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Die Haarteppichknüpfer - Roman

Die Haarteppichknüpfer - Roman

Titel: Die Haarteppichknüpfer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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nächsten dieser verdammten Haarteppichplaneten anzufliegen und den Leuten die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern.
    Er bemerkte, dass Stribat ihn von der Seite ansah, mit einem Lächeln, das sich ganz langsam auf seine Lippen schlich. Vielleicht tauchte dieser Nillian eines Tages doch noch auf, wer konnte das schon wissen? Aber im Moment zählte, dass Karswant endlich zur Zentralwelt aufbrach, um dem Rat zu berichten. Dass die Dinge in Bewegung kamen. Wenn sie ihm eines Tages den Kommandantenrang wieder abnahmen, dann würde das nichts daran ändern, dass er gehandelt hatte, wie er es für richtig gehalten hatte.
    Wasra lächelte, und es war das Lächeln eines freien Mannes.

Die ewige Rache
    Sieben Monde standen am Himmel. Die Nacht war klar und wolkenlos, und die Himmelskuppel wölbte sich wie schwarzblauer Kristall über einer unwirklichen Landschaft.
    Sich vorzustellen, dass diese ganze Welt einmal ausschließlich dem Amüsement und der Zerstreuung eines einzigen Mannes gedient hatte! Abgesehen von den ausgedehnten unterirdischen Verliesen und Verteidigungsanlagen, natürlich. Lamita stand oft abends hier, auf dem kleinen Balkon vor ihrem Zimmer, und versuchte zu verstehen.
    Jenseits der Palastmauern erstreckte sich das Meer, ruhig und silbern im Licht der Monde. Am Horizont, so weit entfernt, dass man bei Nacht die Trennungslinie zwischen Wasser und Land nicht mehr ausmachen konnte, wölbten sich sanfte, bewaldete Hügel. Der ganze Planet war ein einziger, kunstvoll angelegter Park. Sie wusste, dass es außer dem großen Palast noch zahllose kleinere Schlösser und andere Landsitze gab, auf denen sich der Kaiser seinen Vergnügungen hingegeben hatte.
    Nun, das war schon lange Vergangenheit. Heute tagte der Rat der Rebellen im großen Thronsaal, und die zahllosen Helfer der Provisorischen Regierung bevölkerten den riesigen Sternenpalast. Es war durchaus nicht unumstritten, dass sich die Regierung auf der ehemaligen Zentralwelt befand. In dieser paradiesischen Umgebung, hieß es, seien ihre Mitglieder den wirklichen Problemen der Menschen auf den anderen Welten zu weit entrückt, um sinnvolle Entscheidungen treffen zu können. Es waren praktische Gründe, warum der Provisorische Rat seinen Sitz vorläufig dennoch hier behielt: Hier liefen alle Kommunikationseinrichtungen in einzigartiger Weise zusammen.
    Ein harmonischer Glockenton erklang. Das war das Ferngespräch, auf das sie wartete. Lamita verließ eilig den Balkon und ging zu dem Vielzweckgerät neben ihrem Bett. Auf dem Sichtschirm leuchtete das Symbol des intergalaktischen Netzes.
    »Es besteht Sprechverbindung mit Itkatan«, informierte sie eine wohlklingende, aber eindeutig künstliche Stimme. »Teilnehmerin ist Pheera Dor Terget.«
    Sie betätigte die entsprechende Taste. »Hallo, Mutter. Hier ist deine Tochter Lamita.«
    Der Bildschirm blieb dunkel. Wieder einmal keine Sichtverbindung. In letzter Zeit schienen Sichtverbindungen nur noch bei Gesprächen in andere Galaxien zustande zu kommen.
    »Lamita, Schatz!« Die Stimme ihrer Mutter hatte bei manchen Worten einen unangenehmen metallischen Beiklang. »Wie geht es dir?«
    »Naja, wie soll es einem hier schon gehen? Gut natürlich.«
    »Ach, ihr auf eurer Insel der Glückseligkeit. Wir sind hier schon froh, dass die Wasserversorgung wieder funktioniert und dass die Kämpfe im Nordsektor abgeklungen sind. Vielleicht haben die sich dort endlich gegenseitig den Garaus gemacht; darüber wäre niemand besonders traurig.«
    »Etwas Neues von Vater?«
    »Es geht ihm gut. Wir haben wieder Medikamente bekommen, und sein Zustand hat sich stabilisiert. Wenn er fünf Jahre jünger wäre, könnte man operieren, meinte der Arzt neulich. Aber nun muss es eben so gehen …« Sie seufzte. Ein Seufzer über dreißigtausend Lichtjahre Entfernung. »Erzähl von dir, Kind. Was gibt es Neues?«
    Lamita zuckte die Schultern. »Morgen bin ich eingeladen, an einer Großen Sitzung des Rates teilzunehmen. Als Beobachterin. Der Kommandant der Gheera-Expedition ist zurückgekommen und wird Bericht erstatten.«
    »Gheera? Ist das nicht diese Reichsprovinz, von der man nicht einmal wusste, dass es sie gibt?«
    »Ja. Sie war achtzigtausend Jahre lang verschollen, und die Menschen dort haben anscheinend die ganze Zeit nichts anderes gemacht, als Teppiche aus Frauenhaar herzustellen«, sagte Lamita und fügte sarkastisch hinzu: »Und was immer die Expedition an weiteren Merkwürdigkeiten herausgefunden hat, von mir wird man erwarten,

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