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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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bewährte sanfte Tour. »Findest du nicht, dass du ein bisschen übertreibst? Was es auch immer war, es hatte nichts zu bedeuten. Du kennst mich doch. Es war völlig belanglos. Lass mich rein, damit wir vernünftig darüber reden können.«
    Lexie schüttelt den Kopf. »Nein. Verschwinde. Ich habe es kommen sehen. Ich hab dich gewarnt, Felix, ich habe dich gewarnt. Und es war mir bitterernst damit.«
    »Du willst mich gewarnt haben?«, fragt er. »Wovor denn, bitteschön?«
    »Vor ihr. Vor Margot Kent.«
    »Wann?«
    »Nach dem Mittagessen im Claridge’s.«
    »Welches Mittagessen im Claridge’s?«
    »Sie hat uns auf der Straße angesprochen. Ich habe dir gesagt, du sollst die Finger von ihr lassen, und du hast es mir versprochen.«
    »Hab ich nicht.«
    »Hast du doch.«
    »Lexie, ich kann mich beim besten Willen nicht an das Gespräch erinnern. Aber ich sehe, wie aufgebracht du bist. Lass mich doch rein, dann können wir …«
    »Nein. Es ist aus. Tut mir leid. Es müsste alles da sein.« Sie deutet auf die Sachen im Garten. »Auf Wiedersehen,
Felix. Irgendwie wirst du dein Zeug schon nach Hause kriegen.« Sie knallt das Fenster zu.
    Es ist eine ihrer dramatischeren Trennungsszenen. Und wie sich herausstellen wird, auch die letzte.

    Es war ungefähr eine Woche später. Für Lexie ging an diesem Tag alles einfach schief. Erst war sie zu spät zu einem Gespräch beim Arts Council erschienen, weil sie eine halbe Stunde mit der U-Bahn im Tunnel festgesessen hatte. Dann sagte der Regisseur von Zufälliger Tod eines Anarchisten seinen Interviewtermin ab, weil er an einer Gürtelrose erkrankt war, so dass sie den geplanten Artikel um eine Woche verschieben und sich auf die Schnelle ein neues Thema einfallen lassen musste. Zwischendurch rief Felix dreimal an, spielte den Reuigen und verlegte sich aufs Betteln. Lexie knallte dreimal den Hörer auf die Gabel. Und nachdem Theo beim Aufstehen so ausgesehen hatte, als ob er eine Erkältung ausbrütete, machte sie sich schon den ganzen Vormittag Sorgen um ihn und hoffte, dass es nichts Schlimmeres war. Sie hatte sich noch immer nicht an die leisen Ängste gewöhnt, die einen als Mutter ständig begleiteten. Und daran, dass ihr Kind von zu Hause aus eine solche Anziehungskraft auf sie ausübte, während sie bei der Arbeit war. Es war ihr magnetischer Nordpol, nach dem sich ihre innere Kompassnadel stets ausrichtete.
    »Herzlichen Dank«, sagte Lexie in den Hörer, während sie schon halb aufgestanden war und mit der freien Hand unter dem Schreibtisch nach ihrer Tasche tastete. »Bitte richten Sie ihr doch aus, wie sehr ich mich f reue, dass sie so kurzfristig … Ja, unbedingt … Ich bin in spätestens einer halben Stunde da.«

    Sie warf sich den Mantel über, hievte die Tasche auf den Tisch, warf Block und Stift hinein. »Ich bin auf einen Sprung in Westminster, falls jemand nach mir fragt«, sagte sie zu ihren Kollegen. »Es dauert nicht lange.«
    Sie lief aus dem Büro, band sich im Korridor den Gürtel um und ging in Gedanken schon einmal die Interviewfragen durch, die sie stellen wollte, als sie plötzlich jemand am Ellenbogen berührte. Sie zuckte zusammen und fuhr herum. Neben ihr stand ein Mann in einer Cordjacke und einem am Hals offenen weißen Hemd, die ihr irgendwie bekannt vorkamen. Aber es dauerte einen Augenblick, bis sie sie einordnen konnte.
    Robert Lowe. Sie traute ihren Augen kaum. In dem schmuddeligen Korridor des Courier stach er derart hervor, das sie laut lachen musste. »Robert«, sagte sie. »Sind Sie es wirklich?«
    Er zuckte mit den Schultern. »In Person.«
    »Was führt Sie denn hierher?«
    »Eigentlich …« Er fing noch einmal von vorn an. »Ich habe einen Freund besucht, der beim Telegraph arbeitet, und da dachte ich mir, wo ich schon einmal in der Fleet Street bin, könnte ich auch kurz bei Ihnen vorbeischauen. Aber …« Er zeigte auf ihren Mantel und die Tasche. »… anscheinend habe ich einen ungünstigen Zeitpunkt erwischt.«
    »Oh«, sagte sie. »Ja, stimmt. Bei mir geht es heute ziemlich drunter und drüber. Ich wollte gerade nach Westminster.«
    »Verstehe.« Er nickte und steckte die Hände in die Taschen. »Na, dann …«
    »Sie können mich ein Stück begleiten, wenn Sie Lust haben.«
    »Begleiten?«

    »Ich muss mir erst ein Taxi suchen.«
    »Ach so.«
    »Aber nur, wenn Sie Zeit haben.«
    »Hab ich«, sagte er. »Ich begleite sie.«
    Lexie ging vor ihm die Treppe hinunter. »Wie geht es Ihnen denn so?«
    »Gut. Und Ihnen?«
    »Auch

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