Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
konnte Dicki damit aber natürlich keine Sekunde lang täuschen.
    „Würdest du ja nie tun, Großvater.“
    „Hören Sie das, Mister Clifton? Sogar hellsehen kann er. Also raus mit der Sprache, Dicki, was gibt’s noch?“
    „Ach, eigentlich nichts Besonderes.“ Dicki spielte jetzt die natürlich außerordentliche Wichtigkeit seiner weiteren Ermittlungen absichtlich herunter, wodurch er ihre Bedeutung nur noch um so mehr herausstrich. „Auf dem Rückweg von Badcall bin ich über Lanshee gefahren, um Mister Spiriodakis einen kurzen Besuch abzustatten. Na ja, und dabei habe ich mir noch einmal genau die Geschichte von den Lichtzeichen erzählen lassen. Mister Spiriodakis hatte sie schon wieder vergessen...“
    „Wenn du es dabei nur hättest bewenden lassen.“ William Miller seufzte.
    Perry Clifton gab ihm recht. „Stimmt, Dicki. Je weniger Leute über eine Sache Bescheid wissen, desto größer ist die Hoffnung, daß mit dem Wissen kein Schaden angerichtet wird. Als Detektiv müßtest du das eigentlich wissen, Dicki.“
    Der so Getadelte machte jetzt ein zerknirschtes Gesicht. „Aber ich wollte doch nur dahinterkommen, was Großvater so beschäftigt.“ Das kam ziemlich kleinlaut. „Aber Mister Spiriodakis will dich heute noch besuchen, Großvater. Da können wir ihm ja sagen, daß er die Geschichte nur seinen Zinnfiguren erzählen darf.“ Das klang schon wieder hoffnungsvoll.
    Perry Clifton war anderer Meinung: „Damit würden wir ihn erst recht neugierig machen, nicht wahr, Mister Miller? Sie kennen Ihren Freund besser als ich.“
    Großvater nickte: „Warten wir zunächst einmal ab, ob er von selbst damit anfängt. Wenn ja, kann ich ihm immer noch beibringen, daß er die Angelegenheit bis auf weiteres vergessen soll. Wann wollte er kommen, Dicki?“
    „Im Laufe des Nachmittags, hat er gesagt.“ Eifrig wandte sich Dicki an Perry Clifton: „Soll ich Sie inzwischen zu Großvaters Boot führen, Mister Clifton?“ Doch bevor er darauf antworten konnte, bremste Mister Miller Dickis Tatendrang: „Jetzt läßt du Mister Clifton erst mal in aller Ruhe seinen Tee trinken. Und anschließend zeigen wir ihm sein Zimmer und schaffen die Koffer hoch. Kapiert, Detektiv? Einen nackten Mann schickt man schließlich nicht auf die Straße.“
    „Einen nackten Mann? Mister Clifton ist doch nicht nackt.“ Dicki verstand nur Bahnhof.
    „Ist ein altes griechisches Sprichwort. Bedeutet soviel wie: ,Ein Mann ist erst dann komplett angekleidet, wenn er weiß, wo sein Anzug zum Wechseln hängt.’ Wollen Sie noch eine Tasse Tee, Mister Clifton?“
    In diesem Augenblick rief von draußen eine Stimme: „Post für Dicki Miller, Post für Dicki Miller...!“
    Dicki sprang wie elektrisiert hoch und war im nächsten Augenblick wie der Blitz durch die Tür nach draußen gesaust.
    Dort stand Mister Prentiss, der Briefträger, und wedelte mit zwei Briefumschlägen. „Post für Dicki Miller!“
    „Bin schon da“, japste Dicki. „Wer schreibt mir denn?“
    „Nun mal langsam, junger Mann“, sagte Mister Prentiss gemütlich. „Es hat keine Eile. Wenn mal was gedruckt oder geschrieben ist, läuft es nicht mehr davon.“ Der Spruch hätte direkt auch von Großvater Miller stammen können.
    Dicki Miller nahm hastig die Post entgegen, machte kehrt, rief noch „Vielen Dank, Mister Prentiss“. Dann war er schon wieder im Haus bei Großvater und Perry Clifton, die ihn erwartungsvoll ansahen.
    „Der kommt von Ronnie Hastings“, hatte Dicki mit einem Blick gesehen und klemmte den Brief unter den rechten Arm. „Und der“, er wedelte den anderen Brief hoch in der linken Hand, „der kommt per Expreß von“, wieder machte er eine spannende Pause, „von Mr. Clifton, Mr. Clifton.“
    Breitbeinig setzte er sich auf den Boden und öffnete Perrys Brief. Dabei flatterte völlig unverhofft ein kleiner Zettel auf den Fußboden.
    Er verspürte Enttäuschung, als es ihm plötzlich wieder einfiel: das Spiel. Auf dem Zettel stand nur eine Zahl: 728. Dicki schaute Perry an, und sehr, sehr stolz ließ er den Zettel in seiner Hosentasche verschwinden.
    Und voller Genugtuung setzte er sich auf die Fensterbank und meinte: „Sicher langweilt sich Ronnie in London 10 5 mal Wurzel 3.“
    Doch als Dicki begann, die Zeilen zu überfliegen, wurde sein Gesicht immer länger, so daß William Miller augenzwinkernd zu Perry Clifton meinte: „Es scheint mir ganz so, als hätte es unserem jungen Freund gewaltig die Petersilie verhagelt. Was ist es denn für

Weitere Kostenlose Bücher