Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
geworden waren, griff nach ihrem Notizblock. »Ich werde das nachher ins Reine schreiben«, entschuldigte sie sich. »Pedersen und ich waren gestern so beschäftigt, dass wir waagerecht in der Luft hingen, aber ich habe noch eine kleine Zusammenfassung geschrieben, bevor ich gestern Abend zu Boden ging.« Sie blätterte ein wenig in ihren Notizen, bis sie die richtige Seite gefunden hatte. »Mit allen Vorbehalten habe ich eine Liste der Mitarbeiter erstellt, die kein unmittelbares Alibi vorzuweisen hatten. Wir haben es nicht geschafft, sie alle schon gestern zu überprüfen, aber im Laufe des heutigen Tages können wir dir eine aktualisierte Liste liefern, Torp.«
»Erzähl’s uns in groben Zügen«, forderte Flemming sie auf.
»Fangen wir oben an. Sebastian Kurt war bis Mitternacht in Gesellschaft seiner Frau und seiner Schwiegermutter, dann hat er die ältere Dame nach Hause gefahren. Henriette Kurt und ihre Mutter bestätigen seine Angaben. Die Finanzdirektorin Sara Kellerup und die Empfangsdame Pernille Klausen waren gemeinsam mit zwei männlichen Bekannten beim Bowling, das ist auch bestätigt.« Plötzlich zeigte sich ein schiefes Lächeln auf ihrem Gesicht. »Einer der beiden Herren war der IT -Chef von Kurt & Ko, und der andere ist tatsächlich einer von uns. Er ist bei der Motorradstaffel, und es war ihm sichtlich unangenehm, über sein Date mit den jungen Damen befragt zu werden. Seine Frau glaubt offenbar, er hätte an dem Abend Dienst gehabt.«
Am Tisch wurde gekichert. Lone Willumsen referierte weiter: »Der Produktionschef Christoffer Bidstrup und sein Freund Ole Svendsen sind mit ihrem Hund am frühen Abend im Wald spazieren gegangen, ab acht war Ole dann an seinem Arbeitsplatz bei der
Christianssund Tidende
…«
»Ist er Journalist?«, unterbrach Flemming sie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck.
Lone schüttelte den Kopf. »Nein, glücklicherweise nicht. Er ist Grafiker und zeichnet Wetterkarten, Säulendiagramme und so ’n Zeug. Scheint ein netter und glaubwürdiger Mann zu sein, wie Christoffer Bidstrup übrigens auch. Leider kann niemand bestätigen, dass Bidstrup tatsächlich zu Hause geblieben ist und es sich mit dem Hund gemütlich gemacht hat, wie er behauptet. Er sagt, er hätte den Küchentisch geölt und Wäsche gewaschen, aber das kann ja jeder sagen …
Elisabeth Lund, die Sekretärin der Direktion, ist eine sehr einnehmende Dame. Nicht wahr, Adam?« Sie blinzelte Adam Holck zu, der bis in seine gelockte Haarpracht errötete. »Elisabeth Lunds Exmann hat gestern ihr gemeinsames Kind im Kindergarten abgeholt, und Elisabeth blieb eine halbe Stunde länger als gewöhnlich im Büro. Nach Feierabend räumte sie zu Hause auf und füllte ein paar Überweisungen von privaten Rechnungen aus. Wir haben mit ihrem Nachbarn gesprochen, der bestätigte, dass den ganzen Abend Licht in ihrem Fenster gewesen sei. Ein direktes Alibi konnte er ihr aber nicht geben.«
»Was ist mit den Kreativen?«
»Lise Salicath, die norwegische Artdirektorin, und ihre Texterin Mai Schwerin waren in Århus, zusammen mit einem Senior Account Manager – fragt mich nicht, was das ist. Er heißt Christian Poulsen. Alle drei schwören, dass niemand im Verlauf des Abends das Essen mit Kunden verlassen hat.« Lone blätterte weiter. »Anders Kiil verbrachte einen Teil des Abends im Büro, aber er hatte es bereits verlassen, als die Putzleute kamen. Das wird von seiner Frau bestätigt, die ihn kurz nach acht mit offenen Armen empfangen hat, nachdem sie ziemlich geschafft von den Kindern war.«
Flemming sah erneut auf die Uhr. »Kannst du diejenigen mit einem sicheren Alibi überspringen? Gib uns nur einen Überblick über die Personen, die garantiert nicht von der Liste gestrichen werden können.«
»Meine Güte, hast du’s aber eilig«, erwiderte Lone Willumsen und ratterte eine Kurzversion der Verbliebenen herunter: »Weder Fiona Krause noch der rothaarige Texter Anders Madsen haben ein ordentliches Alibi, und …«, ihre Augen überflogen die Seite, »… das gilt auch für den Regisseur René Holgersen und einen der Grafiker, Jesper Blom. Aber wie gesagt, diese Liste kann sich im Laufe des Tages noch ändern, wenn wir mit den Ehefrauen, Freunden und Freundinnen geredet haben.«
»Du vernimmst sie doch alle noch einmal?«, fragte Flemming.
»Können wir machen.« Sie hob eine Augenbraue. »Irgendein besonderer Grund?«
Flemming erzählte von Dans Entdeckung am Vorabend – von der Champagnerflasche, dem
Weitere Kostenlose Bücher