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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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des Jahres
    »Verdammte Scheiße, was soll…?«, entfuhr es den Cruise-Knaben fast gleichzeitig.
    Rodriguez runzelte die Stirn.
    »Ich fass es nicht!«, rief Kline. »Das wird ja von Minute zu Minute faszinierender. Der Mann erklärt uns den Krieg.«
    »Ein Spinner, ganz klar«, meinte Cruise Eins.
    »Ein intelligenter, grausamer Spinner, der die Polizei zum Kampf herausfordert.« Offenkundig fand Kline die Konsequenzen äußerst aufregend.
    »Na und?«, nölte Cruise Zwei.
    »Ich habe vorhin erwähnt, dass dieses Verbrechen wahrscheinlich auf großes Medieninteresse stoßen wird. Streichen Sie das. Das könnte zum Verbrechen des Jahres werden, vielleicht sogar zum Verbrechen des Jahrzehnts. Alles daran ist der reinste Medienmagnet.« Klines Augen glitzerten vor Erwartung. Er hatte sich so weit in seinem Stuhl nach vorn gebeugt, dass seine Rippen gegen die Tischkante drückten. Doch genauso plötzlich, wie seine Begeisterung aufgeflammt war, zügelte er sie nun und lehnte sich mit nachdenklicher Miene zurück. Schließlich war Mord etwas Tragisches und musste mit entsprechendem Ernst behandelt werden. »Das polizeifeindliche Element könnte von Bedeutung sein«, fügte er sachlich hinzu.

    »Daran kann kein Zweifel bestehen«, pflichtete Rodriguez bei. »Mich würde interessieren, ob sich vielleicht einer von den Gästen des Instituts schon mal als Gegner der Polizei hervorgetan hat. Wie steht’s damit, Hardwick?«
    Der Chefermittler lachte bellend auf.
    »Was ist so lustig?«
    »Die meisten Gäste, die wir vernommen haben, siedeln die Polizei irgendwo zwischen Finanzamt und Gartenschnecken an.«
    Gurney konnte sich nur wundern, mit welchem Geschick Hardwick hatte durchblicken lassen, dass dies genau seiner Einschätzung des Captain entsprach.
    »Ich möchte ihre Aussagen lesen.«
    »Sie liegen in Ihrem Posteingang. Aber ich kann Ihnen Arbeit ersparen. Die Aussagen sind nutzlos. Name, Beruf, Adresse. Alle haben geschlafen. Niemand hat was gesehen. Niemand hat was gehört, außer Pasquale Villadi, alias Doughboy alias Patty Cakes. Sagt, er konnte nicht schlafen. Hat das Fenster aufgemacht, um frische Luft zu schnappen. Er hat das sogenannte gedämpfte Klatschen gehört - und es auch identifiziert.« Hardwick blätterte durch einen Stoß Blätter in seinem Aktenordner und nahm eins heraus. Kline rutschte wieder nach vorn. »›Hat sich angehört, als wäre jemand abgeknallt worden‹, hat er ausgesagt. Und zwar ganz nüchtern, als wäre ihm das Geräusch nicht unbekannt.«
    In Klines Augen begann es wieder zu funkeln. »Heißt das, zum Zeitpunkt des Mordes war ein Mafiagangster anwesend?«
    »Auf dem Grundstück, aber nicht am Tatort«, präzisierte Hardwick.
    »Woher wollen Sie das wissen?«

    »Weil er Mellerys Assistenten geweckt hat, Justin Bale, einen jungen Mann, der sein Zimmer im selben Gebäude hat wie die Gäste. Villadi hat ihm erzählt, dass er ein Geräusch vom Haus der Mellerys gehört hat. Er dachte an Einbrecher und wollte nachsehen. Als sie sich was angezogen hatten und durch den Garten zur Rückseite des Mellery-Hauses gelaufen waren, hatte Caddy Mellery die Leiche ihres Mannes bereits entdeckt und 911 angerufen.«
    »Aber Villadi hat diesem Bale nicht erzählt, dass er einen Schuss gehört hatte?« Kline klang schon fast wie im Gerichtssaal.
    »Nein. Das hat er uns bei der Vernehmung am nächsten Tag gesagt. Da hatten wir schon die blutige Flasche und die sichtbaren Stichwunden gefunden, aber keine erkennbaren Schusswunden oder andere Waffen, daher sind wir dieser Aussage nicht sofort nachgegangen. Wir dachten, Patty als einer, der öfter mal mit Kanonen zu tun hat, hätte voreilige Schlüsse gezogen.«
    »Warum hat er es Bale nicht erzählt?«
    »Wollte ihm keine Angst machen.«
    »Sehr rücksichtsvoll«, bemerkte Kline. Er warf dem stoischen Stimmel im Nachbarstuhl einen Blick zu, der die spöttische Miene seines Vorgesetzten sogleich nachahmte. »Wenn er …«
    »Aber Ihnen hat er es erzählt«, ging Rodriguez dazwischen. »Nur leider haben Sie nicht aufgepasst.«
    Hardwick unterdrückte ein Gähnen.
    »Was zum Teufel treibt ein Mafiagangster in einem Institut, das ›spirituelle Erneuerung‹ verkauft?«, fragte Kline.
    Hardwick zuckte die Achseln. »Er liebt den Ort, sagt er. Kommt jedes Jahr, um seine Nerven zu beruhigen. Das
reinste Paradies, sagt er. Und Mellery war ein Heiliger, sagt er.«
    »Das hat er wirklich gesagt?«
    »Das hat er wirklich gesagt.«
    »Ein erstaunlicher Fall! Noch

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