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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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gesprochen?«
    »Mit Kirsten? Ja, sicher.« Dan lächelte. »Sie ist natürlich deiner Meinung. Sie meint, ich soll mit Kurt offen über meine Probleme reden.«
    »Und?«
    »Und sie will die Krankmeldung um vorläufig weitere vier Wochen verlängern.«
    »Hör auf deinen Arzt. Der Arzt weiß es immer am besten«, sagte Marianne mit einem kleinen Lächeln. »Außerdem denke ich wirklich, dass du mit Kurt reden solltest, wenn du heute in die Agentur fährst.«
    »Und wenn er fragt, warum ich der Polizei hinterherrennen, aber meine Arbeit nicht erledigen kann?«
    Sie dachte nach. »Sag’s, wie es ist. Dass du merkst, wie dich deine Arbeit krank macht.«
    »Dann schmeißt er mich raus.«
    »Dann soll er dich eben rausschmeißen. Wir kommen zurecht, Dan. Mit oder ohne dein Gehalt.«
    »Das sagt sich leicht«, zischte er. »So einfach ist das nicht. Ich habe mein ganzes Leben lang für diesen Job gekämpft.«
    »Ich weiß, ich war schließlich dabei. Muss ich dich wirklich daran erinnern?«
    Einen Moment war es still.
    Dann stand Dan auf. »Ich gehe eine Runde joggen.«
    Marianne runzelte die Stirn. »Du weißt, dass es saukalt ist, nicht wahr?«
    Er sah auf das Thermometer, das außen am Küchenfenster klebte. »Fünf Grad plus. Ist doch okay.«
    »Bist du sauer?«
    »Nein«, erwiderte er und stellte seine Tasse in die Spülmaschine. »Ich muss nur ein bisschen allein sein.«
    Er warf die Tür ein klein wenig zu fest zu, als er das Haus verließ.
     
    Sebastian Kurt feuerte ihn nicht. Jedenfalls nicht direkt. Aber er bat ihn, sich genau zu überlegen, ob er seinen alten Job überhaupt zurückhaben wolle. »Man könnte sich ja auch vorstellen, dass du wieder als ganz normaler Texter arbeitest, Dan«, sagte er. »Ich kenne jedenfalls
eine
Agentur, die dich sofort einstellen würde!« Er entblößte seine erst kürzlich aufgehellten Zähne zu einem kreideweißen Lächeln, bevor er fortfuhr: »Aber ich muss es bald wissen. Also, ob ich mich nach einem neuen Kreativdirektor umsehen muss. Die wachsen ja nicht gerade auf den Bäumen.«
    »Anders K. wäre gut«, entfuhr es Dan.
    Kurt sah ihn überrascht an. »Ja«, sagte er ein wenig zögerlich, »das wäre er. Bedeutet das, du hast bereits nachgedacht?«
    »Gib mir noch ein paar Wochen«, bat Dan. »Ist das okay?«
    »Natürlich.« Kurt erhob sich und ging zum Kühlschrank in der Ecke seines Büros. »Ein Faxe Kondi, bitte sehr!« Er fragte nicht, er stellte es fest. Zumindest hatten die vielen Jahre der Zusammenarbeit mit Dan ihn gelehrt, welches Lieblingsgetränk er hatte. Kurt öffnete die beiden Flaschen und reichte eines der Erfrischungsgetränke weiter, bevor Dan reagieren konnte. »Skål!«
    Einige Sekunden herrschte Stille, während sie den hellgrünen Softdrink hinunterstürzten und dabei über den Fjord blickten. Das Wasser stand so hoch, dass es beinahe bis zur Glastür von Kurts Büro reichte. Ein paar Enten paddelten vor ihnen im Wasser. Offenbar hatten sie dort, im Windschatten des großen Gebäudes, eine ruhige Stelle gefunden. Dan trank noch einen Schluck und ließ den Blick durch Kurts Büro schweifen. Auf einem Regal über dem Kühlschrank stand ein Foto in einem schweren Silberrahmen: Henriette Kurt mit der ewigen Sommerbräune, den kristallblauen Augen und dem glänzenden blonden Pagenhaarschnitt, umgeben von ihren Zwillingen – zwei kleinen Henriette-Klonen, deren gesamtes Erscheinungsbild bereits jetzt, im Alter von sechs Jahren, vermittelte, dass ihr Unterhalt mit jedem Jahr teurer werden würde. Sie trugen lange, affektierte Namen, soweit Dan sich erinnerte, irgendwelche Doppelnamen wie Agathe-Louise, Nina-Arendse oder so, so ganz genau konnte er sich nicht entsinnen.
    »Ist lange her, dass ich Henriette gesehen habe«, sagte er.
    »Sie war erst gestern kurz hier«, sagte Kurt. »Ich hatte mein Handy zu Hause vergessen, sie hat es mir gebracht.«
    Dan drehte sich zu seinem Chef um. »Wie gut hast du Lilliana gekannt?«, fragte er. Die abrupte Frage überraschte ihn selbst.
    Auch Sebastian Kurt sah verblüfft aus. »Ich bin ihr ein paarmal begegnet. Warum?«
    »Hast du mit ihr geredet?«
    »Nein«, lachte Kurt. »Mein Estnisch ist ein bisschen eingerostet.«
    »Ach, kam sie aus Estland?«
    Kurt sah aus, als wäre er bereit, sich die Zunge abzubeißen und roh hinunterzuschlucken. Er hatte ganz offensichtlich vergessen, dass Dan derzeit eine Art Polizist war. »Ich glaube schon«, sagte er nach ein paar langen Sekunden.
    »Woher wusstest du das?«
    »Weiß

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