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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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Frauen, die beide eine furchtbare Geschichte erzählten, damit die User im Netz durch die Nacktheit der Frauen Unbehagen empfinden und nicht an Sex denken. Das musste es sein. Es wäre ein klassischer René Holgersen: eine Kampagne, die so rätselhaft ist, dass nur die wenigsten begreifen, worum es sich tatsächlich handelt – um eine Werbekampagne. Er musste so bald wie möglich mit René reden. Dan entschloss sich, noch anderthalb Stunden zu warten, bevor er ihn anrief.
    Er stand auf, drückte den Rücken durch und ging ins Schlafzimmer, wo er so lautlos wie möglich seinen Trainingsanzug und die Joggingschuhe aus dem Schrank holte. Eine lange Tour in der Dunkelheit und durch die nahezu menschenleeren Straßen der Stadt war genau das, was er jetzt brauchte, um die Bilder der beiden ermordeten Frauen loszuwerden.
     
    »Die Patienten können um diese Tageszeit noch keinen Besuch empfangen«, erklärte eine ältere Krankenschwester mit der flachsten Frisur, die Flemming je gesehen hatte. Ihre Lippen waren schmal vor Missbilligung. »Morgens sind die meisten im Bad oder werden untersucht. Ich kann wirklich nicht zulassen …«
    Flemming lächelte sie freundlich an, als er sich an ihrem ausgestreckten Arm vorbeidrückte und das Zimmer ansteuerte, dessen Nummer ihm Adam Holck gegeben hatte.
    »Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe?«, rief sie, als auch Svend Pedersen das Hindernis ignorierte, das sie selbst als unüberwindlich angesehen hatte. »Bei vielen unserer Patienten handelt es sich um ältere Menschen. Zeigen Sie gefälligst ein wenig Respekt!«
    Flemming wirbelte herum und baute sich direkt vor ihr auf. »Unten im Keller, direkt unter uns, liegt die Leiche einer jungen Frau, die zu Tode geprügelt wurde«, sagte er so leise, dass sie sich ein wenig vorbeugen musste, um ihn zu verstehen. »In meiner Welt ist es vor allem sie, der wir im Augenblick Respekt zu schulden haben. Der Patient, mit dem wir reden wollen, ist möglicherweise der einzige Zeuge des Überfalls auf sie. Und je eher wir mit ihm reden, desto schneller schnappen wir vermutlich ihren Mörder.«
    Die Krankenschwester blieb in der gleichen Stellung stehen, mit leicht geöffnetem Mund und vorgerecktem Hals, bis ihr klar wurde, dass Flemming nichts mehr zu sagen hatte. Sie klappte die Kiefer zusammen und richtete sich auf, alles in einem Bewegungsablauf. Dann ging sie zum Zimmer  8 voran und steckte den Kopf hinein, um sicherzugehen, dass alle anständig bekleidet waren, bevor sie die Tür öffnete und Flemming und Pedersen hineinließ.
    Brune Laurits lag in dem Bett am Fenster. Ein Bein steckte in einer klobigen Schiene aus blankem Metall mit einer Unmenge Muttern und Schrauben. Das Arrangement wirkte nicht sonderlich angenehm, das Gesicht am anderen Ende des Bettes strahlte dennoch tiefe Zufriedenheit aus. Der schneeweiße Haarkranz schien frisch gewaschen zu sein und stand in kleinen feuchten Büscheln um Brunes feuerrote Glatze. Seine Wangen und die Nase leuchteten so rot wie bei einem amerikanischen Weihnachtsmann. Die Aufmerksamkeit, die sich Sekunden vorher noch hundertprozentig auf eine dick mit Butter und Erdbeermarmelade bestrichene Scheibe Kastenweißbrot gerichtet hatte, ging auf die beiden Polizisten über. »Der Herr Kommissar höchstpersönlich!«, rief er mit einem breiten Lächeln. »Und der junge Pedersen.« Er drehte den Kopf zum Nachbarbett, in dem ein junger Mann mit aschblondem Haar und einem Gipsbein unter der Decke lag. »Na, Henrik! Die Kriminalpolizei! Dagegen kommst du nicht an!«
    Henrik, das musste Adam Holcks Freund sein, dachte Flemming. Der junge Mann schickte ihm einen Blick, in dem sich gleichzeitig Müdigkeit und Verzweiflung spiegelten. Nach ein paar Wochen in Brunes Gesellschaft konnte man es ihm vermutlich nicht verdenken, wenn die Nerven ein wenig blank lagen.
    »Ja, in der Tat«, erwiderte Henrik nur. »Dann hast du ja jemanden, mit dem du dich unterhalten kannst, Brune.« Und ich habe mal Pause, signalisierte der Blick. Er holte einen iPod heraus und setzte sich einen überdimensionierten Kopfhörer auf. Wenige Sekunden später sah man an seinen Augen, dass er weit weg in seinem musikalischen Einmannuniversum war.
    Brune Laurits lächelte ungerührt weiter. »Habt ihr den gefunden, der das gemacht hat?«, fragte er und wies auf ein paar gepolsterte Stühle in der Fensternische.
    »Was gemacht hat?«, fragte Svend Pedersen zurück.
    »Na, mich angefahren, natürlich.«
    »Nein, wir kommen, damit

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