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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Holdenfield mit seinem Kreuzverhörblick. »Stimmen Sie dem zu?«
    »Im Großen und Ganzen, ja.«
    »Und was ist mit dem Film?
    »Ah ja, der Film. Ich will mich so knapp fassen wie Detective Gurney.« Nach kurzer Überlegung sprach sie weiter. »In dem Film geht es um eine Familie. Mutter und Sohn werden vom verrückten Vater terrorisiert. Dem Vater, der zufällig Alkoholiker ist und früher schon durch Gewalttätigkeit aufgefallen ist.«
    Rodriguez schüttelte den Kopf. »Wollen Sie damit sagen, dass unser Mörder ein verrückter, gewalttätiger, alkoholkranker Vater ist?«
    »O nein, nein. Nicht der Vater. Der Sohn.«
    »Der Sohn?« Rodriguez’ Mimik erklomm neue Gipfel der Fassungslosigkeit.
    Die Psychologin griff wieder auf ihre Mister-Rogers-Stimme zurück. »Ich denke, der Mörder will uns etwas erklären. Er lässt uns wissen, dass er einen Vater wie den in Shining hatte.«
    »Erklären?«, schnaubte Rodriguez.
    »Jeder Mensch will sich nach eigenen Bedingungen präsentieren, Captain. Dieser Sachverhalt begegnet Ihnen in Ihrer Arbeit doch bestimmt sehr häufig. Mir begegnet er jedenfalls immer wieder. Wir haben alle Gründe für unser Verhalten, und wenn es noch so seltsam ist. Alle wollen ihr Tun rechtfertigen und suchen Anerkennung, auch Geistesgestörte - vielleicht sogar vor allem Geistesgestörte.«
    Die Bemerkung führte zu allgemeinem Schweigen, das schließlich von Blatt durchbrochen wurde.

    »Ich habe eine Frage. Sie sind doch Psychiaterin, oder?«
    »Beratende forensische Psychologin.« Mister Rogers hatte sich wieder in Sigourney Weaver verwandelt.
    »Okay, wie Sie meinen. Jedenfalls wissen Sie, wie der Verstand funktioniert. Also, meine Frage. Der Typ wusste, welche Zahl sich einer denken wird, bevor er sie sich gedacht hat. Wie hat er das gemacht?«
    »Er hat es gar nicht gemacht.«
    »Klar hat er.«
    »Es hat nur den Anschein. Ich nehme an, Sie sprechen von den Vorfällen, die in der Fallakte festgehalten sind, bei denen es um die Zahlen sechshundertachtundfünfzig und neunzehn geht. Aber er hat nicht getan, was Sie denken. Es ist einfach nicht möglich vorauszusagen, welche Zahl einem Menschen unter nicht gesteuerten Umständen einfallen wird. Deshalb kann er es auch nicht getan haben.«
    »Aber es ist eine Tatsache, dass er es gemacht hat.«
    »Zumindest für eins der beiden Rätsel gibt es eine Erklärung.« In aller Kürze skizzierte Gurney das Szenario, das ihm eingefallen war, nachdem ihn Madeleine vom Briefkasten aus mit dem Handy angerufen hatte: dass der Mörder den Brief mit der Zahl neunzehn auf einem tragbaren Drucker erstellt haben konnte, nachdem Mark Mellery sie am Telefon genannt hatte.
    Holdenfield wirkte beeindruckt.
    Blatt hingegen schien ernüchtert - für Gurney ein sicheres Zeichen, dass sich in diesem unterentwickelten Gehirn und dem überentwickelten Körper ein Romantiker verbarg, der das Unheimliche und Unmögliche liebte. Allerdings hielt die Ernüchterung nicht lange an. »Und was ist mit sechshundertachtundfünfzig?« Streitlustig zuckte sein Blick zwischen Gurney und Holdenfield hin und her.
»Da war kein Telefon im Spiel, bloß ein Brief. Woher hat er also gewusst, dass Mellery sich diese Zahl denkt?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Gurney. »Aber ich hätte zumindest eine kleine Geschichte zu bieten, die jemanden hier vielleicht auf die richtige Antwort bringt.«
    Rodriguez gab sich ungeduldig, doch Kline beugte sich vor und wies den Captain durch dieses offenkundige Interesse in die Schranken.
    »Neulich habe ich von meinem Vater geträumt.« Gurney zögerte unwillkürlich. Seine eigene Stimme hatte mit einem Mal einen anderen Klang für ihn. Er konnte darin den Widerhall der tiefen Trauer hören, die der Traum in ihm ausgelöst hatte. Er bemerkte Holdenfields neugierigen, aber nicht unfreundlichen Blick, und zwang sich fortzufahren. »Nach dem Aufwachen musste ich an einen Kartentrick denken, den mein Vater an Silvester immer unseren Gästen vorgeführt hat, wenn er nach ein paar Gläsern gut aufgelegt war. Er ist mit einem aufgefächerten Kartenspiel herumgegangen und hat drei oder vier Leute gebeten, eine Karte zu ziehen. Dann hat er die Sache allmählich auf einen dieser Gäste eingegrenzt und ihn aufgefordert, sich seine Karte genau einzuprägen und sie zurück in den Stapel zu schieben. Schließlich hat er ihm das Kartenspiel gegeben und ihn aufgefordert zu mischen. Danach kam seine Hokuspokusshow mit Gedankenlesen, was meistens noch mal zehn Minuten

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