Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)
zurückgeblieben war und an einer Mauer, des zu so später Stunde geschlossenen Biergartens, lehnte. Also, kehrte ich um und trat ohne Zögern auf ihn zu. Er stand da, breitbeinig an die Mauer gelehnt, fummelte in seinem offenen Hosenladen herum und sah mich herausfordernd an. Je näher ich kam, umso sicherer war ich, dass es sich um den Typen vom Vorjahr handelte, das Phantom.
»Hallo«, murmelte ich dicht neben ihm und nahm nach einem tiefen Blick in seine Augen seine Hand vom Hosenladen weg, um meine eigene auf Entdeckungsreise gehen zu lassen. Er hatte bereits einen Ständer und seine Unterhose war an einigen Stellen feucht. Da hatte schon die Vorfreude ihre Spuren hinterlassen. Wieder legte er den Kopf zurück und stöhnte leise. Ich war noch selten jemandem begegnet, der so mitging, auch wenn es vielleicht gespielt war. Immerhin besser, als wenn einer gar keine Reaktion zeigte und stumm blieb. Da wusste man nicht, ob man seine Sache gut machte. Wenn einer, wie er, deutlich seine Emotionen zum Ausdruck brachte, beflügelte das den Aktiven und zeigte ihm, dass er auf dem richtigen Weg war. Als ich vor ihm in die Knie ging und ihn anknabberte, legte er die Hand auf meinen Kopf und strich mir zärtlich durchs Haar. Weitere Aktivitäten von seiner Seite kamen auch diesmal nicht. Entweder war er ein Macho, der sich nur bedienen ließ, oder er hatte kein Interesse an anderen Kerlen oder Angst davor, sich etwas einzufangen. Die verdammte Seuche grassierte ja immer noch, und wenn sie auch nicht mehr die Schlagzeilen der Boulevard-Presse beherrschte, konnte man bei Fremden nie vorsichtig genug sein.
Als ich merkte, dass er soweit war, stand ich auf und stellte mich neben ihn. Seine Jeans und seine Unterhose hingen mittlerweile an den Knien. Mit der linken Hand bearbeitete ich unablässig seinen Prügel, während ich mit der rechten seine haarige Kehrseite entlang strich, wo ein undurchdringliches Gestrüpp mich weiter antörnte. Dann beobachteten wir gemeinsam, wie er im weiten Bogen abspritzte.
»Kann es sein, dass wir uns schon mal hier im Park begegnet sind?«, fragte ich, während er sich wieder mit einem Taschentuch aus meinem Fundus säuberte.
Er nickte lächelnd. »Ja, ungefähr vor einem Jahr.«
Diesmal wollte ich ihn nicht entwischen lassen, ohne wenigstens seinen Namen zu erfahren. Während wir gemeinsam zum Café am See zurückkehrten, registrierte ich, dass er tatsächlich einen halben Kopf größer war als ich. Ansonsten blieb er auch diesmal sehr einsilbig. Mehr als dass er Matthias hieß und nur ab und zu in den Park kam, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Beim Café am See trennten sich unsere Wege. Ich traute mich nicht, ihn nach seiner Telefonnummer zu fragen, wollte mich nicht aufdrängen, und er machte von sich aus keine Anstalten, etwas über mich herauszufinden. Ein wenig traurig sah ich ihm nach, bis er hinter einer Hecke bei den Parkplätzen aus meinem Blickfeld verschwand. Trotz des herrlichen Abenteuers blieb also ein Wermutstropfen. Ich hätte so gerne gewusst, welchen Beruf er ausübte, was für einen Wagen er fuhr, wie er wohnte und wie er lebte und welche Freunde er hatte. Auf dem Weg zu meinem Wagen überlegte ich, ob wir uns je wieder sehen würden. Vielleicht in einem Jahr oder in zwei Jahren, vielleicht nie mehr. Die Geschichte mit der Ewigkeit fiel mir ein, wo ein Vöglein alle tausend Jahre seinen Schnabel an einem Berg wetzte. Soviel Zeit hatten wir nicht.
Die Verwandlung
Wie ödet einen manchmal der tägliche Trott an, speziell im November, wenn alles im tristen Grau versinkt und der Winter vor der Tür steht. In der Früh, wenn man aus dem Haus geht, ist es dunkel, und bei der Rückkehr am Abend herrscht schon wieder Finsternis. Dazu jeden Morgen dieselben Handgriffe, den Wecker zum Schweigen bringen, der einen aus den schönsten Träumen gerissen hat, rasieren, duschen, die Kaffeemaschine und den Toaster anwerfen, und dann ab zur Maloche. Einziger Lichtblick ist die Bahnfahrt in die Stadt. Da kann man so herrlich Leute beobachten.
Ich wohne etwas außerhalb im Grünen, wo es ruhiger und die Luft gesünder ist, als in der City und fahre jeden Tag eine halbe Stunde mit der Bahn. Bin ja nicht blöd und stehe ewig im Stau, das tut mir nicht gut und dem Wagen auch nicht. Wenn ich Glück habe, sitzt mir im Zug ein Schnuckel gegenüber. Daran lässt sich schon ermessen, ob es ein guter Tag wird oder ob ich besser im Bett geblieben wäre.
Seit einiger Zeit habe ich einen
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