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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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du uns von dem Unfall erzählst«, erklärte Flemming und zog einen Stuhl näher an Brunes Bett. »An was kannst du dich denn überhaupt erinnern?«
    »An nich’ sehr viel«, räumte Brune ein. »Es war abends, und es war dunkel, nich’? Ich ging den Kai entlang. Auf dem Weg zur Anlage, und dann kam von hinten dieses Auto, nich’? Ich kann mich erinnern, wie das Scheinwerferlicht auf einen Busch neben mir fiel. Das is’ schon alles.«
    »Du hast den Wagen gar nicht gesehen?«
    Brune Laurits schüttelte den Kopf. »Nee.«
    »Und wann war das?«
    Zu Flemmings Überraschung kam die Antwort umgehend. »Am 13 . November.«
    »Bist du dir mit dem Datum sicher?«
    »Jep. Als ich aufwachte, sagte die Krankenschwester, es sei der 14 ., dann habe ich gesagt, man sollte meinen, dass es der 13 . is’, wenn man so ’n Pech hat. Und da hat sie gesagt, der Unfall sei auch tatsächlich am 13 . passiert.« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Darum, nich’ wahr?«, sagte er stolz.
    Flemming Torp und Svend Pedersen wechselten einen Blick. Brune war Zeuge des Überfalls in der Nacht auf den 11 . gewesen, die Notiz mit seinen Initialen und seinem Alter hatte am 12 . in der Zeitung gestanden, und am 13 . wurde er von jemandem angefahren, der Fahrerflucht begangen hatte. Das passte leider allzu gut zusammen.
    »Hat jemand den Unfall gesehen, Brune?«
    »Ja.« Er blickte von einem zum anderen. »Sagt mal!«, rief er dann aus. »Redet ihr Bullen eigentlich nich’ mit’nander?«
    »Was meinst du?«
    »Ich bin doch vernommen worden, nich’. Es gibt einen Bericht auf’m Präsidium.«
    »Wir wollten die Geschichte lieber von dir persönlich hören.«
    Brune Laurits blickte eine Weile aus dem Fenster. Von dieser Seite des Krankenhauses sah man die grauen Wohnblocks, in denen Benjamin und seine Mutter wohnten. Flemming war nicht ganz sicher, in welchem, aber er war sicher, dass sie es waren. »Irgendetwas nicht in Ordnung?«, erkundigte sich Flemming.
    »Irgendwas is’ doch immer nich’ in Ordnung.« Brune sah ihn an. »Ich hab gerad so ’n trockenen Fleck im Hals.« Er räusperte sich.
    Svend Pedersen, der so etwas vorausgesehen hatte, legte eine Flasche Underberg vor den durstigen Patienten auf die Decke. Brune leerte die kleine Flasche in Rekordzeit und grunzte zufrieden. Die leere Flasche gab er dem Kriminalassistenten feierlich zurück. Pedersen steckte sie in die Tasche. »So«, sagte Brune, »was willste noch wissen?«
    »Und nach dem Unfall, was ist da passiert?«
    »Ich kann mich doch nich’ erinnern!«, erklärte Brune. »Aber ein paar Tage später kam eine Dame zu Besuch, nich’? Sie hat das da mitgebracht …« Er wies mit dem Kopf auf eine Schachtel Pralinen, die er ganz offensichtlich bisher nicht angerührt hatte. Das Zellophan verschloss sie noch immer wie eine unversehrte Haut. »Wenn’s wenigstens welche mit Schnaps wären«, grinste er mit offenem Mund; Flemming sah, dass ihm nur noch die vordersten Zähne im Unterkiefer geblieben waren.
    Er seufzte. »Was hat denn die Frau über den Unfall gesagt?«, fragte er mit seiner geduldigsten Stimme.
    »Sie hat nich’ direkt gesehen, wie’s passiert is’. Sie hat ferngesehen, als sie einen lauten Bums und einen Schrei von der Straße hörte. Das war ich, der geschrien hat.« Brune sah einen Moment ernst aus. »Und dann is’ sie zu mir gelaufen und hat mich in meiner Pisse und meinem Blut liegen sehen, nich’. Sie hat dann einen Krankenwagen gerufen.« Er guckte einen Moment vor sich hin. »Der Kerl, der das gemacht hat, war natürlich längst abgehauen, nich’. So ein Schisser.«
    Flemming, der längst den Bericht der Verkehrspolizei gelesen hatte, hielt ein Lächeln zurück. Die Zeugin, eine ältere Dame namens Edith Andreasen, hatte es offenbar nicht übers Herz gebracht, dem verletzten Penner die ganze Wahrheit zu erzählen. Es war nämlich nicht ganz richtig, dass der Fahrer abgehauen war. Als Frau Andreasen aus dem Haus gelaufen kam, hörte sie, wie der Wagen ein Stück weiter vorn auf der Straße drehte, und als sie sich über Brune Laurits beugte, war das Auto zurückgekommen. Die ältere Dame hatte sich aufgerichtet, und das Auto hielt an. Sie wurde von den Scheinwerfern geblendet, aber sie hatte sich nicht von Brunes Seite bewegt. Nach einer Weile hatte der Fahrer die beiden Gestalten auf der Straße in einem Bogen umfahren und war mit großer Geschwindigkeit in Richtung Stadt verschwunden. Die Verkehrspolizisten vermuteten, dass der Fahrer gedreht habe,

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