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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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der das Gegenteil zum Ausdruck brachte. Dann stieg er in sein Auto und fuhr nach einem raschen Wendemanöver in die Richtung davon, aus der er gekommen war.
    Nachdenklich blickte ihm Gurney nach. Egal, wie ausgeklügelt die psychologischen Tests inzwischen waren, egal, wie hoch die Voraussetzungen, egal, wie streng die Ausbildung an der Academy, es würde immer Polizisten geben, die besser keine geworden wären. Dieser Trooper hatte zwar keinen bestimmten Verstoß gegen die Vorschriften begangen, aber an ihm war etwas Hartes und Hasserfülltes; Gurney konnte es spüren und hatte es in den Falten seines Gesichts erkannt. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er mit seinem Spiegelbild zusammenstieß. Und dann würde etwas Furchtbares geschehen. Davor mussten viele Leute hinnehmen, dass sie aufgehalten und sinnlos eingeschüchtert wurden. Polizisten wie dieser waren dafür verantwortlich, dass die Leute keine Polizei mochten.
    Vielleicht hatte Mellery doch nicht so ganz Unrecht.
     
    In den nächsten sieben Tagen kehrte in den nördlichen Catskill Mountains der Winter ein. Gurney verbrachte
die meiste Zeit in seinem Arbeitszimmer, abwechselnd mit seinen Verbrecherfotos und einer mehrfachen gewissenhaften Überprüfung der Charybdis-Nachrichten beschäftigt. Gewandt pendelte er zwischen diesen Welten und entzog sich wiederholt der Erinnerung an Dannys Zeichnungen und dem inneren Chaos, das sie auslöste. Natürlich hätte er Madeleine ansprechen können, um herauszufinden, warum sie beschlossen hatte, das Thema gerade jetzt auf die Tagesordnung zu setzen - es buchstäblich aus dem Keller zu holen -, und warum sie mit dieser sonderbaren Geduld auf eine Äußerung von ihm wartete. Aber er konnte sich einfach nicht dazu aufraffen. Also schob er es immer wieder von sich und kam auf die Charybdis-Geschichte zurück. Darüber konnte er wenigstens nachdenken, ohne dass sein Herz raste und ohne dass er das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    Häufig sann er zum Beispiel über den Abend nach seinem letzten Besuch im Institut nach. Wie versprochen hatte ihn Mellery am Abend zu Hause angerufen und die Unterhaltung wiedergegeben, die er mit Gregory Dermott von GD-Sicherheitssysteme geführt hatte. Dermott hatte ihm freundlicherweise alle von Gurney notierten Fragen beantwortet, aber insgesamt war nicht viel an Informationen dabei herausgekommen. Der Mann hatte das Postfach vor ungefähr einem Jahr gemietet, nachdem er mit seiner Firma von Hartford nach Wycherly umgezogen war; vorher hatte es nie Probleme wie falsch adressierte Briefe oder Schecks gegeben; er war der Einzige, der Zugang zum Postfach hatte; die Namen Arybdis, Charybdis und Mellery sagten ihm nichts; vom Institut hatte er noch nie gehört. Auf die Frage, ob vielleicht jemand aus seinem Unternehmen das Postfach unerlaubterweise benutzt haben konnte, hatte Dermott erklärt, dass das unmöglich
war, weil es in dem Unternehmen niemand anders gab. GD-Sicherheitssysteme und Gregory Dermott waren miteinander identisch. Er war Sicherheitsberater für Firmen mit sensiblen Daten, die vor Hackern geschützt werden mussten. Keine seiner Angaben brachte einen Fortschritt in der Frage des fehlgeleiteten Schecks.
    Gleiches galt für Gurneys Internet-Recherchen. Die Quellen bestätigten die wesentlichen Punkte: Gregory Dermott hatte einen naturwissenschaftlichen Abschluss vom Massachusetts Institute of Technology, einen hervorragenden Ruf als Computerfachmann und einen erstklassigen Kundenkreis. Weder er noch seine Firma waren jemals mit einem Rechtsstreit, einem Gerichtsbeschluss, einer Vermögenspfändung oder schlechter Presse in Berührung gekommen. Kurz, er hatte eine blütenweiße Weste. Trotzdem hatte sich jemand aus noch unerfindlichen Gründen seine Postfachnummer angeeignet. Wieder und wieder stellte sich Gurney dieselbe rätselhafte Frage: Warum sollte der Scheck an jemanden geschickt werden, der ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit zurücksenden würde?
    Immer wieder zog es ihn magisch in diese Sackgasse, obwohl es deprimierend war - schließlich konnte er nicht ernsthaft damit rechnen, beim zehnten Besuch dort etwas zu entdecken, was ihm bei den neun Malen davor entgangen war. Doch alles war besser, als an Danny zu denken.
     
    Am Abend des ersten Freitags im November setzte der erste nennenswerte Schneefall ein. Nach ein paar verwehenden Flocken in der Dämmerung nahm er in den nächsten zwei Stunden immer mehr zu, schwächte sich wieder ab und hörte

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