Die Haarteppichknüpfer - Roman
wollte ich dir zeigen. Der Respekt vor dem Kaiser ist in euch allen tief verwurzelt, sogar in euch Rebellen. Er macht es dir unmöglich, mich anzugreifen.«
Er wandte sich ab und ging hinüber zu dem kleinen Schaltpult, neben dem zwei Sessel standen, die beide zur Wand zeigten. In einer gelassenen, beinahe anmutigen Geste streckte er die Hand aus und betätigte einen Schalter, und ein Teil der Wand glitt geräuschlos beiseite und gab den Blick frei auf die riesige dreidimensionale Projektion eines Sternenpanoramas. Jubad erkannte die Umrisse des Reiches. Jeder einzelne Stern schien abgebildet zu sein, und der Widerschein der Galaxien tauchte den Raum, in dem sie standen, in ein gespenstisches Licht.
»Hier sitze ich oft stundenlang und betrachte, worüber ich Macht habe«, sagte der Kaiser. »Alle diese Sterne mit ihren Planeten sind mein. Dieser ganze unfassbare Raum ist der Bereich, in dem mein Wille geschieht und mein Wort Gesetz ist. Aber Macht, wirkliche Macht ist niemals Macht über Dinge, nicht einmal über Sonnen und Planeten. Macht ist immer nur Macht über Menschen. Und meine Macht ist nicht nur die Macht der Waffen und der Gewalt; ich habe auch Macht über die Herzen und die Gedanken der Menschen. Billionen und aberbillionen von Menschen leben auf diesen Planeten, und sie gehören alle mir. Keiner von ihnen verbringt einen Tag ohne einen Gedanken an mich. Sie verehren mich, sie lieben mich; ich bin der Mittelpunkt ihrer aller Leben.« Er sah Jubad an. »Niemals zuvor war ein Reich größer als das meine. Niemals zuvor hat ein Mensch mehr Macht gehabt als ich.«
Jubad starrte den Kaiser an, diesen Mann, dessen Gesichtszüge weniger Veränderungen unterworfen waren als die Sternbilder am Firmament. Warum erzählte er ihm das? Was hatte er mit ihm vor?
»Du fragst dich, warum ich dir das erzähle und was ich mit dir vorhabe«, sprach der Kaiser weiter. Jubad erschrak fast, als er sich so rasch und leicht durchschaut sah. »Und außerdem fragst du dich, ob ich womöglich Gedanken lesen kann … Nein, ich kann es nicht. Es ist auch nicht nötig. Was du denkst und fühlst, ist dir ins Gesicht geschrieben.«
Jubad spürte beinahe körperlich, wie weit er diesem uralten Mann unterlegen war.
»Ich habe übrigens auch nicht vor, dich verhören zu lassen. Du kannst dich also entspannen. Ich erzähle dir das alles, weil ich will, dass du etwas verstehst …« Der Herrscher blickte ihn unergründlich an. »Ich weiß bereits alles, was ich wissen will. Auch über dich, Berenko Kebar Jubad.«
Jubad konnte nicht verhindern, dass er zusammenzuckte, als er den Kaiser seinen Namen aussprechen hörte.
»Du wurdest vor neunundzwanzig Jahren auf Lukdaria geboren, einer der geheimen Stützpunktwelten der Rebellenorganisation, als erster Sohn der Ikana Wero Kebar und des Uban Jegetar Berenko. Deine ersten Einsätze als Kundschafter unternahmst du mit zwölf Jahren, wurdest dann an schweren Waffen und Schiffsgeschützen ausgebildet, zum Beibootkommandanten und dann zum Schiffskommandanten ernannt und schließlich in den Beratungsstab des Rebellenrates berufen.« Ein beinahe spöttisches Lächeln huschte über das Gesicht des Kaisers, als er Jubad fassungslos sah. »Soll ich dir noch pikante Einzelheiten deiner kleinen Affäre mit dieser jungen Navigatorin erzählen? Du warst gerade sechzehn, und sie hieß Rheema …«
Jubad war entsetzt. »Woher … woher wisst Ihr das?«, stammelte er.
»Ich weiß alles über euch«, sagte der Kaiser. »Ich kenne Namen, Position und Ausrüstungsstand aller eurer Stützpunktplaneten – Lukdaria, Jehemba, Bakion und wie sie alle heißen. Ich weiß von eurer Schattenregierung auf Purat, euren Geheimbünden auf Naquio und Marnak, und ich kenne sogar euren Geheimstützpunkt Niobai. Ich kenne jeden Einzelnen von euch mit Namen, ich kenne eure Ziele, und ich kenne eure Pläne.«
Er hätte Jubad ebenso gut ein glühendes Schwert in den Leib rammen können. Der Schreck war fast tödlich. Jubad hatte sich gewappnet für eine Folter, die ihm diese Informationen zu entreißen versuchen würde, und er war bereit gewesen zu sterben, um auch nur einen einzigen dieser Namen geheim zu halten.
Die Beine unter ihm gaben nach. Ohne zu merken, was er tat, sank er in einen der Sessel. Nach allem, was er hinter sich hatte, war er dicht davor, die Besinnung zu verlieren.
»Ah«, sagte der Kaiser und neigte anerkennend den Kopf. »Ich sehe, du bist wahrhaftig ein Rebell …«
Es dauerte eine Weile, bis
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