Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)
doch mal von der positiven Seite. Deine zwei kleinen Autonarren haben richtig viel Spaß. Und nach den Ferien können sie im Kindergarten mächtig angeben mit einem tollen Abenteuer. Weihnachtsgeschenke kriegen alle, aber eine abenteuerliche Autopanne mit ADAC -Mann erlebt nicht jeder. Für mich ist es jedenfalls die erste meines Lebens.»
«Worauf du aber auch verzichten könntest … Und es sind
drei
Autonarren», sagt sie, dreht sich zu mir und grinst versöhnt.
In den nächsten Minuten beobachten wir schweigend unsere Atemwölkchen und lauschen seltsamen Klopfgeräuschen, die zu uns ins Wageninnere dringen.
Endlich klappt der «Gelbe Engel» die Motorhaube zu, und kurz darauf steigen Bernd und die Kinder wieder ein.
Jan strahlt übers kältegerötete Gesicht. «Wow, das is voll cool!»
«Voll cool», wiederholt Eric mit ebenso leuchtenden Augen.
«Und, woran lag es?», fragt Katja, als der Wagen dann tatsächlich anspringt.
«Dampfblasenbildung im Kraftstoffsystem», antwortet Bernd lässig, als wäre er nur mal eben kurz tanken gewesen.
«Aha!», schnauft Katja. «Dampfblasen erklären natürlich alles.»
Ohne darauf zu antworten, wendet Bernd den Wagen und fährt in die entgegengesetzte Richtung. Offensichtlich hat er den Mechaniker nach dem Weg gefragt.
Katja lässt das Wendemanöver unkommentiert, worüber ich sehr froh bin, denn auch nur die kleinste Anmerkung hätte garantiert eine unangenehme Diskussion zur Folge gehabt. Noch mehr freue ich mich über die voll aufgedrehte Heizung, die meine Eisfüße auftaut und die beschlagenen Scheiben trocknet.
Kaum herrscht wieder klare Sicht, verkündet ein Schild besagten Campingplatz, wir biegen kurz davor in die Seestraße ein und steuern dann auf ein kleines Holzhaus mit Spitzdach zu. Endlich. Inzwischen ist es nämlich dunkel, und wer weiß, ob wir Katjas Traumtanne überhaupt sehen können.
Als wir aussteigen, wird die Haustür geöffnet und Friedrich tritt heraus. Gefolgt von Churchill, der mit gespitzten Ohren und freundlich wedelnd neben seinem Herrchen steht.
Kaum haben die Kinder das Tier wahrgenommen, stürmen sie mit Freudengeschrei auf ihn zu: «Uiii, ein Hund, ein Hund!»
Churchill freut sich offensichtlich ebenso, kleine Menschen zu sehen, und saust ihnen mit einem fröhlichen «Wuff» entgegen.
«Wie schön, dass ihr endlich da seid.» Friedrich begrüßt uns herzlich und schnauft erleichtert. «Langsam habe ich mir nämlich Sorgen gemacht, bei diesem Wetter passieren die schlimmsten Unfälle.»
«Alles halb so wild, Herr Hirsch», beschwichtigt Bernd, als sie sich die Hände schütteln. «Wir hatten nur eine lächerliche Autopanne.» Den genauen Hergang erwähnt er nicht. «Dank ADAC aber kein Thema.»
«Hauptsache, ihr sind heil gelandet», wiederholt Friedrich. «Bitte, kommt rein.»
Katja zögert. «Hmm … Eigentlich sollten wir gleich los, es ist bereits dunkel … Wer weiß, ob wir nicht sowieso schon viel zu spät sind …»
«Einen Moment haben wir doch noch Zeit», wende ich ein, denn ich bin natürlich sehr neugierig auf Friedrichs Haus.
Wir klopfen uns kräftig den Schnee von den Schuhen, und treten in einen länglichen Vorraum. Links eine Tür, die vermutlich zu einem Bad oder einer Toilette führt. An der Wand gegenüber hängt ein nierenförmiger Spiegel, und daneben wurden altmodische verschnörkelte Garderobenhaken angebracht. Die Jungs wollen ihre Jacken ausziehen, was Katja verhindert. Inzwischen wirkt sie hochgradig nervös, als müsse sie zu einem Rennen, an dessen Ziel sie der schönste Baum der Welt erwartet.
«Bitte, hier herein.» Friedrich öffnet die Tür zu einem rechteckigen Raum mit Holzdielen, der schätzungsweise 40 Quadratmeter misst.
Mein Blick fällt zuerst auf den runden rustikal gemauerten Kamin. Hinter einer Glastür lodert ein Feuer über dicken Holzscheiten, eine umlaufende Sitzbank lädt zum Verweilen ein. Daneben ein leicht durchgesessenes grün gemustertes Sofa und zwei Sessel in Beige, auf denen man nach einem langen Spaziergang gut ausruhen kann. Dazu ein dunkler Couchtisch, auf dem ich vor meinem geistigen Auge Tee und Gebäck sehe. An der Stirnseite des Raumes befindet sich ein großes Fenster mit Ausgang zur Terrasse. Draußen brennt eine Lampe, die schneebedeckte Bäume beleuchtet. Links, gleich neben der Eingangstür, hinter einer Art Theke gibt es eine Küchenzeile mit Herd und Spüle, darüber ein offenes Hängeregal. Gegenüber der Küche befindet sich eine naturbelassene
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