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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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und sagen, dies ist dein Zuhause. Eine nette kleine Wohnung in einer netten kleinen Straße. Ein Zuhause. Eines Tages, hatte er gedacht, würde er sie finden. Ihre Vermißten-Poster waren längst durch andere ersetzt, mit anderen Gesichtern und anderen Namen, und nur einmal hatte Jim zwei Verrückte davorstehen sehen, die irgend etwas vor sich hinbrabbelten.
    Er war in das Pub auf der Holloway Road gegangen, aber die braunhaarige Kellnerin war nicht dagewesen, und dann hatte er ein Mädchen aufgelesen, aber bevor sie in die Lady Margaret Road eingebogen waren, hatte er ihr einen Geldschein in die Hand gedrückt und sie weggeschickt. Er dachte, daß er verrückt werden würde, wenn er nicht bald mit einer Frau schlief, aber gleichzeitig ekelte ihn der Gedanke daran. Dave war zwei Nächte bei ihm geblieben, nach einer Prügelei mit seinem Vater, das war die einzige Abwechslung gewesen, obwohl Dave ihm die Ohren vollgejammert hatte, daß seine Schwester eine ganze Nacht im Garten verbracht habe, daß ihr Vater ihn rausschmeißen wolle, endgültig, weil Dave gedroht habe, in der Schule zu sagen, daß seine Schwester nicht in die Schule gehe, und wer den Ärger bekommen würde, –wie ich ihn hasse, hatte Dave gesagt und angefangen zu weinen, nicht wie ein Kind, sondern wie ein Erwachsener. Ein stilles, erwachsenes Weinen. Dave bettelte ihn an, er solle ihn mitnehmen, aber Jim hatte keine Lust, sich Ärger einzuhandeln. Er wollte ihn nicht zu Albert schicken. Er hatte Dave das Sofa überlassen, obwohl er selbst lieber auf dem Sofa als im Schlafzimmer, in dem Doppelbett, schlief. Einmal brachte Dave die Kleine mit zu Pang’s Garden , sie aß langsam ihre Pommes und starrte ihn andächtig an, weil er ihr Pommes kaufte, weil er ihr eine Cola kaufte. Weggehen, dachte er, als er sie sah, ein häßliches, kleines Ding mit hartnäckigen Augen. Sie beobachtete aufmerksam, wie aus der Luke über der Küche ein herausgeputztes Mädchen herunterkam, vergnügt und mit einer Schleife im Haar, die enge Treppe, eher eine Leiter, herunterbalancierte. Hishams Jungen fielen ihm ein, und er spuckte aus. Liefen aufgeputzt und vergnügt herum, während die beiden Kinder hier, richtige Engländer, abgerissen und verängstigt aussahen und ihn anstaunten wie den lieben Gott, weil er ihnen Pommes und eine Cola spendierte. Die Kleine nervte ihn, weil sie sich an seinem Gesicht förmlich festsaugte mit ihren Augen, und dann streckte sie ihm die Hand hin und sagte, –Danke, Sir. Hartnäckig sah sie aus, zutraulich, schuldbewußt. Dave wollte Sachen für ihn erledigen, sagte er, aber Jim weigerte sich. Sie gingen zu dritt zurück, als wären sie eine Familie, dachte Jim, das war es, was man denken mußte, wenn man sie sah, zu dritt nebeneinander. Er stellte sich vor, daß er mit Mae und mit zwei Kindern wohnte, daß sie aufs Land zogen, weil das hier kein Leben war. Und Damian kam zurück und jagte ihn aus der Wohnung.
    Als es eines Mittags klingelte, griff Jim ein Messer und riß die Tür auf. Aber es war nicht Damian, es war Hisham, und Jim, erleichtert, aufgebracht, verlor die Fassung. –Woher hast du beschissener Bastard meine Adresse? Er tobte, Hisham ging an ihm vorbei ins Zimmer, ohne etwas zu sagen, und Jim griff einen Teller, warf nach ihm, schleuderte einen Stuhl mit solcher Kraft, daß Hisham Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben, und der Stuhl zerbrach. Es war Jim recht, er würde Damian eine Wüste hinterlassen, in seinem Kopf war etwas Klares, Helles, und Hisham bückte sich, um die Scherben aufzulesen, mit seinem ruhigen, irgendwie bekümmerten Gesicht, wie eine Krankenschwester, wenn der Patient sich die Schläuche aus den Armen zerrt, und Jim lachte, lachte. Hisham würde auch noch helfen aufzuräumen, wenn Jim es nur zuließ, es stachelte ihn an, er trat gegen den Fernseher, den Hisham im letzten Moment festhielt, rannte in die Küche, riß die Schränke auf, alles, woran er sich gewöhnt hatte, so eine hübsche Küchenzeile, mit Bedacht von Damians Mutter ausgesucht, die jetzt irgendwo auf den Kanal-Inseln oder in der Schweiz ihren fetten Arsch auf den Polstern rekelte, immer eine Sonnenbrille im Gesicht, weil sie sich für ihren Sohn schämte, immer bereit zu bezahlen, damit man sie nur in Ruhe ließ, und Damian würde sie anrufen, etwas von Einbrechern faseln, die Polizei anrufen, und dann würde Mum die Renovierung bezahlen, ein neues Leben vielleicht, nicht wahr? Es gab immer ein neues Leben, man mußte nur von neuem

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