Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
teuren Nachthemd und der halb leeren Packung mit frischen Kondomen. »Wenn Dan recht hat und diese Champagnerflaschen nur einem sehr begrenzten Personenkreis zugänglich sind, ist das Grund genug, dieser Spur nachzugehen«, schloss er.
»Könnte sie die Flasche geschenkt bekommen haben? Immerhin hat sie dort gearbeitet«, gab Frank Janssen zu bedenken.
»Dan sagt, dass dieser Champagner ausschließlich Leuten geschenkt wurde, die am Tag des Jubiläums zu den Angestellten gehörten oder feste Kunden der Agentur waren. Wenn jemand aus der Schrubberkompanie eine Flasche bekommen hätte, dann höchstens die Inhaberin, Merethe Finsen.«
»Es gibt doch auch die Möglichkeit, dass ein freundlicher Mensch mit Zugang zum Lager den Putzleuten eine Flasche hingestellt hat. Zum Beispiel die Frau vom Empfang oder …«, Adam Holck machte eine kurze Pause, »… Elisabeth Lund.«
»Das erklärt nicht das Nachthemd und die Kondome«, sagte Flemming.
»Nein, aber …«
»Weißt du, was, Holck«, meinte Lone und klappte ihren Block mit einem Knall zu. »Übernimm Verantwortung und frag Elisabeth Lund selbst. Bist du jetzt glücklich?«
Adam blickte auf den Tisch und nickte. Flemming fluchte innerlich. Mein Gott, war diese Frau giftig. Was nützte es denn, den Mann so zu demütigen?
»Gut, damit ist die Besprechung beendet«, sagte er schließlich. »Wie gesagt, ich fahre heute Vormittag nach Kopenhagen, aber ihr erreicht mich übers Handy.«
Als der Rest der Gruppe sich erhoben hatte und auf dem Weg zur Tür war, stupste er Lone Willumsen an die Schulter. »Hast du zwei Minuten?«
Sie nickte und blieb stehen, während die anderen hinausgingen. Flemming schloss hinter dem letzten Beamten die Tür.
»Du hast ein Rollenproblem, Willumsen«, begann er. Sie öffnete sofort den Mund, um zu protestieren, aber er bremste sie mit einer erhobenen Hand. »Lass mich ein einziges Mal ausreden! Du hast ein Rollenproblem«, wiederholte er. »Du stellst vor versammelter Mannschaft die Urteilskraft deines Vorgesetzten infrage, du demütigst einen tüchtigen und hart arbeitenden Kriminalbeamten, nur weil er jung ist und Frauen gegenüber unsicher, du zickst bei Janssen rum, sodass er sich am Tatort nicht willkommen fühlt.« Er hielt ihrem Blick stand. »Ich werde das nicht länger zulassen.«
»Willst du mich feuern?« Sie drückte den Rücken durch, sodass man sie als Lineal hätte verwenden können.
»Nein.« Torp sah müde aus. »Ich gebe dir nicht einmal eine offizielle Verwarnung. Aber ich befehle dir, dich von jetzt an korrekt zu verhalten.«
»Jawohl!« Sie blieb ungerührt stehen. Eigentlich hatte er irgendeine Form der Entschuldigung erwartet. Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Wieso hast du denn meine Beförderung befürwortet? Du kennst mich seit Jahren, da dürfte es dich doch nicht wirklich überraschen, wie ich bin?«
»Du bist verdammt gut, Willumsen, und du warst tatsächlich an der Reihe, einen Tritt nach oben zu bekommen. Außerdem warst du vor deiner Beförderung ein wenig umgänglicher, wenn ich so frei sein darf. Reicht dir das als Erklärung?« Er sah sie an. »Ein höherer Rang ist keine Carte blanche, sich zu benehmen, wie es einem passt. Verstanden?«
Lone Willumsen sah einen Moment aus, als hätte sie größte Lust, ihm einen Kopfstoß zu versetzen, aber sie hielt sich zurück. »Verstanden«, sagte sie nur und blieb stocksteif stehen, bis er mit einem Nicken angezeigt hatte, dass er die Unterhaltung für beendet ansah.
Flemming trat ans Fenster und blickte über den Rathausmarkt. Vom Fjord blies der Wind so stark, dass die höchsten Strahlen des Springbrunnens, die normalerweise stolz in die Luft schossen, schräg spritzten und große Pfützen auf dem Pflaster neben dem Becken bildeten. Wieso stellte eigentlich niemand das Wasser ab? Dichte stahlgraue Wolken bedeckten den Himmel und ließen das Licht hart werden. In den dunklen Grautönen leuchtete ein Schwanenpärchen auf dem Fjord wie zwei weiße Flecken auf einem Gemälde. Wie er den Winter hasste.
Die Aussicht auf Versöhnungssex war nach Dans Ansicht ein hinreichender Grund, um Streit vom Zaun zu brechen. Je schlimmer die Schimpfworte, die er und Marianne sich in der Hitze des Gefechts an den Kopf warfen, desto leidenschaftlicher fielen sie übereinander her, wenn sie ihre Wut herausgelassen hatten.
Genau so war es am Vorabend gewesen, als Dan nach Hause kam, nachdem er mit Flemming Lillianas und Sallys Wohnung inspiziert hatte. Marianne war
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