Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
versuchte er sich zu trösten. Vielleicht bin ich eines Tages ein steinreicher Privatdetektiv
slash
Texter
slash
Familienvater. Und dann kaufe ich mir selbst einen großen Audi. Er lächelte.
Dan sah auf die Uhr. Wieso wacht man immer so gegen drei oder vier auf und kann dann nicht wieder einschlafen? Er hörte den beiden anderen schlafenden Wesen im Zimmer zu. Neben ihm Mariannes sorglose, regelmäßige Atemzüge, und aus dem Körbchen kam Luffes leises Schnorcheln, das hin und wieder durch ein Winseln oder eine Art Prusten unterbrochen wurde. Er jagt im Schlaf einen Fasan, behauptete Laura immer. Laura. Sein kleines Mädchen. Dan wurde allein bei dem Gedanken an ihren Namen warm ums Herz. Er freute sich, dass seine Tochter am Nachmittag nach Hause kommen wollte, freute sich auf den ersten Abend seit ein paar Wochen, den sie miteinander verbringen würden. Nur er, Marianne und Laura. Ach nein, Benjamin und Alice waren ja auch noch da, fiel ihm plötzlich ein. Na ja, sie waren sehr nett. Er hoffte nur, dass sie nicht mehr allzu lange bleiben müssten. Das Haus war nicht geschaffen für so viele Menschen über einen so langen Zeitraum.
Vielleicht sollte er aufstehen? Dan fühlte sich hellwach und wusste, dass es Stunden dauern konnte, bis er wieder einschlief. Er hatte einfach nicht die Kraft, darauf zu warten. Er zog seinen Morgenmantel und ein Paar Thermosocken an und schlich die Treppe hinunter in die Küche. Dort kochte er sich einen großen Becher Kakao, goss einen doppelten Cognac hinein, holte sein Notebook und legte sich aufs Sofa. Als der Computer hochgefahren war, legte er Kim Christiansens DVD in den DVD -Player und wartete. Ein paar Doppelklicks später erschien ein Raster aus insgesamt sechzehn Schwarz-Weiß-Fotos auf dem Schirm. Eine Hälfte zeigte Lilliana, der Rest die hübsche Afrikanerin, die sich Sally genannt hatte. Die Bilder waren schachbrettartig angeordnet, sodass man abwechselnd das schwarze und das weiße Mädchen sah. Die sechzehn Bildfelder bestanden aus Standfotos, bis man den Cursor auf sie zog. Sofort erwachten die Mädchen auf den Fotos zum Leben und fingen an zu reden, vermutlich in ihren Heimatsprachen. Klickte man auf ein Bildfeld, wurde der gesamte Bildschirm ausgefüllt, und die Augen des Mädchens waren beinahe unerträglich deutlich zu erkennen. Klickte man noch einmal, erschien wieder das Raster der sechzehn Fotos. Fuhr man mit dem Cursor langsam über die Fotos, bewegte sich jedes Bild eine Weile und wurde dann wieder zum Standfoto; es sah aus, als ob die beiden nackten Mädchen einen komplizierten Tanz aufführten. Es gab keine Texte, keine erklärende Typografie, nur diese sechzehn kurzen Filme, deren Tonspur Dan nichts Inhaltliches entnehmen konnte. Dafür konnte er sich auf den Anblick die beiden Frauen konzentrieren, die jetzt tot waren. Ihre Körpersprache, ihre Mimik, die Angst und die Sorge, die hin und wieder in ihren Augen zu sehen waren. Dan war überzeugt, dass diese sechzehn Kurzfilme die Geschichte erzählten, wie Lilliana und Sally nach Christianssund gekommen und wovor sie geflohen waren.
Er trank seinen Kakao auf dem Sofa, während er auf die sechzehn Gesichter auf dem Bildschirm starrte. Ihm war klar, dass er wichtiges Beweismaterial in der Hand hielt, er hätte es umgehend der Polizei aushändigen müssen, aber seine Neugier überwog. Die Filme hatten auf dem Newbizz-Server gelegen,
seinem
Server, auf dem er normalerweise als Einziger den Überblick hatte. René Holgersen hatte sie dort abgelegt, Dans Protegé und eigene Erfindung. Hatte Dan nicht den Anspruch auf eine Erklärung, bevor er die kleinen Filmsequenzen weitergab? Selbstverständlich musste die DVD zur Polizei, damit Flemming einen estnischen und nigerianischen Dolmetscher besorgen konnte. Sie mussten wissen, was die Mädchen sagten, aber es machte doch keinen großen Unterschied, ob er der Polizei die DVD jetzt schickte oder erst in ein paar Stunden, wenn er die Möglichkeit gehabt hatte, sich mit René zu unterhalten? Wahrscheinlich konnte nur René genau erklären, wer der ominöse Kunde war und wozu die Filmschnipsel verwendet werden sollten.
Dans Gehirn stand plötzlich still. Eine Idee schob den Rest seines Bewusstseins beiseite, um sämtliches Rampenlicht zu beanspruchen. Ja, natürlich. Die kleinen Filme waren wie geschaffen für eine Internet-Kampagne. Er hätte wetten mögen, dass dies alles erklärte: Die Sequenzen wurden ohne weiteren Kommentar ins Netz gestellt; hübsche, nackte
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