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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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darauf zu achten, dass seine Hand zittert. Er muss - was? Er muss klar denken. Muss sich in den Griff kriegen. Sich am Riemen reißen, das muss er.
    Das sagt er sich immer wieder vor, während er in die Straße einbiegt, wo er arbeitet, während er durch die Glastür geht, während er auf den Lift wartet. Aber als er den Fahrstuhl betritt, fällt ihm wieder etwas ein: wie er auf einem Teppich sitzt und sich mit Schokoladenplätzchen vollstopft. Wie sich die Plätzchen auf seiner Zunge anfühlen, oben gewölbt, unten gitterartig, wie sie in seinem Mund zerschmelzen. Er sieht seinen Vater, der neben einem offenen Kamin steht, die Hand auf dem Ärmel einer Frau, die sich abwendet.

    Felix hat sie am Kamin abgefangen und in die Ecke gedrängt, als sie mit dem Kuchen herumgegangen ist. Sie hatte ihn gleich bemerkt, als er ins Zimmer gekommen war - jemand anderer musste ihn ins Haus gelassen haben, sie war es nicht gewesen. Seitdem war sie ihm ausgewichen - während die Geschenke ausgepackt und die Spiele gespielt wurden, während Theo und die anderen Kinder das Paket mit den eingewickelten Süßigkeiten atemlos im Kreis herum weitergaben, während sie den Erwachsenen Tee, Wein und Oliven servierte und den Kindern Chips und Orangensaft. Während Felix Theo eine Holzeisenbahn schenkte. Während sie happy birthday, lieber Theo sangen, und sie Theo den sternförmigen Kuchen präsentierte, der erst nach Mitternacht fertig geworden war und den sie mit Schokoladenplätzchen verziert hatte. Im ersten Moment saß Theo wie erstarrt davor und verschlang den Kuchen nur stumm mit seinen Blicken: die Zacken des Sterns, die drei brennenden Kerzen, an denen rote Wachstränen hinunterliefen, die Schokoladenplätzchen, die durch die Wärme schon weich wurden. Erst als sie ihm: »Puste die Kerzen aus, Schätzchen« zuflüsterte, kam er wieder zu sich und beugte sich darüber. »Wünsch dir was«, fügte sie schnell noch hinzu, vielleicht eine Sekunde zu spät.
    Und jetzt stand Felix da, zwischen ihr und dem Zimmer. »Na? Wie geht es dir, Alexandra?«, fragt er jovial.
    Sie prallt zurück. »Nenn mich nicht so.«
    »Entschuldige.« Er sieht tatsächlich so aus, als ob es ihm leidtäte. Schweigend starren sie in ihre Gläser. Sie haben sich schon länger nicht mehr gesehen. Wenn Felix Theo besuchen kommt, deichselt sie es immer so, dass Mrs. Gallo im Haus ist, während sie oben arbeitet. »Du siehst gut aus«, sagt er.

    »Danke.« Sie drückt sich um ihn herum und lässt den Blick aufmerksam durchs Zimmer schweifen, als ob sie sich auf ihre Gastgeberinnenpflichten konzentrieren müsste. Laurence, der an der Tür steht, sieht sie mit hochgezogenen Brauen an, und sie lächelt gequält zurück.
    »Schickes Kleid.« Er lehnt sich mit dem Ellenbogen auf den Kaminsims. »Wo findest du bloß immer solche Sachen?«
    Lexie blickt an sich hinunter. Sie trägt ihr momentanes Lieblingskleid - lang und scharlachrot, weit und fließend, vom tiefen Dekolleté bis zu den Knöcheln. »Das ist ein Modell von Ossie«, sagt sie.
    »Von wem?«
    »Ossie. Ossie Clark.«
    »Von der habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Ossie ist ein Er. Und dass du ihn nicht kennst, wundert mich überhaupt nicht.«
    »Nein?« Er trinkt einen Schluck Wein, und obwohl sie eigentlich nicht hinsehen will, entgeht ihr nicht, wie sich seine Lippen um den Rand des Glases schließen, wie sich seine Kehle beim Schlucken zusammenzieht. »Und wieso nicht?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Margots Stil wäre. Erzähl doch mal, wie bekommt dir das Eheleben?«
    »Es ist die Hölle auf Erden«, sagt er fröhlich und trinkt aus. »Meine Frau wohnt in einem grauenvollen Mausoleum von einem Haus, das ihre Mutter uns geschenkt hat. Die übrigens im Souterrain residiert. Das ist zumindest die offizielle Sprachregelung. Für meinen Geschmack hält sie sich allerdings viel zu oft über der Erde auf. Deshalb nehme ich jeden Auslandseinsatz mit, der mir angeboten wird, und lasse mich so selten wie möglich am Myddleton Square blicken.
Damit wäre mein Eheleben dann auch schon erschöpfend beschrieben.«
    Lexie zieht eine Augenbraue hoch. »Verstehe. Nun, du kannst nicht behaupten, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
    »Danke.« Er beugt sich noch näher zu ihr. »Dein Mitgefühl überwältigt mich.«
    »Und wie viele Kinderlein tummeln sich mittlerweile in dem Myddleton-Mausoleum?«
    Jäh richtet er sich auf. »Ach«, antwortet er mit gepresster Stimme. »Wenn du so f ragst, keines.«
    Lexie

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