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Die Haarteppichknüpfer - Roman

Die Haarteppichknüpfer - Roman

Titel: Die Haarteppichknüpfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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haben.
    »Verstehst du, was ich damit sagen will?«, fragte der Kaiser.
    Ja. Nein. Nein, er verstand nichts. Er hatte aufgehört, irgendetwas verstehen zu wollen.
    »Wir haben«, sagte der Kaiser, der auf irgendeine geheimnisumwitterte Weise die Erinnerungen seiner Vorgänger in sich beherbergte, »beschlossen zu sterben.«
    »Zu – sterben?«
    Nein. Er verstand nichts.
    »Wer so viel Macht erlangt hat wie wir, der wird sie niemals wieder los«, erwiderte der Kaiser ruhig. »Daher werden wir sterben. Das Problem dabei ist, dass das Reich ohne den Kaiser nicht weiterleben kann. Die Menschen sind zu abhängig von mir. Wenn ich einfach verschwände, hätten sie keine Zukunft. Ich kann die Herrschaft nicht einfach aufgeben, ohne alle zum Tode zu verurteilen. Um dieses Problem zu lösen, habe ich die Rebellenbewegung gegründet.«
    »Ah.« Jubad spürte Stimmen in sich, die anfingen zu zweifeln und das Ganze für ein undurchsichtiges Manöver des Tyrannen hielten, aber ein tiefes Wissen aus dem Grund seines Herzens sagte ihm, dass es dem Kaiser vollkommen ernst war.
    »Ein geistiges Joch zu errichten ist leicht, aber es wieder aus den Köpfen der Menschen zu entfernen schwer. Die Menschen haben keine Zukunft, wenn sie meine geistige Herrschaft nicht abschütteln können. Das Ziel der Rebellenbewegung war deshalb, Menschen zu sammeln und in geistiger Freiheit zu unterweisen.«
    Der Kaiser ließ die Wand vor der Projektion des Reiches wieder zufahren. »Das ist erreicht. Wir nähern uns der Endphase meines Plans, und jetzt liegt es an euch. Ihr müsst die Zentrumswelt erobern, mich töten, die Herrschaft an euch reißen und das Reich in viele einzelne, lebensfähige Teile zerschlagen. Und vor allem müsst ihr im Denken der Menschen den Glauben an mich als den Gottkaiser mit Stumpf und Stiel ausrotten.«
    Jubad merkte, dass er schon eine ganze Weile den Atem angehalten hatte, und holte tief Luft. Ein übermenschlicher Druck schien von ihm zu weichen, die Atmosphäre körperlich greifbarer Dunkelheit verflüchtigte sich.
    »Aber wie sollen wir das machen?«, fragte er.
    »Das werde ich dir jetzt erklären«, sagte der Kaiser. »Ich kenne eure Pläne; sie sind aussichtslos. Du wirst nach unserem Gespräch zurückgebracht werden in deine Zelle, und dabei wirst du fliehen können. Meine Abwehrabteilung hat alles so arrangiert, dass es für dich absolut glaubwürdig aussehen wird. Lass dich nicht täuschen, es ist alles Absicht. Sie haben es so vorbereitet, dass du auf deiner Flucht in den Besitz von geheimen Unterlagen kommen wirst, die eine Schwachstelle in der Verteidigung der Zentrumswelten aufzeigen. Auch diese Pläne sind gefälscht; würdet ihr diese vermeintliche Schwachstelle angreifen, würdet ihr in eine Falle ohne Entkommen geraten. Stattdessen werdet ihr nur einen Scheinangriff starten und euren eigentlichen Angriff auf den Stützpunkt Tauta richten. Tauta – diesen Namen musst du dir merken. Tauta ist einer meiner Stützpunkte, von dem aus ich getarnt operiere. Dort existiert ein geheimer Dimensionstunnel, der direkt hier im Palast endet. Auf diese Weise könnt ihr die gesamte planetare Abwehr unterlaufen und den Palast von innen heraus besetzen.«
    Jubad stockte der Atem. Niemals hatte jemand die Existenz eines solchen Zugangs für möglich gehalten.
    »Und nun zu meinem Tod«, fuhr der Kaiser gleichmütig fort. »Du wirst mich töten. Ich werde, wenn ihr angreift, hier auf dich warten, in diesem Raum. Du wirst mich mit einem Schuss durch die Brust töten – und bereite dich vor! Du hast selbst erfahren, dass es nicht leicht ist, mich anzugreifen. Wenn wir einander das nächste Mal begegnen, musst du es können!«
    Jubad nickte fassungslos. »Ja.«
    »Zwei Dinge sind wichtig«, schärfte der Herrscher ihm ein. »Zum Ersten müsst ihr meinen Leichnam über alle Medienkanäle zeigen, um zu beweisen, dass ich tot bin. Stellt ihn in einer entwürdigenden Stellung zur Schau, etwa indem ihr ihn an den Füßen aufhängt. Ihr dürft keinerlei Rücksichten nehmen, das wäre verderblich. Denke daran, dass ihr vor allen anderen Dingen den Kaiserglauben erschüttern müsst. Ihr müsst zeigen, dass auch ich nur ein sterblicher Mensch war, trotz meiner langen Lebensspanne. Und ihr müsst beweisen, dass es sich tatsächlich um meinen Leichnam handelt- deswegen lasse den Kopf unversehrt. Glaube nicht, dass ihr eine leichte Aufgabe habt. Nichts ist schwerer auszurotten als eine Religion, und mag sie noch so falsch sein.«
    Jubad

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