ein Rest Gurke, ein halbes helles Brot und ein Päckchen Butter lagen auf den sorgfältig geputzten Glasablagen. In der Tür standen Ketchup und eine ungeöffnete Flasche Champagner.
    »Fällt die nicht etwas aus dem Rahmen?«, fragte Dan und griff nach der Flasche.
    »Stopp!« Flemming schubste ihn beiseite. »Du sollst nicht mehr als unbedingt nötig anfassen! Versuch, daran zu denken, Dan.«
    »Sorry.« Dan starrte noch immer auf die Flasche, sagte aber nichts mehr.
    Flemming untersuchte die Küchenschränke, einen nach dem anderen, berührte aber weder die Türgriffe noch die Dinge, die auf den Ablagebrettern standen. Nichts sah besonders interessant aus. Also gingen sie weiter in den kleineren der beiden Wohnräume. Er lag zum Hof des Gebäudes und war wie eine spartanische, wenn auch ziemlich bunte Einzelzelle eingerichtet. Eine schmale Liege mit einem abgenutzten orangefarbenen Bezug und einer pinkfarbenen Plüschkatze als einzigem Schmuck; ein winziger Schreibtisch aus verkratztem weißem Melamin mit einer Schublade unter der Tischplatte; ein großer, orangefarbener Plastikhocker.
    »Die Möbel sehen aus, als hätte sie jemand auf dem Sperrmüll gefunden«, sagte Dan.
    Flemming antwortete nicht. Am Fußende des

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