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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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eingelöst. Ich vermute, irgendwann im Lauf der Zustellung an Gregory Dermotts Postfach hatte er Zugang zu ihnen, und mehr wollte er nicht.«
    »Mehr wollte er nicht - was meinen Sie damit?«
    »Was steht auf einem Scheck außer dem Betrag und der Kontonummer?«
    Kline überlegte kurz. »Name und Adresse des Kontoinhabers?«
    »Genau. Name und Adresse.«
    »Aber warum …?«
    »Er musste das Opfer dazu bringen, sich auszuweisen. Schließlich hatte er Tausende von Briefen verschickt. Doch jeder Kandidat war davon überzeugt, dass es in dem Schreiben nur um ihn geht, und dass es von jemandem stammt, der ihn sehr gut kennt. Und wenn er einfach einen Umschlag mit dem geforderten Betrag in bar gesandt hätte? Er hätte keinen Grund gehabt, Namen und Adresse zu nennen. Und der Mörder konnte ihn ja schlecht auffordern, beides anzugeben, denn damit hätte er seine Behauptung entkräftet, die persönlichen Geheimnisse des Empfängers zu kennen. Nur über die Schecks konnte er an die Namen und Adressen gelangen. Und wenn er sich im Postamt heimlich Zugang zu den Scheckinformationen verschafft hat, war es danach vielleicht das Einfachste für ihn, sie in den Originalumschlägen in Dermotts Postfach zu werfen.«
    »Aber dann müsste der Mörder die Umschläge doch mit Dampf geöffnet und anschließend wieder zugeklebt haben«, wandte Kline ein.
    Gurney zuckte die Achseln. »Eine Alternative wäre, dass
er sich erst Zugang verschafft hat, nachdem Dermott die Umschläge geöffnet hatte. Dann wäre zwar kein Dampf und Zukleben nötig, aber es stellen sich andere Fragen - Fragen, die sich um Dermotts Lebensumstände und Personen drehen, die möglicherweise Zugang zu seinem Haus haben. Da müssen wir erst noch nachforschen.«
    Mit lauter Stimme meldete sich Hardwick zurück. »Womit wir wieder bei meiner Frage von vorhin wären, die Mr. Sherlock Gurney als die vielleicht wichtigste bezeichnet hat. Nämlich, wer verdammt noch mal steht auf dieser Liste von elftausend Todeskandidaten?«
    Gurney hob die Hand wie ein Verkehrspolizist. »Bevor wir eine Antwort darauf suchen, möchte ich Sie daran erinnern, dass elftausend Briefe nur eine Schätzung sind. Von der Ausführbarkeit her ist es eine denkbare Zahl, und es ist auch eine, die das Szenario in statistischer Hinsicht stützt. Also eine Zahl, die passt. Aber wie Sergeant Wigg vorhin erläutert hat, kann sich die Zahl zwischen fünftausend und fünfzehntausend bewegen. Alles in diesem Bereich ist klein genug, um machbar zu sein, und groß genug, damit sich zumindest eine Handvoll Leute zufällig für sechshundertachtundfünfzig entscheidet.«
    »Außer natürlich, Sie sind komplett auf dem Holzweg«, merkte Rodriguez an, »und diese ganzen Spekulationen sind reine Zeitverschwendung.«
    Kline wandte sich an Holdenfield. »Was meinen Sie, Becca? Ist da was dran, oder haben wir uns verrannt?«
    »Ich finde die Theorie in Teilen absolut faszinierend, möchte mich aber erst festlegen, wenn ich die Antwort auf Sergeant Hardwicks Frage gehört habe.«
    Diesmal war Gurneys Lächeln echt. »Er stellt nur selten eine Frage, wenn er noch keine klare Vorstellung von der Antwort hat. Möchtest du uns einweihen, Jack?«

    Hardwick massierte sich ausführlich das Gesicht - auch so ein unverständlicher Tick, der Gurney während der gemeinsamen Arbeit an dem Fall Piggert zur Weißglut getrieben hatte. »Wenn man nach der wesentlichen Gemeinsamkeit in der Vergangenheit aller Opfer sucht - dem Sachverhalt, der auch in den Drohgedichten erwähnt wird -, könnte man schließen, dass ihre Namen zu einer Liste von Leuten mit ernsten Alkoholproblemen gehören.« Er hielt inne. »Die Frage ist nur: Was für eine Liste ist das?«
    »Eine Mitgliederliste der Anonymen Alkoholiker?«, schlug Blatt vor.
    Hardwick schüttelte den Kopf. »Gibt es nicht. Die nehmen das mit der Anonymität sehr ernst.«
    »Eine aus Behördendaten erstellte Liste?«, meinte Kline. »Alkoholbedingte Verhaftungen und Verurteilungen?«
    »So eine Liste ließe sich zusammenfügen, aber zwei der Opfer wären nicht dabei. Mellery wurde nie verhaftet. Der Päderast zwar schon, aber die Anklage lautete auf Missbrauch von Schutzbefohlenen. Die Daten enthalten nichts über Alkohol. Allerdings hat mir der Bostoner Kollege erklärt, dass der Pater sich, um dieser Anklage zu entgehen, zu einem geringfügigeren Vergehen bekannt hat. Hat die Schuld für sein Verhalten auf Alkoholismus geschoben und in eine lange Entziehungskur eingewilligt.«
    Kline

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